Der Flirt mit Köln könnte sich für Heldt noch auszahlen. Kritiker werfen ihm vor, das FC-Interesse deshalb inszeniert zu haben.

München. Horst Heldt war mit voller Leidenschaft bei der Sache. Von Wehmut über die geplatzte Rückkehr zu seinem Heimatclub 1. FC Köln war beim Sportchef von Hannover 96 nichts zu erkennen. Beim 1:3 (1:1) Hannovers am Sonnabend beim FC Bayern München schimpfte Heldt auf die Schiedsrichter, haderte mit dem achtbaren Auftritt seines Teams und sprach über die 96-Zukunft, als habe es die Posse um seine eigene Zukunft gar nicht gegeben. „Kein Problem, ich gehe nach wie vor mit demselben Spaß hier zu Arbeit“, sagte Heldt dazu.

In der vergangenen Woche hatte sich die Rückkehr nach Köln endgültig zerschlagen. „Der 1. FC Köln hat agiert, damit ist das Thema dann auch erledigt“, sagte Heldt, nachdem der FC die Bemühungen um Heldt für beendet erklärt hatte. 96-Clubchef Martin Kind hatte einen Wechsel des noch bis 2020 vertraglich in Hannover gebundenen und erst im März verpflichteten Heldt von Anfang an ausgeschlossen.

Heldt trat in München nun erneut Spekulationen entgegen, er habe das vermeintliche FC-Interesse bewusst lanciert, um Macht und Gehalt in Hannover zu steigern. Denn Heldt winkt nun bei 96 der Aufstieg zum Geschäftsführer Sport. „Anfang des Jahres werden wir die Gespräche fortsetzen. Dann werden wir alle Themenblöcke abgearbeitet haben“, berichtete Heldt. Bereits vor der Partie hatte der 47-Jährige bei Sky bestätigt, dass es in den Gesprächen auch um seine Beförderung gehe.

Heldt und Köln widersprechen sich

Heldt bekräftigte aber, dass nicht er den Kontakt zum Liga-Rivalen Köln aufgenommen habe, sondern von einem Headhunter im Auftrag des FC angesprochen worden sei. Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle hatte zuvor gesagt, Heldt sei auf die Kölner zugekommen. Das Bundesliga-Schlusslicht ist auf der Suche nach einem neuen Manager, weil der frühere 96-Sportchef Jörg Schmadtke den Club verlassen hat.

Der vermeintliche Flirt mit dem FC – ungeachtet dessen, wie heiß er denn tatsächlich war – könnte sich für Heldt in der Tat lohnen. Heldt könnte als Geschäftsführer künftig mehr Spielraum bekommen und müsste Transfers bis zu einer gewissen Grenze nicht mehr absegnen lassen. In der Vergangenheit hatte Heldt über den Einfluss von Aufsichtsratsmitglied Martin Andermatt geklagt. Dem Vernehmen nach empfand Heldt den früheren Bundesligatrainer als eine Art Aufpasser für seine Arbeit. Nach öffentlichem Bekunden sind diese Differenzen aber ausgeräumt.

Zudem soll Heldt künftig das in Hannover schwierige Thema der Fans bearbeiten. Seit Jahren schwelt bei 96 ein Streit zwischen der Fanbasis und Clubchef Kind über dessen Führung und angesichts dessen geplanter Übernahme der Mehrheitsanteile. Heldt hatte sich in der Vergangenheit mehrfach verärgert darüber gezeigt, dass dieser Streit ausgerechnet nach dem Bundesliga-Aufstieg in einem Stimmungsboykott eines Teils der Fans endete. „Ich glaube, dass wir das in der Zukunft besser gestalten müssen“, hatte Heldt zum Dialog mit den Fans gesagt.