Hamburg. An diesem Sonnabend kämpfen auf dem Spielbudenplatz die Besten im Basketball 3x3. Paul Owuso: “Mal sehen, wie weit wir kommen“.

Er selbst möchte es eigentlich nicht spielen, findet die Idee aber großartig. Basketball-Superstar LeBron James vom dreimaligen NBA-Champion Cleveland Cavalliers wurde kürzlich gefragt, was er von der modernen Variante drei gegen drei statt klassisch fünf gegen fünf hält. Und als Spielfeld keine Halle, sondern ein Platz unter freiem Himmel. „Great“, sagte er. Aber es auszuprobieren, reize ihn nicht. „Ich bin nicht so gut im Spiel eins gegen eins.“

Die besten Dreier-Teams

Eine unglaubwürdige Aussage, denn natürlich hat auch der große LeBron James Basketballspielen irgendwo auf einem Platz in einer kleinen amerikanischen Stadt gelernt. Und auch für ihn war der Sport eine Möglichkeit, armen Verhältnissen zu entkommen. Als Fortführung des unorthodoxen Streetball hat es drei gegen drei nun sogar ins olympische Programm geschafft. Die Granden des Internationalen Olympischen Komitees haben die Zeichen der Zeit erkannt und verjüngen die traditionellen Wettkämpfe mit modernen Sportarten. In Tokio 2020 werden die besten Dreier-Teams weltweit gegeneinander antreten dürfen. Seit 2012 gibt es schon Weltmeisterschaften.

Gelegenheit, den strukturierten Ableger des Draußenspiels zu sehen, haben Hamburger Fans an diesem Sonnabend auf dem Spielbudenplatz auf St. Pauli. Von 11 Uhr an spielen die besten Mannschaften in vier Kategorien ihren deutschen Meister aus. Insgesamt sind 30 Teams am Start. Zwölf Sekunden Zeit haben die Spieler für einen Wurfversuch, das Spielfeld ist halbiert, was Schnelligkeit und körperliche Präsenz verstärken. „Wir haben ein toughes Image“, sagt Tobias Rosenthal. „Bei uns wird nicht jedes Foul gepfiffen. Auch das macht den Reiz aus.“ Schieben ist erwünscht.

Dozent für Fitness

Rosenthal, 34 Jahre alt, gut aussehend und ziemlich tätowiert, modelt und arbeitet an der Stage School in Hamburg als Dozent für Fitness. Sein Beruf und die damit verbundene gesunde Lebensführung sind auch der Grund, warum er mit über 30 Jahren noch gut dabei ist in diesem Sport. Bis 2014 spielte er für Bramfeld in der Regionalliga. Nun gehört er zum Hamburger Dreier-Team Bad and Boujee. Der Name ist aus dem Song-Repertoire der amerikanischen Hip-Hop-Gruppe Migos entlehnt und bedeutet übersetzt im Straßenjargon so viel wie „krass und reich“.

Mit seinen Spielpartnern Paul Owuso, Jamo Ruppert und Dino Osmik, alle ebenfalls mit Basketballerfahrung bis hin zur Zweiten Liga, stellt er sich bei den ING-DiBa German Championship der Konkurrenz, vorneweg dem favorisierten deutschen Nationalteam.

Dass Bad and Boujee auf diesem Niveau mutmaßlich nicht mithalten kann, stört die Männer nicht. „Es macht einfach Spaß, so zu spielen“, sagt Paul Owuso (31), Ex-Center der zweiten Bundesliga-Mannschaft des SC Rist Wedel und inzwischen im Hauptberuf Personalrecruiter für das Fachkräftevermittlungs-Unternehmen Manpower. „Wir haben in Berlin ein gutes Sommerturnier gespielt“, sagt der 1,99-Meter-Mann. „Mal sehen, wie weit wir kommen.“

Den besten Werfer

Sowieso ist das Beiprogramm der vom Deutschen Basketball Bund promoteten Serie ein erheblicher Faktor. Ein Shoot-Out-Wettbewerb, um den besten Werfer zu ermitteln, und ein Dunking-Contest, die spektakuläre Art, den Ball von oben in den Korb zu stopfen, sind attraktive Pausenfüller. Ein DJ sorgt für die musikalische Untermalung, und ein Charity-Spiel mit Teams aus Spielern der Eishockeymannschaft Crocodiles Hamburg und Jugendlichen vom Basketball-Projekt der Hamburg Towers Sport ohne Grenzen kämpfen um 2000 Euro für ein Sozialprojekt, gespendet vom Energieriesen Vattenfall. Prominente Aushängeschilder der beiden Mannschaften sind Moderator Carsten Spengemann und der Ex-Fußball-Profi Ivan Klasnic.

Mit einem Erfolgserlebnis im Rücken geht bei den Frauen Mirja Beckmann (19) an den Start. Die Studentin der Wirtschaftsmathematik, die in der kommenden Saison für Rotenburg/Scheeßel in der Zweiten Bundesliga spielen wird, wurde 2016 mit ihrem damaligen Team schon Deutsche Vize-Meisterin. Zudem war sie in Kasachstan für ihr Land bei der U18-3x3-WM in dabei. „Olympia 2020 ist natürlich ein Ziel“, sagt sie. „Aber dorthin zu kommen, ist schwer.“ Am Ende qualifizieren sich nur drei Spielerinnen und eine Ersatzfrau.

Beckmann, Tochter von Basketball-Eltern, mag an der Dreier-Variante die individuellen Möglichkeiten im Raum. „Es geht Frau gegen Frau, man hat wenig Zeit, sich zu organisieren, muss schnell agieren. Das gefällt mir.“ Mit dem „Team X“, wie sich die Hamburgerinnen in diesem Jahr nennen, rechnet sie sich durchaus Chancen aus. Die jungen Frauen sind gut aufeinander eingestellt, schließlich kennen sich Jennifer Struve, Yalda Ajubi, Benita Naumann und Mirja Beckmann aus der Ersten Regionalliga des Ahrensburger TSV.

"Geld aus dem Sporttopf"

Für den Deutschen Basketball-Verband ist die Etablierung von 3x3 als olympischer Wettbewerb ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Vor allem finanziell verspricht sich Ingo Weiss, der Präsident, einen Schub. „Wir brauchen Geld aus dem Sporttopf“, sagt er. Nicht nur für die junge Serie, auch für den Klassiker fünf gegen fünf. Trotz der NBA-Exporte Dirk Nowitzki, Dennis Schröder und Co. fristet Basketball hierzulande ein Nischendasein. Die TV-Übertragung der Spiele erfolgt zumeist nur in Spartensendern oder Streams. Selbst von der Europameisterschaft (31.8. bis 17.9.), immerhin mit NBA-Star Schröder, wird es wohl keine Livebilder bei ZDF und ARD geben.