München. Der frühere Stabhochspringer und Leipziger Athletik-Trainer ist an Leukämie erkrankt. Jetzt steht eine Chemotherapie an.

Der frühere Weltklasse-Stabhochspringer Tim Lobinger kämpft gegen Leukämie. Der 44 Jahre alte einstige Leichtathletik-Star unterzieht sich derzeit in seiner Wahlheimat München einer Chemotherapie gegen die Blutkrebserkrankung. „Bisher reagiert Tim positiv auf die äußerst aggressive Behandlung, was ihn und die behandelnden Münchner Ärzte vorsichtig optimistisch stimmt. Dennoch wird der Heilungserfolg von vielen Faktoren abhängen“, heißt es in der Erklärung seines Managements vom Donnerstag an die Deutsche Presse-Agentur.

Lobinger war 1997 der erste deutsche Stabartist, der im Freien die Sechs-Meter-Marke überwand. 2003 gewann er in Birmingham Gold bei den Hallen-Weltmeisterschaften. Über viele Jahre hinweg war der extrovertierte Athlet eine der prägenden Figuren seiner Sportart: Der einstige Teamsprecher des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) galt auch als streitbarer Geist und legte sich schon mal mit den Funktionären an.

DLV-Chef macht Lobinger Mut

DLV-Chef Clemens Prokop wünscht Lobinger alles Gute bei der Genesung und glaubt an dessen Heilung. „Tim ist ein Kämpfer. So habe ich ihn in vielen Jahren unserer langen und freundschaftlichen Bekanntschaft immer erlebt. Und deshalb bin ich überzeugt davon, dass er alles geben wird, um diese Krankheit zu besiegen“, sagte der Verbandspräsident der dpa. Die Nachricht habe ihn „sehr betroffen“ gemacht, meinte Prokop, „sie war ein Schock für uns alle. Jetzt kann ich ihm nur alles Gute wünschen, dass die Behandlung greift und die Krankheit geheilt werden kann.“

Lobinger war nicht nur ein Kämpfer, auch für eine Show war das Vermarktungstalent zu seiner aktiven Zeit oft zu haben. Bei seinem Triumph beim Weltcup-Finale 2003 in Monaco zeigte er im Überschwang der Gefühle gar seinen nackten Hintern und wurde dafür mit einer Geldstrafe vom Weltverband IAAF belegt. Lobinger nahm's locker. „Ich habe so eine dicke Haut, ich vertrage so viel Kritik“, sagte er damals.

Vier Jahre Trainer bei RB Leipzig

Nach seiner Karriere arbeitete er vier Jahre lang als Athletiktrainer bei den Fußballern von RB Leipzig. 2016 kehrte er aus privaten Gründen mit seiner Familie nach München zurück. Dort baut Lobinger derzeit ein funktionelles Trainingszentrum auf und hat sich als Athletiktrainer für Spitzensportler spezialisiert. „Alles Gute und viel Kraft Tim“, twitterte RB Leipzig.

Ende des vergangenen Jahres meldete sich Lobinger noch voller Tatendrang. Einige Wochen später verschob der viermalige Olympia-Teilnehmer und 15-malige deutsche Meister ein Telefon-Interview, weil er mit Fieber im Bett lag. „Unmittelbar nach der Diagnose der Krankheit im März wurde die stationäre Behandlung eingeleitet, die mehrere Chemotherapien und eine kommende Stammzelltransplantation umfasst“, ließ Lobinger nun mitteilen. Zu weiteren Details will er sich nicht äußern. Genauso wenig möchte er, dass über seine Krankheit spekuliert wird. Deshalb machte er sie nun öffentlich.

Lobinger gewann drei EM-Medaillen

Bei Freiluft-Europameisterschaften hat Lobinger, der in Rheinbach geboren ist und unter anderem für Bayer Leverkusen, den ASV Köln und die Stadtwerke München startete, drei Medaillen gewonnen: Silber 1998 in Budapest und 2006 in Göteborg sowie Bronze 2002 in München. 1997 sprang er in Köln-Müngersdorf deutschen Rekord mit 6,00 Metern. Erst 2012 hatte der Olympia-Zweite Björn Otto diese Marke um einen Zentimeter übertroffen.

„15 Jahre lang sind wir zusammen durch die Welt gereist, deshalb hat mich die Nachricht total geschockt“, sagte sein früherer Kollege und Konkurrent Danny Ecker. „Was ich jetzt tun kann, das ist nur, Tim die Daumen zu drücken, ihm viel Kraft und Mut und gute Besserung zu wünschen“, meinte der ehemalige Weltklasse-Stabhochspringer von Bayer Leverkusen.

Verwehrt blieb Lobinger eine Medaille bei Olympischen Spielen und Freiluft-Weltmeisterschaften. 2011 ehrte der DLV den Stabhochspringer bei den nationalen Titelkämpfen in Kassel mit dem Rudolf-Harbig-Preis. Seitdem trieb er seine berufliche Karriere weiter voran. Sein Kampfgeist und seine Physis als langjähriger Leistungssportler, das hofft Lobinger, wird ihm auch in der nun so schwierigen Situation helfen.