Riesenenttäuschung nach großer Hoffnung im Vorfeld. Das liegt auch am hochgehandelten Hamburger Zverev. DTB will Boris Becker.

Frankfurt/Main. Abstiegskampf statt Aufbruchstimmung, Frust statt Viertelfinale: Das deutsche Davis-Cup-Team muss zum dritten Mal in Serie in die Relegation um den Klassenerhalt der Weltgruppe. Der hochgehandelte Tennis-Teenager Alexander Zverev unterlag am Sonntag im Spitzeneinzel gegen Steve Darcis nach 2:59 Stunden 6:2, 4:6, 4:6, 6:7 (8:10). Beim Stand von 1:3 war die Niederlage gegen die ersatzgeschwächten Belgier in der Frankfurter Ballsporthalle schon vor dem letzten Match besiegelt. "Der ganze Davis Cup ist schlecht für uns gelaufen", sagte Alexander Zverev: "Heute war ich müde, das Doppel hat sehr viel Energie gekostet. Und Steve hat sehr gut gespielt, ihm liegt der Platz besser als mir, seine Bälle sind kaum noch abgesprungen."

Bei seinem Debüt als deutsche Nummer eins erdrückte Zverev die Last der Verantwortung. Dem problemlosen Sieg gegen Außenseiter Arthur De Greef folgten zwei schwache Auftritte. Im Doppel verlor er trotz der Unterstützung des dreimaligen Wimbledonsiegers Boris Becker, der in der deutschen Box saß, gemeinsam mit seinem Bruder Mischa (29) gegen Ruben Bemelmans und Joris De Loore 3:6, 6:7 (4:7), 6:4, 6:4, 3:6. Gegen Darcis, in Abwesenheit des Weltranglistenelften David Goffin belgischer Top-Spieler, entglitt ihm das Match nach einem nahezu perfekten Auftakt.

Zverev führte im zweiten Satz mit 4:2, alles lief nach Plan auf die entscheidende fünfte Partie hinaus, in der Philipp Kohlschreiber als haushoher Favorit galt. Doch plötzlich machten sich die Strapazen nach drei Tagen Davis-Cup-Tennis bemerkbar. Zverevs erster Aufschlag, den er oft mit mehr als 220 km/h über das Netz prügelt, versagte ihm den Dienst. Kamen im ersten Durchgang noch 80 Prozent ins Ziel, verfehlten in den Sätzen zwei und drei mehr als die Hälfte aller Aufschläge ihr Ziel. Darcis nahm die Geschenke dankbar an und zermürbte Zverev mit seinen tiefen Slicebällen, wie er es bereits bei seinem Auftaktsieg gegen Kohlschreiber getan hatte.

Becker warnt und plaudert Details aus

Der zweimalige Davis-Cup-Champion Becker hatte in all seiner Tennis-Weisheit am Abend zuvor gewarnt, vorschnell Zverev als Heilsbringer auszurufen. „Jeder Sport muss erst einmal gespielt werden, und wer auf dem Papier Favorit ist, ist noch nicht der sichere Sieger“, sagte Becker beim Ball des Sports im ZDF.

Überraschend bestätigte Becker daraufhin Verhandlungen mit dem DTB. „Der DTB hätte gerne, dass ich eine Rolle im Davis Cup übernehme“, sagte er in Wiesbaden: „Das ehrt mich erstmal, aber es ist noch nicht zu Ende diskutiert, was das ist.“ Auf jeden Fall sei da etwas „in der Mache“. DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff ließ mitteilen, dass der Verband „immer an der Expertise“ seines erfolgreichsten Spielers interessiert sei.

Nähere Details verriet niemand, allerdings könnten die Zverev-Brüder und Kohlschreiber Beckers Rat in der Relegation (15. bis 17. September) gut gebrauchen - wenn sie denn zur Verfügung stehen. Im vergangenen Jahr fehlten alle drei beim Zittersieg in Berlin gegen Polen.