Essen/Liverpool. Nach der 1:3-Niederlage in Leicester kehrt bei den “Red“ Ernüchterung ein. Dabei kämpft Klopp verbal schon um seinen Job.

Im Herbst sah es noch so aus, als würde der FC Liverpool ein Wörtchen um die Meisterschaft in der englischen Premier League mitreden können. Bis an die Tabellenspitze schaffte es die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp sogar zwischenzeitlich. Ein paar Monate später ist von jener Euphorie nicht mehr sonderlich viel übrig.

Von den zwölf Pflichtspielen im Jahr 2017 hat der traditionsreiche Club nur zwei gewinnen können. Jüngstes Misserfolgserlebnis: Die 1:3-Niederlage beim amtierenden Meister Leicester City, der allerdings in dieser Saison gravierende Probleme hat und tief in den Tabellenkeller gestürzt ist. Trainer Claudio Ranieri wurde in der vergangenen Woche deswegen entlassen. Eine Rochade, die zumindest gegen Liverpool half.

Klopp: "Wie bei einem Freundschaftsspiel"

He's still there: Fans mit Masken des entlassenen Leicester-Helden Claudio Ranieri
He's still there: Fans mit Masken des entlassenen Leicester-Helden Claudio Ranieri © Imago/BPI

"Wir wussten, dass es ein emotionales Spiel werden würde, aber wir waren nicht bereit dafür", sagte der frühere Dortmunder Trainer Klopp und sprach die mangelhafte Leistung seiner Mannschaft deutlich an. "Wir waren vom Anfang bis zum Ende nicht gut genug. Wir allein sind verantwortlich für das, was passiert ist, niemand anderes", sagte er und kam sich beim ersten von zwei Treffern Jamie Vardys vor "wie bei einem Freundschaftsspiel": keine Organisation, keine Zweikämpfe, zu wenig Gegenwehr.

Dabei hat Liverpool gerade gegen die Großen in der Liga immer wieder tolle Leistungen gezeigt, strauchelt aber dafür auch sehr regelmäßig über jene Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte. "Was heute Abend passiert ist, ist schon zu häufig passiert", ärgerte sich Klopp, "jeder, der unsere Leistungen in dieser Saison verfolgt, weiß, wie gut wir sein können. Das macht es noch schwieriger, diese Leistung zu akzeptieren."

Klopp holt weniger Punkte als Rodgers

In die vorbehaltlose Zuneigung dem Trainer gegenüber mischen sich mehr und mehr auch kritische Fragen. Auch wegen Verletzungssorgen stellte Klopp Lucas, eigentlich ein Mittelfeldspieler, in der Innenverteidigung auf. Der Brasilianer hinterließ gegen den Doppeltorschützen Vardy keinen guten Eindruck. "Wir spielen alle um unsere Zukunft, ich ebenfalls", sagte Klopp nach der Partie, "wenn wir verlieren, fühle ich mich maximal verantwortlich."

Mittlerweile liegt der LFC 14 Punkte hinter Tabellenführer FC Chelsea, drei sind es bis zu Manchester City auf Platz drei, nur einer bis zum FC Arsenal, gegen den es am kommenden Sonnabend (18.30 Uhr) geht, auf Platz vier. "Wir müssen eine Reaktion zeigen", fordert Klopp. Falls nicht, droht weiteres Ungemach. Denn Manchester United liegt nur einen Punkt hinter dem Klopp-Club - und hat sogar noch ein Nachholspiel. Gerät Europa außer Reichweite, könnte es ungemütlich werden um den Trainer. Zum Vergleich: Klopps Vorgänger Brendan Rodgers holte in 55 Premier-League-Partien 97 Punkte, der frühere Dortmunder nur 94.