Darmstadt. Kahlschlag nach der 0:2-Niederlage gegen den HSV. Präsident Fritsch fordert neue Impulse. Sollen die von Labbadia kommen?

Die fünfte Pleite in Folge war zu viel: Darmstadt 98 hat sich am Montag von Trainer Norbert Meier und Sportdirektor Holger Fach getrennt, nachdem die Lilien gegen den HSV 0:2 verloren hatten. Ramon Berndroth, sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, übernimmt interimsweise das Traineramt, bis ein Nachfolger gefunden ist. Dieser könnte möglicherweise Bruno Labbadia heißen.

Labbadia war noch bis zum 25. September dieses Jahres Trainer beim HSV
Labbadia war noch bis zum 25. September dieses Jahres Trainer beim HSV © Witters

Nach Sport1-Informationen sollen sowohl der Ex-HSV-Trainer als auch der vor Kurzem bei 1860 München entlassene Kosta Runjaic kontaktiert worden sein. Dass die Wahl auf Labbadia gefallen sein soll, ist naheliegend. Der gebürtige Darmstädter trainierte den Tabellen-16. bereits zwischen 2003 und 2006 auf seiner ersten Trainerstation.

Bereits unmittelbar nach der Niederlage am Sonntag hatte die Club-Führung Bekenntnisse pro Meier vermieden. „Wir werden die Sache jetzt erst einmal sacken lassen und gucken, wie wir den Bock umstoßen“, sagte Präsident Rüdiger Fritsch: „Erst einmal überwiegt die Enttäuschung.“ Draußen auf den Tribünen waren da gerade die „Meier raus!“-Rufe verhallt.

Fritsch: „Brauchen neue Impulse“

Am Montag folgte der Rauswurf. „Wir sind nach der Analyse zu der Auffassung gekommen, dass wir neue Impulse brauchen, um dem Negativtrend entgegenwirken zu können“, sagte Fritsch nun: „Daher haben wir uns für diesen Schritt entschieden.“

Die Stimmung war in den vergangenen Tagen gekippt. Zuvor waren die Lilien mehr als drei Jahre auf einem Höhenflug gewesen, der sie von der 3. Liga in die Eliteklasse und in der vergangenen Saison zum sensationellen Klassenerhalt führte. Doch nun verloren die Fans die Lust auf den destruktiven Fußball am Böllenfalltor. Das reine Außenseiter-Dasein war zu wenig – ob mit diesem Kader allerdings mehr möglich ist, ist höchst fraglich.

Meier selbst hatte schon keine Lust mehr auf das leidige Thema. „Ich habe mich da schon vor 14 Tagen geäußert“, sagte der 58-Jährige: „Wenn Menschen meinen, ihren Unmut äußern zu müssen, dann ist das für mich in Ordnung.“ Fach wollte am Montag auch nicht in die Tiefe gehen: „Ich bin offiziell noch Angestellter des Vereins, das ist schwierig“, sagte er.

„Kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen“

So sehen Sieger aus - die besten Bilder aus Darmstadt

Gregoritsch 1:0 war für Douglas Santos eine riesige Befreiung
Gregoritsch 1:0 war für Douglas Santos eine riesige Befreiung © Reuters
Die HSV-Spieler ließen sich von ihren mitgereisten Fans feiern
Die HSV-Spieler ließen sich von ihren mitgereisten Fans feiern © Bongarts/Getty Images
Freude nach dem 2:0: Douglas Santos (li.) und Matthias Ostrzolek
Freude nach dem 2:0: Douglas Santos (li.) und Matthias Ostrzolek © Alex Grimm
Es war das erste Bundesliga-Tor für Matthias Ostrzolek (li.)
Es war das erste Bundesliga-Tor für Matthias Ostrzolek (li.) © Bongarts/Getty Images
Wuchtiger Kopfball: Michael Gregoritsch erzielte die wichtige 1:0-Führung
Wuchtiger Kopfball: Michael Gregoritsch erzielte die wichtige 1:0-Führung © dpa | dpa
Bereitete seinen ersten Treffer im Trikot des HSV vor: Filip Kostic
Bereitete seinen ersten Treffer im Trikot des HSV vor: Filip Kostic © Bongarts/Getty Images
Auf Biegen und Brechen: HSV-Kapitän Gotoku Sakai im Zweikampf gegen Laszlo Kleinheisler
Auf Biegen und Brechen: HSV-Kapitän Gotoku Sakai im Zweikampf gegen Laszlo Kleinheisler © Bongarts/Getty Images
Kampfstark präsentierte sich Lewis Holtby (re.)
Kampfstark präsentierte sich Lewis Holtby (re.) © Bongarts/Getty Images
Selten verlor Michael Gregoritsch (unten) ein Kopfballduell
Selten verlor Michael Gregoritsch (unten) ein Kopfballduell © dpa | dpa
Vor dem Spiel gab es eine Schweigeminute zu Ehren der Opfer des Flugabsturzes in Kolumbien
Vor dem Spiel gab es eine Schweigeminute zu Ehren der Opfer des Flugabsturzes in Kolumbien © dpa | dpa
HSV-Keeper Christian Mathenia (re.) kehrte an seine alte Wirkungsstätte zurück und blieb ohne Gegentor
HSV-Keeper Christian Mathenia (re.) kehrte an seine alte Wirkungsstätte zurück und blieb ohne Gegentor © Getty
Endlich durfte sich der HSV wieder über Sieg freuen
Endlich durfte sich der HSV wieder über Sieg freuen © Getty
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Angesichts der gebotenen Leistung war die Unzufriedenheit der Fans verständlich. Gegen den HSV brachten die Lilien kaum einen gelungenen Spielzug zustande, das Meier-Team zeigte über 90 Minuten Fußball zum Abgewöhnen – was der Trainer nicht schönzureden versuchte.

„Es ist nichts Neues, dass wir nicht die Mannschaft sind, die es versteht, den Gegner spielerisch aus den Angeln zu heben“, sagte Meier, der das Geschäft im Abstiegskampf als ehemaliger Trainer von Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf, Dynamo Dresden und des MSV Duisburg bestens kennt: „Aber kämpferisch und von der Einstellung her kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“

Ob das am Ende reicht, ist ungewiss. Damals kamen zu Kampf und Leidenschaft noch Spieler, die den viel zitierten Unterschied ausmachen konnten. Top-Torjäger Sandro Wagner beispielsweise spielt jetzt in Hoffenheim – seine Nachfolger erzielten in 13 Spielen ganze elf Tore. „Die Fans sind enttäuscht, das wäre auch bei jedem anderen Bundesligisten so“, sagte Offensivspieler Marcel Heller: „Die Fans zahlen viel Geld, man kann nicht verhindern, dass sie irgendetwas rufen oder sagen. Wir als Mannschaft befassen uns nicht damit.“