Hamburg. Kalle Sauerland will mit einer neuen Serie das Profiboxen seröser machen. Das Ziel, das man sich gesetzt hat, ist ambitioniert.

In die Vorfreude, die Kalle Sauerland (40) seit Monaten ausstrahlt, hat sich in den vergangenen Tagen ein weiteres Gefühl gemischt: Ungeduld. „Ich kann es nicht erwarten, dieses Baby endlich laufen zu sehen“, sagt er. Dieses Baby – das ist die World Boxing Super Series (WBSS), ein neues Format im Profiboxen, in dem acht Kämpfer aus einer Gewichtsklasse innerhalb eines Jahres im K.-o.-System um die Muhammad-Ali-Trophy kämpfen. An diesem Sonnabend (22.15 Uhr/Sat.1) beginnt das Turnier mit dem ersten Viertelfinalkampf im Cruisergewicht (bis 90,7 Kilogramm), wenn der Berliner Marco Huck (32) in der Max-Schmeling-Halle gegen WBO-Weltmeister Oleksandr Usyk (30/Ukraine) in den Ring steigt.

Kalle Sauerland, Mitinhaber des in Hamburg und Berlin ansässigen Profistalls Sauerland, war einer der Ideengeber, seit Monaten arbeitet er als Chief Boxing Officer für die neu gegründete Comosa AG mit Sitz in der Schweiz, die das Turnier organisiert. Das Ziel, das man sich gesetzt hat, ist ambitioniert. „Wir wollen das bedeutendste Boxevent der Geschichte kreieren und die am schnellsten wachsende Sportmarke der Welt sein“, sagt Sauerland.

Innovative Wege

Dafür mussten innovative Wege beschritten werden. Auf einer Gala in Monaco wurden Anfang Juli die acht Viertelfinalduelle im Cruiser- und Supermittelgewicht (bis 76,2 kg) festgelegt, in denen zur WBSS-Premiere gekämpft wird. Allerdings nicht per Auslosung, sondern durch direkte Wahl. Vier gesetzte Boxer durften sich ihre Kontrahenten aussuchen. „Bei uns stehen die Athleten im Mittelpunkt, keine Promoter, Manager oder TV-Sender, die eigene Interessen verfolgen“, sagt Sauerland.

Um Stars von einer Teilnahme zu überzeugen, hatte Comosa ein Gesamtbudget von 50 Millionen Dollar zur Verfügung. Rund zehn Millionen davon bekommen jeweils die Sieger, der Rest sind gestaffelte Preis- und Startgelder. „Natürlich bekommt ein Topstar wie George Groves mehr Startgeld als ein Mike Perez“, sagt Sauerland, „aber wir haben einen Schlüssel gefunden, mit dem alle zufrieden sind.“

Größter Deal aller Zeiten auf britischem Markt

Finanziert wird das Spektakel von den zwei wichtigsten Shareholdern: der Schweizer Vermarktungsagentur Highlight Event & Entertainment, die die Fußball-Champions-League zu einem Erfolgsprodukt gemacht hat, und dem Medienunternehmen Modern Times Group mit Hauptsitz in Stockholm (Schweden). „Beide sehen die Chancen, die das Investment in eine solch erfolgversprechende Marke bietet. Natürlich müssen wir abwarten, wie die erste Staffel funktioniert, aber wir planen langfristig“, sagt Sauerland.

Durch die Vermarktung der TV-Rechte soll ein Großteil der investierten Gelder wieder eingespielt werden. Der zum chinesischen Investmentriesen Everbright gehörende Medienrechtehändler MP & Silva hat die weltweiten Rechte außerhalb der USA erworben und Sublizenzen an nationale Konzerne vergeben. Mit ITV wurde der größte Profibox-Deal aller Zeiten auf dem britischen Markt abgeschlossen, in Deutschland überträgt ProSiebenSat.1 auf seinen verschiedenen Kanälen. Dabei muss garantiert sein, dass alle 14 Kämpfe live zu sehen sind. „Wir wollen die Fans damit binden und ihnen die ganze Geschichte rund um das Turnier liefern“, sagt Sauerland. Eine Geschichte, die Maßstäbe setzen und dem in Deutschland darbenden Preisboxen neues Leben einhauchen soll.