Hamburg. Herbert Hohenberger, neuer Trainer der Oberliga-Eishockeymänner der Crocodiles, ist ein unkonventioneller Typ.

U-Bahnfahren in der Hauptverkehrszeit ist für manche Menschen eine Qual, für die meisten Mittel zum Zweck – und für Herbert Hohenberger die beste Möglichkeit, um abzuschalten. „Zu gucken, was da für interessante Menschen ein- und aussteigen – etwas Schöneres gibt es gar nicht“, sagt der neue Cheftrainer der Oberliga-Eishockeymänner der Crocodiles Hamburg, der den öffentlichen Nahverkehr nutzt, um an seinen Trainingsplänen zu tüfteln, diccroce er noch mit Bleistift auf Papier schreibt, anstatt sie in den Laptop zu tippen. Seit zwei Wochen lebt der Österreicher, der sein Team an diesem Freitag (11.45 Uhr, Eisland Farmsen) zum offiziellen Trainingsstart begrüßt, an der Osterstraße. Seinen Kleinwagen, einen VW Up, hat er seitdem nur dreimal bewegt.

Unkonventioneller Typ

Ein unkonventioneller Typ ist der 48-Jährige, einer, der das Leben für viel zu kurz hält, um sich zu langweilen. Skifahrer, so wie die meisten Jungs aus der Alpenrepublik, hat er nicht werden wollen. Eishockey passte besser zu diesem kernigen, von Emotionen getriebenen Kärntner Naturburschen, der in Villach auf seinem 3000 Quadratmeter großen Grundstück Schafe, Hühner und ein Bienenvolk hält, das 30 Kilo Honig im Jahr produziert. 26 Jahre lang spielte er als Profi, war Nationalspieler und in Deutschlands Topliga DEL für die Kölner Haie und die Augsburger Panther aktiv.

Blick über den Tellerrand

Den Blick über den Tellerrand hat er, bei aller Fokussierung auf den Sport, nie vergessen. Hohenberger, der Frau und Tochter zunächst in der Heimat zurückließ, arbeitete als Assistenzcoach bei den Graz 99ers aus Österreichs Eliteklasse und bei DEL-Club Nürnberg Ice Tigers, war Marketingleiter beim Radiosender „Antenne Kärnten“, vertreibt nebenbei Gesundheitsprodukte der Firma Lava Vitae und leitet ehrenamtlich als Präsident den Kärntner Eishockeyverband. Er mag deutschen Fußball, hat sofort Kontakt zu anderen Hamburger Exil-Kärntnern gefunden, und als gelernter Schreiner sei er in der Lage, alle handwerklichen Tätigkeiten selber auszuführen, „wenn ich das richtige Werkzeug dafür habe“.

Er verachtet Faulheit

Das wollen sie ihm bei den Crocodiles in der Saison 2017/18, die am 29. September mit einem Gastspiel in Duisburg startet, zur Verfügung stellen. Hohenberger, der Leidenschaft und bedingungslosen Einsatzwillen einfordert und Faulheit verachtet, ist von der Professionalität des Clubs angetan. Eine Saisonprognose zu wagen traut er sich noch nicht zu. „Ich habe mich mit den Gegnern noch nicht befasst, bin gerade dabei, mein eigenes Team kennenzulernen. Was ich da bislang gesehen habe, gefällt mir. Wir haben Energie und Routine und sind läuferisch stark“, sagt er. Das Erreichen der Play-offs, wo in der Spielzeit 2016/17 im Achtelfinale Endstation war, sei das Mindestziel.

Regelmäßig mit vier Sturmreihen

Während sein Vorgänger Andris Bartkevics die Leistungsträger oft über Gebühr belastete, will Hohenberger, der zunächst für ein Jahr unterschrieben hat, regelmäßig mit vier Sturmreihen und sechs Verteidigern spielen. Kapitän Christoph Schubert, der in der vergangenen Saison als Co-Trainer fungierte, soll sich auf seine Aufgaben auf dem Eis und in der Geschäftsstelle konzentrieren, einen Assistenzcoach gibt es nicht. „Wenn ich Hilfe brauche, schreie ich. Aber ich bin zum Arbeiten hier“, sagt der Chef. Seine Golfausrüstung hat er trotz Handicap neun deshalb auch zu Hause gelassen. Für die U-Bahn ist so eine Schlägertasche ja auch viel zu sperrig.