Dortmund. Zwischen Erleichterung und Entsetzen: Was die Dortmunder Betroffenen und ihre Konkurrenten zum Durchbruch der Ermittler sagen.

Zehn Tage nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ist den Ermittlern mit der Festnahme eines Deutschrussen offenbar der große Durchbruch gelungen. Der 20-fache Mordversuch erfolgte demnach offenbar aus Habgier. Um Millionen mit Aktienoptionen zu verdienen, hatte der Mann den Tod einer ganzen Fußballmannschaft in Kauf genommen.

In der Branche wurde auf den Fahndungserfolg mit Erleichterung reagiert – aber auch mit Entsetzen über das Tatmotiv. Borussia Dortmund bedankte sich "in aller Form" bei den Behörden und will nun aus den neuen Enthüllungen Konsequenzen ziehen. „Wir werden jetzt im Rahmen unserer Möglichkeiten die Sicherheitsvorkehrungen noch mal dramatisch nach oben schrauben“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzte der „Bild“-Zeitung. Für alle im Verein sei es „sehr, sehr wichtig“, dass nun alle Hintergründe der Tat aufgeklärt werden.

Das unterstrich auch Marcel Schmelzer: „Für alle, die im Bus saßen, würden diese Informationen den Verarbeitungsprozess deutlich erleichtern“, wurde der BVB-Kapitän in einer Mitteilung des Vereins zitiert.

Erleichterung nach Festnahme des mutmaßlichen BVB-Attentäters

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    Tuchel: Aufklärung "sehr wichtig"

    Ähnlich äußerte sich Dortmunds Trainer Thomas Tuchel. "Ich bin überzeugt davon, dass Aufklärung für uns alle sehr wichtig ist", sagte er bei der Pressekonferenz am Nachmittag, "es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl, dass es offensichtlich einen Durchbruch gegeben hat." Das Tatmotiv könne er "weder rational noch emotional nachvollziehen". Er selbst könne mit den Ereignissen umgehen, aber es stehe ihm nicht zu, für die Mannschaft zu sprechen. Sie sei durch die Ereignisse "komplett aus ihrem Bezugsrahmen gerissen" worden, was letztlich auch im Champions-League-Viertelfinale gegen den AS Monaco den entscheidenden Unterschied ausgemacht habe.

    Sportdirektor Michael Zorc sprach in einem Interview von einem "guten Tag" und sprach der Polizei im Namen der Mannschaft seinen Dank aus auch dafür, dass sie die Profis, ihre Familien und Häuser in den vergangenen Tagen beschützt habe. Für Zorc macht das Tatmotiv keinen Unterschied: "Ob es ein terroristischer Anschlag war oder reine Habgier, das ist genauso krank." Dass die Welt immer verrückter werde, sei keine neue Erkenntnis, damit müsse man umgenen.

    Kovac: "Gier ist eine Todsünde"

    Bayern-Trainer Carlo Ancelotti drückte noch einmal sein Mitgefühl mit dem Konkurrenten aus. „Leider gibt es verrückte Menschen. Es ist schwer, solche verrückten Menschen zu verstehen. Dortmund musste einen sehr traurigen Moment durchleben“, sagte der Italiener. Er hoffe, dass so etwas nie wieder im Sport vorkomme. Gerade der Sport solle den Menschen Freude bereiten.

    Ancelottis Frankfurter Amtskollege Niko Kovac hat für das mutmaßliche Motiv einer Aktienspekulation kein Verständnis. „Gier ist eine Todsünde“, sagte der frühere HSV-Profi. „In unserer Gesellschaft ist das immer weiter, immer schneller, immer weiter, immer höher weit verbreitet. Darüber sollte man sich mal Gedanken machen.“