Hamburg. Andreas Kraniotakes will sich in der Inselparkhalle zum MMA-Champion küren – als Sozialpädagoge setzt er sich für Gewaltprävention ein.

Wer dieses 1,90 Meter große Kraftpaket kämpfen sieht, würde nie für möglich halten, womit es sich ansonsten beschäftigt. Noch in diesem Jahr wird das zweite Kinderbuch von Andreas Kraniotakes erscheinen. In seinem Erstlingswerk „Der schwarze Ritter“ hatte der Deutsch-Grieche 2014 die Geschichte von einem afrikanischen Flüchtlingsjungen erzählt, der über das Mittelmeer nach Europa kommt. Der Erlös geht an eine Kinderhilfsorganisation. Das ist die eine Seite des 35-Jährigen. Die andere: Als einer der besten deutschen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer in den Käfig zu steigen.

Wer wissen will, was MMA (deutsch: „Gemischte Kampfkünste“) ist, kann sich an diesem Sonnabend (ab 17 Uhr) in der Wilhelmsburger Inselparkhalle selbst ein Bild davon machen. Zur zehnten Jubiläumsveranstaltung kommt die German MMA Championship (GMC) erstmals nach Hamburg. Der frühere Schwergewichts-GMC-Champion Kraniotakes – Spitzname „Big Daddy“ – tritt gegen den Polen Martin Zawada im Hauptkampf um den Titel im Halbschwergewicht an.

Mix aus Boxen, Judo und Taekwondo

GMC – das ist die führende Mixed Martial Arts Eventreihe in Deutschland und bietet den besten deutschen Kämpfern eine professionelle Bühne, um sich für das weltweit bekannte Pendant UFC (Ultimate Fighting Championship) zu empfehlen. In den USA hat sich UFC längst zum Milliardengeschäft mit Topquoten im Fernsehen entwickelt.

MMA vereint verschiedene Kampfsportdisziplinen (zum Beispiel Boxen, Judo oder Taekwondo), signifikant ist der bedrohlich wirkende Käfig, in dem sich die Protagonisten duellieren. „Es hat die Anmutung, als seien wir eingesperrt. De facto schützt uns aber der Käfig“, erklärt Kraniotakes. Und: „In einem Ring könnten wir durch die Seile rutschen und eineinhalb Meter in die Tiefe fallen. Dabei könnte es schlimmere Verletzungen geben als im Kampf.“ Wegen seiner Brutalität wird MMA allerdings auch häufig kritisch gesehen. Bis vor Kurzem waren TV-Übertragungen in Deutschland verboten. Der Hamburger Kampfabend ist bei „ranfighting.de“ gegen Gebühr zu sehen.

Kraniotakes wählt seine Worte mit Bedacht

Kraniotakes, seit zwölf Jahren aktiv, sieht sich längst auch als Botschafter eines oft aus seiner Sicht unverstandenen Sports und liebt es, das Schubladendenken seiner Mitmenschen aufzudecken. „Nur weil jemand sagt, es passt nicht zu einem bösen Käfigkämpfer, lasse ich mir nicht verbieten, ein Kinderbuch zu schreiben. Warum soll ich nicht mehrere Facetten meiner Persönlichkeit ausleben können?“

Der gebürtige Münchner wählt seine Sätze mit Bedacht und formuliert sie eloquent. Der Sport ist sein Leben. Hauptsächlich in Köln absolviert er seine Übungseinheiten, zumeist sind es zehn pro Woche (je zwei Stunden). Für Bodenkampf, Stehkampf und Ringen hat er verschiedene Trainer engagiert. Nebenbei kommentiert er im TV MMA-Kämpfe. Als studierter Diplom-Sozialpädagoge gründete Kraniotakes parallel auch eine Agentur für Gewaltprävention und hilft beispielsweise, Deeskalationsteams aufzubauen. „Meine Botschaft, die ich vermitteln will, lautet, dass man auf Menschen mit offenem Herzen zugehen sollte, auch wenn sie einem vielleicht fremd vorkommen.“

Flüchtling brachte ihn auf die Buch-Idee

Auf die Idee eines Kinderbuchs („Ich bin schon mein Leben lang ein Freund von Geschichten gewesen“) kam er durch seinen besten Freund, der einst als Flüchtling aus dem Iran einwanderte. „Schreiben ist mein einziges musisches Talent. Ich kann weder singen noch ein Instrument spielen, habe keine handwerklichen oder bildhauerischen Fähigkeiten.“

Am Sonnabend ist Kraniotakes allerdings nicht der einzige Akteur mit einem eher ungewöhnlichen Lebenslauf. Ebenfalls in den Käfig steigt Anne Merkt. Die 30-jährige Hamburgerin arbeitet als Psychologin an der Universität Bremen und holt sich, quasi als Entspannung, nach ihrem eher kopflastigen Job das nötige Adrenalin beim MMA.

Info:

German MMA Championship – GMC10,
Sa (ab 17 Uhr), acht Kämpfe, Inselparkhalle
Wilhelmsburg, Karten ab 33,15 Euro. Live bei:
www.ranfighting.de (9,99 Euro Gebühr)