Hamburg. Jonathon Williams kehrt als Topscorer der ProA zurück – und will mit den Türmen aufsteigen.

Zum Gespräch im neuen Café Möwe im Wilhelmsburger Inselpark bringt Jonathon Williams (27) seine Frau Jasmine und sein 18 Monate altes Söhnchen Shawn Michael mit. Williams ist ein Familienmensch; der studierte Soziologe redet mit zaghafter Stimme. Einmal pro Woche macht er mit seiner Frau vor dem DVD-Player Yoga. „Spagat kann ich aber noch nicht“, sagt das 1,98-Meter-Kraftpaket und kichert. Deutsch lernt er vor allem mit Shawns Spielsachen. Sätze wie: „Hallo du, ich bin Pu.“

Aber er hat noch diese andere Seite: Er ist ein getriebener Musterprofi, ein Basketballfreak! Die Deutsch-Amerikanerin Jasmine (24) seufzt und zeigt ein typisches iPhone-Video aus dem Sommerurlaub: Ihr Jonathon hält Shawn an einen Basketballkorb – und der Eineinhalbjährige stopft den Ball ins Netz. „Ich hoffe, er wird Linkshänder wie ich“, sagt „Jon“ Williams.

Basketballfamilie

Seine Frau kann mit der Basketballverrücktheit gut umgehen. Die Quakenbrückerin ist eine geborene Hartenstein, ihr Vater ist der Ex-Bundesligastar Florian Hartenstein, ihr Bruder Isaiah (19) wurde gerade von den Houston Rockets in die NBA gedraftet. Das Center-Talent steht voraussichtlich im deutschen Kader des Supercups in der Edel-optics.de-Arena (18.–20. August). „Das wäre super aufregend, wir haben schon Tickets“, sagt sie. An den letzten Tagen des „Urlaubs“ duellierten sich Bruder und Mann in Quakenbrück mit Dreier- und Dunking-Contests, die Familienmitglieder hielten Pappen mit Noten hoch.

Ziel: Unter die Top zwei

Auch die Rückkehr zum ProA-Zweitligisten Towers hat etwas Familiäres. Headcoach Hamed Attarbashi sagt: „Jon ist unser verlorener Sohn.“ Der Flügelspieler absolvierte bei den Türmen 2015/ 16 seine erste richtige Profistation (nach einem Jahr ProB in Itzehoe) – und hatte mit seinem Lerneifer und seinen Monsterblocks eingeschlagen wie sonst noch kein Amerikaner in Wilhelmsburg. Man konnte ihn damals aber nicht halten (er verpokerte sich wohl auch etwas) – und so glänzte er 2016/17 in Kirchheim als Topscorer der ganzen Liga (18,4 Punkte im Schnitt). Der Mann aus San Francisco gibt zu, dass er Hamburg schöner findet als Holzmaden bei Kirchheim, wo er zuletzt lebte. Sein bester Freund ist Anthony Canty und dessen Bruder Michael sein Agent. Dass die Towers es finanziell stemmen konnten, ihn zurückholen und Canty zu halten, sind Fingerzeige in Richtung Aufstiegskampf. Williams sagt: „Wir wollen unter die Top zwei!“