London. Serbe musste im Viertelfinale gegen Berdych aufgeben. Auch Titelverteidiger Murray verliert angeschlagen. Federer tröstet beide.

Nach seiner verletzungsbedingten Aufgabe im Viertelfinale von Wimbledon erwägt der ehemalige Weltranglisten-Erste Novak Djokovic eine längere Pause. Die Probleme am Ellbogen schleppe er seit etwa anderthalb Jahren mit sich herum, sagte der 30 Jahre alte Tennisprofi aus Serbien am Mittwochabend in London.

Beim Stand von 6:7 (2:7), 0:2 hatte er gegen den Tschechen Tomas Berdych aufgegeben. „Ich habe mit mehreren Spezialisten gesprochen, niemand hat etwas Genaues sagen können. Je mehr ich spiele, desto schlimmer wird es“, sagte der dreimalige Wimbledon-Champion. Es habe auch Ärzte gegeben, die ihm jetzt zu einer Operation rieten.

Behandlung schon während des Spiels

Schon während der Partie gegen Berdych hatte sich Djokovic am rechten Schlagarm behandeln lassen, konnte wegen der Schmerzen vor allem beim Aufschlag und der Vorhand aber nicht weiterspielen. „So stark wie heute hat es noch nie weh getan. Das ist kein gutes Zeichen“, sagte der frühere Schützling von Boris Becker.

"Es ist nicht die Schulter, es ist der Ellenbogen, der mich schon seit anderthalb Jahren beschäftigt", erklärte Djokovic: "Ich habe alles versucht, aber leider war es heute am Schlimmsten. Das muss ich akzeptieren." Weil sein Achtelfinale gegen den Franzosen Adrian Mannarino am Montagabend wegen Dunkelheit nicht mehr gespielt werden konnte und auf Dienstag verschoben wurde, musste Djokovic an zwei aufeinanderfolgenden Tagen spielen.

Titelverteidiger Murray verliert angeschlagen

Auch Titelverteidiger Andy Murray war in seinem Viertelfinale gegen den Amerikaner Sam Querrey sichtbar angeschlagen und verlor in fünf Sätzen 6:3, 4:6, 7:6 (7:4), 1:6, 1:6. Nach dem Match sagte Murray, seine Hüfte habe bereits "das ganze Turnier wehgetan". Dennoch suchte der Brite nicht nach Ausreden. "Ich habe nicht gut genug gespielt, um länger dabei zu bleiben. Sam hat am Ende großartig aufgeschlagen. Ich habe mein Bestes gegeben, bin stolz darauf, aber jetzt traurig, dass es vorbei ist", sagte Murray.

Querrey, der im vergangenen Jahr in Wimbledon Djokovics Siegesserie nach vier Majortiteln beendet hatte, spielt gegen Marin Cilic um den Einzug ins Endspiel. Der frühere US-Open-Sieger aus Kroatien setzte sich gegen Nadal-Bezwinger Gilles Muller (Luxemburg) 3:6, 7:6 (8:6), 7:5, 5:7, 6:1 durch.

Debakel in den letzten Minuten

Murray dagegen muss zuschauen, wenn sich die besten Vier treffen. Das war ihm seit seiner Halbfinal-Premiere vor neun Jahren nur einmal passiert: 2014, damals erholte er sich gerade von einer Rückenoperation. Auch diesmal litt Murray unter Verletzungsproblemen. Seine Hüfte schmerzte, er verpasste einen Teil der Vorbereitung. Dennoch hatte er sich die Niederlage gegen Querrey auch selbst zuzuschreiben.

In den ersten Sätzen verbrachte Murray mehr Zeit als nötig auf dem Court, er führte im zweiten Durchgang bereits mit einem Break Vorsprung und warf den Satz weg, als er zehn Minuten völlig neben sich stand. Im dritten Durchgang schlug er bereits zum Satzgewinn auf und musste doch den Umweg über den Tiebreak nehmen. Daraufhin war seine Kraft endgültig aufgebraucht. In den letzten Minuten wurde das Match für Murray zum Debakel.

Federer nun scheinbar nicht mehr zu stoppen

Da Rafael Nadal längst die Heimreise nach Mallorca angetreten hatte, bleibt im Halbfinale aus dem Kreis der "Fantastischen Vier", die den Titel der "All England Championships" in den letzten 15 Jahren unter sich ausgemacht hatten, nur noch Roger Federer übrig.

Nach dem Aus seiner Dauerrivalen scheint der Schweizer auf seinem Weg zum historischen achten Triumph im All England Club nicht zu stoppen zu sein. Gegen Milos Raonic aus Kanada gewann Federer 6:4, 6:2, 7:6 (7:4) und hat bei der 131. Auflage der Championships noch immer keinen Satz verloren. Der 35-Jährige revanchierte sich in 1:58 Stunden für die Halbfinal-Niederlage aus dem Vorjahr. "Ich bin glücklich, dass mein traumhafter Lauf weitergeht", sagte Federer.

Genesungswünsche an die Konkurrenz

Anders als seine langjährigen Weggefährten ist Federer nach seiner Pause in der Sandplatzsaison "ausgeruht und voller Selbstvertrauen". Dennoch zeigte er sich "überrascht, dass die anderen drei raus sind". Sein eigenes Ziel, "in der zweiten Wimbledon-Woche das beste Tennis zu spielen, scheint gut aufgegangen zu sein", sagte Federer. Am Freitag geht er als Favorit ins Duell mit Berdych.

Nach seinem Sieg im 100. Wimbledon-Match schickte Federer im Stile des großen Sportmanns, der er ist, Genesungswünsche an Murray und Djokovic. "Ich hoffe, dass sich Andy und Novak schnell erholen, damit sie auf der amerikanischen Hartplatzsaison wieder voll angreifen können."