Hamburg. Am Freitag startet die Hallenhockeysaison. Aufsteiger Hamburger Polo Club will sich dauerhaft etablieren.

Er ist einer, der in die Zukunft denkt. Aber um zu realisieren, was sie in den vergangenen dreieinhalb Jahren geschafft haben, die Hockeyherren des Hamburger Polo Clubs, hat Matthias Witthaus kürzlich einmal zurück­geblickt. „Vor drei Jahren haben wir noch gegen die Dritten Herren des HTHC gespielt. Dass wir nun die Hallenbundes­ligasaison gegen die Topmannschaft des HTHC eröffnen dürfen, das ist unglaublich“, sagt der 35-Jährige, der mit seiner Mannschaft am Freitag (20.30 Uhr) im Auftaktspiel der Nordliga (siehe Infokasten) an der Barmbeker Straße gastiert.

Witthaus, mit 364 Einsätzen Deutschlands Rekordnationalspieler, ist einer der Wegbereiter für die Entwicklung, die der Traditionsclub von der Jenischstraße – 1500 Mitglieder, 650 davon in der Hockeysparte – genommen hat. Die Vision, die ihm Polos Hockey­obmann Frank Schmidt (50) im Sommer 2014 darlegte, hatte den studierten Sportwissenschaftler dazu gebracht, seinen Job in einer Werbeagentur in Mannheim für die Position als sportlicher Leiter des Herrenhockeys im Polo Club einzutauschen. „Ich fand die Zielstellung total interessant, eine Mannschaft in einem so starken Umfeld aufzubauen und mittelfristig in der Bundesliga zu etablieren“, sagt er.

Menschlich gesehen: Auf Rekordkurs

Einen Fünfjahresplan hatten sie dafür aufgestellt. Doch dann folgten fünf Aufstiege in Serie – zwei auf dem Feld, drei in der Halle –, die der frühere Torjäger noch als Spielertrainer mitverantwortete, bevor er im Sommer dieses Jahres den Schläger endgültig in die Ecke stellte. „Unser erstes Etappenziel war, die Nummer eins im Hamburger Westen zu werden. Das haben wir geschafft“, sagt Witthaus mit Blick auf den Rivalen Großflottbeker THGC, der in der Halle zweitklassig ist und im Feld in der Zweiten Liga hinter Tabellenführer Polo steht.

Trotzdem gelte es nun, weder Bescheidenheit noch Realitätssinn zu verlieren. „Wir haben in der Vorbereitung auf die Halle gemerkt, dass wir mit den großen Vereinen zwar phasenweise mithalten können, uns aber noch Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit fehlen, um solche Spiele auch zu gewinnen“, sagt der Coach. Deshalb sei das Ziel zunächst der Klassenerhalt. „Wir wollen keine Fahrstuhlmannschaft sein.“

Großer Respekt

Wie hoch der Respekt vor dem Emporkömmling ist, zeigt der Fakt, dass viele in der Hamburger Hockeyszene diese Worte für Tiefstapelei halten. Polo wird, anders als vor drei Jahren, vom Hamburger Spitzentrio Harvestehuder THC, Uhlenhorster HC und Club an der Alster ernst genommen und als Konkurrent der Zukunft betrachtet. Das liegt daran, dass Witthaus eine Mannschaft zusammengestellt hat, die eine gute Balance aus erwachsener Erfahrung und jugendlichem Elan verkörpert. An Ex-Nationalspielern wie den Nevado-Brüdern Carlos (35) und Ricardo (27) können sich Talente wie Leon Thörnblom, Franz Lindengrün oder Jendrik Sielaff (alle 22) ausrichten.

Die Hallensaison

Ernst genommen wird der Polo Club aber vor allem auch deshalb, weil er seine wirtschaftliche Struktur professionalisiert und als einziger Hamburger Hockeyverein den Spielbetrieb der Ersten Herren im Herbst mit der Zustimmung von 97 Prozent der Mitglieder aus dem e. V. in eine GmbH & Co. KG ausgegliedert hat. „Wir sind überzeugt davon, dass sich Hockey in Deutschland immer weiter professionalisieren muss, um international mitzuhalten. Leistungssport und Vereinsrecht sind einfach nicht kompatibel, deshalb sind wir diesen Schritt gegangen“, sagt Hockeyobmann Schmidt, der aktuell auch als Geschäftsführer der KG fungiert.

Großer Kreis an Förderern

Schmidt und seine Mitstreiter haben in den vergangenen Jahren einen großen Kreis an Förderern aufgebaut, die in einem Sponsorenclub zusammengeschlossen sind. Dennoch verwahrt sich Witthaus gegen den Vorwurf, nur mit der Macht des Geldes ein neuer „Big Player“ im deutschen Hockey werden zu wollen. „Wir sind mit Sicherheit nicht der Club, der am meisten zahlt“, sagt er. Vielmehr werde der Fokus auf den Aufbau einer starken Jugend gelegt, für die mit Michael Willemsen vor zwei Jahren ein anerkannter Fachmann als sportlicher Leiter eingestellt wurde. „Wir wollen nachhaltige Strukturen schaffen“, sagt Witthaus, „denn unser Engagement ist ein Weg, der noch lange weitergehen soll, und kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist.“ In die Zukunft denken, darum geht es ihnen beim Polo Club.