Hamburg. Dennis Schröder sorgt mit seiner Leistung für den Auftaktsieg gegen Russland in der Heimspielstätte der Towers in Wilhelmsburg.

Mit einer glänzenden Rückkehr ins Nationalteam hat NBA-Jungstar Dennis Schröder die EM-Hoffnungen der deutschen Basketballer angeheizt. In seinem ersten Länderspiel seit zwei Jahren führte der 23-Jährige das Team von Bundestrainer Chris Fleming beim Auftakt des Supercups in der Wilhelmsburger Edel-optics.de-Arena, der Heimspielstätte der Hamburg Towers, zu einem 79:76 (39:40)-Sieg gegen Russland. Am Sonnabend treffen die Deutschen auf Polen, am Sonntag auf den Olympiazweiten und Vizeweltmeister Serbien.

Knapp zwei Wochen vor dem EM-Start war Schröder mit 28 Punkten bester deutscher Werfer. Der Aufbauspieler der Atlanta Hawks brillierte allein im Schlussviertel mit 16 Zählern. „Wir haben gewonnen, das ist alles, was zählt. Heute war ein erfolgreicher Schritt“, sagte Schröder. Auch für Center Daniel Theis (10) war es der Start in der EM-Vorbereitung. Kapitän Robin Benzing kam nach einer frühen Knieblessur nicht mehr zum Einsatz. „Wir haben Schröder und Theis gut ins Team integriert. Das macht Hoffnung“, sagte Ingo Weiss, der Präsident des Deutschen Basketball Bunds (DBB).

Gleich zu Beginn der unterhaltsamen Begegnung suchten die beiden Kumpel aus alten Braunschweiger Zeiten vor 2085 Zuschauern das Zusammenspiel. Nach Ballübergabe von Theis zog Schröder mit seiner unvergleichlichen Geschwindigkeit zum Korb, war nur mit einem Foul zu bremsen und erzielte per Freiwürfe die ersten deutschen Punkte. Nur wenig später musste das deutsche Team einen Schreckmoment verkraften: Benzing stolperte über das Bein eines Gegenspielers, knickte um und schlug mit dem linken Knie hart aufs Parkett. Gestützt von Teamkollegen humpelte der Spanien-Legionär vom Feld. „Es ist nicht schlimm, wir wollten kein Risiko eingehen. Wenn sich alles gut entwickelt, bin ich am Sonnabend gegen Polen wieder dabei“, sagte Benzing.

NBA-Profis reisten erst spät zum Team

In seinem ersten Auftritt im deutschen Trikot seit dem bitteren EM-Vorrundenaus bei der EM 2015 versuchte Schröder früh, die Abstimmung mit seinen Mitspielern zu finden. Dabei klappte noch nicht jedes Anspiel, mehrfach glänzte der Aufbauspieler aber mit eigenem Abschluss, entweder per Korbleger oder Dreipunktewurf. In einer engen Partie zeigte auch das gesamte deutsche Team gute Ansätze, der 2,16 Meter große Center Isaiah Hartenstein begeisterte mit einem Dribbling hinter dem Rücken und anschließendem Treffer.

Mitte des dritten Viertels zog Russland zwar bis auf zehn Punkte Vorsprung davon, im Schlussabschnitt übernahm aber Schröder das Kommando. Neun deutsche Zähler erzielte er in dieser Phase in Serie, krönte den Zwischensprint per Dunk zum 65:62. Auch am Ende behielt das deutsche Team die Nerven.

Wegen diverser Verpflichtungen waren Schröder und Theis erst in Hamburg zum Team gestoßen. Schröder lief unter anderem beim Afrika-Spiel der NBA in Johannesburg (Südafrika) auf, Theis unterschrieb einen Vertrag bei den Boston Celtics. „Jeder ist ready. Wir wollen ein Topteam sein. Was wir können, haben wir gegen Russland schon in Ansätzen gezeigt.“

Telekom zeigte deutsche EM-Spiele

Aus seinem bisherigen 15-Mann-Kader fehlt Fleming in Hamburg Guard Karsten Tadda mit Knieproblemen. Auch der angeschlagene Center Johannes Voigtmann soll noch nicht spielen, obwohl er wieder mit dem Team trainiert. Für die Europameisterschaft mit der Vorrunde in Tel Aviv müssen noch drei Spieler gestrichen werden. Gegner sind dort die Ukraine, Georgien, Israel, Italien und Litauen.

Die deutschen EM-Spiele werden über Telekom Sport im TV, online über www.telekomsport.de und mobil per App live und kostenlos gezeigt. Die EM ist der Startschuss einer fünfjährigen Kooperation zwischen der Telekom und dem Weltverband Fiba. ARD und ZDF hatten kein Interesse an den Übertragungen. „Livespiele der Basketball-Nationalmannschaft haben leider nicht den notwendigen Zuschauerzuspruch“, sagte Thomas Fuhrmann, Leiter der ZDF-Sportredaktion.

In Hamburg gab DBB-Präsident Weiss bekannt, dass der deutsche Verband bei einer möglichen Kandidatur um die EM 2021 auch die K.-o.-Phase mit dem Finale ausrichten will: „Wir erwägen ernsthaft, uns für Vorrunde und Endrunde zu bewerben. Das wäre für die Generation, die wir jetzt haben, ein Höhepunkt auf dem Weg zur WM 2023 und zu Olympia 2024 in Paris.“ Vor zwei Jahren hatte der DBB eine EM-Vorrunde in Berlin ausgetragen.

Ein EM-Finale in Deutschland gab es zuletzt 1993, die Deutschen gewannen den Titel im Endspiel gegen Russland. Dieses Jahr findet das Kontinentalturnier wie 2015 in vier Ländern statt, dies wäre auch das präferierte Modell des DBB für 2021. Als deutsche Spielstandorte sind Berlin, Hamburg, München, Frankfurt/Main und Köln in der Diskussion. Wann die EM vergeben wird, steht noch nicht fest. Wahrscheinlich soll in der zweiten Jahreshälfte 2018 der Zuschlag erfolgen.

Supercup: Viernationenturnier in Wilhelmsburg: 1. Spieltag: Deutschland – Russland 79:76, Polen – Serbien; 2. Spieltag: Sonnabend, 17.30 Uhr: Deutschland – Polen, 20 Uhr: Serbien – Russland; 3. Spieltag: Sonntag, 15 Uhr: Deutschland – Serbien, 17.30 Uhr: Polen – Russland.