Hamburg. Dominic Ressel will das Hamburger Judo-Team bei der Club-EM zum Titel führen. Mannschaftliche Geschlossenheit eine große Stärke.

Ewig dankbar sein müssten sie ihm in Judo-Deutschland, dem Vater von Dominic Ressel. Als der Junior vier Jahre alt war, musste er bei Samurai Kiel, wo Papa Oliver als Trainer arbeitete, seine erste Trainingseinheit absolvieren. „Einmal Judo ausprobieren ist Pflicht, hat mein Vater gesagt. Und ich habe seitdem keinen anderen Sport im Verein gemacht“, sagt der 24-Jährige. Wohin sie geführt hat, diese Begeisterung für die technische Vielfalt der japanischen Kampfkunst und die Herausforderung, sich im Duell Mann gegen Mann zu behaupten, lässt sich an den Ergebnissen dieser Saison ablesen.

Silber bei der EM im April in Warschau (Polen), bei seinem ersten internationalen Großeinsatz im Senioren­bereich, steht ebenso in Ressels Bilanz wie der zweite Platz beim Grand-Prix-Turnier im niederländischen Den Haag am vergangenen Wochenende. Dazu kommt der deutsche Mannschaftsmeistertitel mit dem Hamburger Judo-Team (HJT), der an diesem Sonnabend (10 Uhr) in Wuppertal bei der Club-Europameisterschaft veredelt werden kann. „Wir haben ein starkes Team und können dort ganz sicher etwas reißen“, sagt Dominic Ressel.

Mannschaftliche Geschlossenheit

Ein starkes Team, das ist die Grundidee, die HJT-Manager Thomas Schynol und Cheftrainer Slavko Tekic akribisch verfolgen. Mannschaftliche Geschlossenheit ist das Pfund, mit dem sie wuchern und im vergangenen Jahr eine Reihe an deutschen Topkämpfern nach Hamburg locken konnten. „Slavko ist ein Supertrainer, und Thomas hält das Team zusammen“, sagt Ressel. Man achte bei Neuverpflichtungen darauf, dass diese nicht nur sportlich, sondern vor allem charakterlich ins Teamgefüge passen. Dadurch ist ein Zusammenhalt entstanden, den die Spitzenathleten zu schätzen wissen. „Ich hatte schon viele Angebote, für mehr Geld woanders zu kämpfen. Aber das ist für mich bedeutungslos, weil ich weiß, was ich an Hamburg habe. Solange ich das Geld nicht dringend brauche, werde ich nicht wechseln“, sagt Ressel.

13 Teams sind am Start

Der gebürtige Kieler, der als Heimatverein den TSV Kronshagen angibt, aber am Bundesstützpunkt in München trainiert, leidet finanziell aber keine Not. Von der Sportfördergruppe der Bundeswehr wechselte er kürzlich zur Bundespolizei, um eine Ausbildung für die Zeit nach dem Sport vorweisen zu können. Vier Jahre lang muss er dafür vier Monate im Jahr zum Blockunterricht nach Kienbaum, die restlichen acht Monate sind für den Leistungssport reserviert. So kann Ressel seinen Traum von der Olympiateilnahme 2020 in Tokio, im Mutterland seines Sports, mit vollem Einsatz verfolgen. Was auch notwendig ist angesichts der nationalen Konkurrenz in seiner 81-Kilogramm-Klasse, in der der Kölner Alexander Wieczerzak im August in Budapest Weltmeister wurde, als Ressel mit einem Innenbandriss im Knie pausierte.

Wieczerzak steht auch im Kader des HJT, in Wuppertal ist er wegen einer Verletzung aber nicht dabei. Gekämpft wird im K.-o.-Modus in fünf Gewichtsklassen, die das HJT allesamt doppelt besetzt hat. 13 Teams sind am Start, drei haben im Achtelfinale Freilos. „Der Europacup hat große sportliche Klasse, und ich habe ihn noch nicht gewonnen, deshalb hat er hohe Priorität“, sagt Dominic Ressel. Er wird also alles geben, um dem Team zu helfen – und seinen Vater stolz zu machen.