Nicht Michael Stich, der das Tennisturnier am Rothenbaum 2009 vor dem Aus bewahrte, sondern der Österreicher Peter-Michael Reichel soll die Traditionsveranstaltung zu neuem Glanz führen. Das beschloss jetzt der Deutsche Tennis-Bund (DTB). Die Entscheidung überrascht nicht, bot doch Reichel dem Verband mehr Geld, ein zusätzliches Damenturnier, und der 64-Jährige scheint gewillt, sein weltweites Netzwerk für den gesamten Tennisstandort Deutschland einzusetzen. Stichs Beziehungen zum Verband waren dagegen, vorsichtig ausgedrückt, nicht immer von grenzenloser Harmonie geprägt.

Ob das Turnier nach 2018 noch am Rothenbaum gespielt wird, bleibt offen. Der DTB hat dafür öffentlich Bedingungen gestellt. Sollte der Hamburger Senat sich nicht substanziell an der Sanierung der maroden Anlage beteiligen, – was nach Vertragslage allein Aufgabe des DTB wäre –, werde man anderswo aufschlagen. Ob das nun Erpressung oder einfach nur dreist ist, sei dahingestellt. Aber was ist die Drohung des Verbandes? Dass ein drittklassiges Turnier mit einer zuletzt viertklassigen Besetzung in eine Stadt mit weniger Tennisbegeisterung umzieht?

Hamburg hat das Herrenturnier, das unter Stich wieder Gewinn abwarf, in den vergangenen neun Jahren mit rund einer Million Euro unterstützt, hatte zuvor im Jahr 2003 aus dem Topf Wirtschaftsförderung 700.000 Euro an den DTB gezahlt, um nach der Pleite der Schweizer Agentur ISL den Fortbestand des damaligen Masters zu sichern. Und es sei daran erinnert, dass der Tennisbund in den 1990er-Jahren auf dem Höhepunkt der Becker-, Stich- und Graf-Ära sich wie Fürst Neureich gerierte, Kommunen und öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten wie Bittsteller behandelte, mit seinen Landesverbänden und nimmersatten Funktionären die Millionen atemberaubend schnell verprasste. Dass die Stadt, sprich der Steuerzahler, erneut für eine dilettantische Verbandspolitik, die über Jahre keine Rücklagen für vorhersehbare (Dach-)Reparaturen bildete, die Zeche zahlen soll, ist nicht einzusehen.

Der Rothenbaum hat einen wirtschaftlichen und touristischen Wert für Hamburg. Der Senat ist darüber hinaus unverdächtig, leichtfertig städtisches Brauchtum aufs Spiel setzen zu wollen. Bürgermeister Olaf Scholz hat in diesem Juli erstmals das Turnier besucht. Das war ein Statement. Die Stadt hat aber auch gegenüber anderen Verbänden klargestellt: Bei einem Bieterwettbewerb machen wir nicht mit. Und das ist gut so!