Maui. Nach Hymnen-Skandal, Verletzungs-Pech und Wetter-Chaos verpasste die Mannschaft von Barbara Rittner in den USA das Halbfinale.

Der Trip auf die hawaiianische Trauminsel Maui wurde für das deutsche Fed-Cup-Team zum Albtraum: Nach Hymnen-Skandal, Verletzungs-Pech und Wetter-Chaos verpasste die Mannschaft von Barbara Rittner durch ein 0:3 gegen Gastgeber USA das Halbfinale und muss am 22./23. April in die Playoffs um den Klassenerhalt in der Weltgruppe. Damit ist frühstens im November 2018 ein neuer Angriff auf den ersehnten dritten Fed-Cup-Titel nach 1987 und 1992 möglich.

Den K.o. machte am zweiten Tag die 6:3, 4:6, 0:6-Niederlage von Andrea Petkovic (Darmstadt) gegen Australian-Open-Halbfinalistin Coco Vandeweghe perfekt. Die Hessin konnte auch eine 4:2-Führung im zweiten Satz nicht nutzen und gab nach einer Verletzungspause von Vandeweghe die letzten zehn Spiele in Folge ab.

Solist sang erste Strophe der Hymne

Bereits am Sonnabend deutete sich an, dass sich im direkt am Pazifik gelegenen Royal Lahaina Resort scheinbar alles gegen die ohne die Weltranglistenzweite Angelique Kerber angetretenen Gäste verschworen hatte. Bei der Eröffnungszeremonie sang der Solist die erste Strophe des Deutschlandliedes (“Deutschland, Deutschland über alles“).

„Das war eine absolute Unverschämtheit und Frechheit, das absolut Allerletzte. Das war das Schlimmste was mir in meinem Fed-Cup-Leben je passiert ist. Wir haben das Jahr 2017 - dass darf einfach nicht passieren. Es ist peinlich und spricht für die Ignoranz“, schimpfte Petkovic nach dem 6:7 (10:12), 2:6 gegen Alison Riske im ersten Einzel über die Vorkommnisse.

Kommentar: Eine Peinlichkeit und skandalöse Reaktionen

Auch Rittner war entsetzt: „Das ist echt ein Skandal und unentschuldbar, eine respektlose Nummer. Ich hätte heulen können, denn es ist im Fed Cup immer ein heiliger Moment, ein Gänsehaut-Moment, die Hymne zu hören“, sagte die 43-Jährige und meinte: „Was passiert ist, trifft einen tief.“

Es passte ins Bild eines „gebrauchten Tages“, dass sich Julia Görges (Bad Oldesloe) im zweiten Einzel beim Stand von 3:6, 1:3 gegen die amerikanische Nummer eins Vanderweghe am linken Knie verletzte - und am Sonntag nicht mehr antreten konnte. Nach dreimaliger Regenunterbrechung und einer Wartezeit von insgesamt knapp vier Stunden war das Match zunächst auf Sonntag verschoben worden.

Görges verdreht sich Knie auf nassem Platz

Görges war unmittelbar vor dem Abbruch auf der durch den Regen bereits rutschigen Grundlinie ausgerutscht und hatte sich das Knie verdreht. „Man kann dem Weltverband ITF den Vorwurf machen, dass sie nicht früher abgebrochen haben“, meinte Rittner.

Sowohl Petkovic als auch Görges hatten noch unter dem Eindruck des Hymnen-Eklats gestanden. Die deutsche Mannschaft um Rittner, die DTB-Delegation sowie die rund 20 deutschen Fans hatten sichtlich geschockt das Geschehen verfolgt.

„Jule Görges hat sofort zu heulen angefangen, als sie die ersten Worte des Sängers gehört hat. Und ich hatte auch Tränen in den Augen und war wütend“, meinte Petkovic, die sichtlich aufgewühlt war: „Dass das im 21. Jahrhundert passiert, in Amerika und nicht irgendwo in Timbuktu, das ist bezeichnend.“ Am Sonntag relativierte die Hessin ihre Aussagen ein wenig: „Wir befürchteten, das Ganze könne auf uns zurückfallen. Das erklärt die emotionale Ausdrucksweise vielleicht etwas besser.“

Der US-amerikanische Tennisverband (USTA) jedenfalls zeigte sich peinlich berührt und entschuldigte sich „aufrichtig“ bei der deutschen Mannschaft und deren Fans. „Es war in keinster Weise respektlos gemeint“, hieß es. Verbandspräsidentin Katrina Adams hatte sich bei Rittner sofort persönlich entschuldigt.

Statt im April gegen Titelverteidiger Tschechien in einem Heimspiel in Stuttgart um den Final-Einzug zu spielen, muss das Rittner-Team wie bereits 2016 in die Relegation.