Hamburg. Brad McGowan ist Topscorer der Crocodiles. Der kanadische Eishockeyprofi hatte besondere Gründe für den Wechsel nach Hamburg.

Man hatte es ahnen können, nachdem man seine Statistiken aus der vergangenen Saison in der Oberliga Nord gelesen hatte. 34 Tore und 54 Vorlagen in 36 Spielen standen für Brad McGowan zu Buche, als er im Sommer von den Hannover Indians zu den Crocodiles Hamburg wechselte. Nun, da 15 Hauptrundenspiele der Saison 2016/17 absolviert sind und der kanadische Eishockeyprofi die interne Scorerliste mit 21 Toren und 20 Assists anführt, muss die Frage gestellt werden: Ist dieser Mann nicht zu gut für die Dritte Liga?

Brad McGowan lacht schüchtern, wenn man ihn das fragt. Es gebe genug andere gute Spieler, und außerdem sei sein Kumpel Josh Mitchell, dessen bereits 29 Vorlagen zumeist ihm galten, der Grund für seine beeindruckenden Werte. Früher, in gemeinsamen Zeiten beim Collegeteam des Rochester Institute of Technology, da sei er auch noch Vorbereiter gewesen. „Aber Josh hat immer gesagt: Ich lege dir auf und du musst die Tore schießen! Und so machen wir es jetzt“, sagt der 26-Jährige.

Wer McGowan spielen sieht, wozu es am Freitag (20 Uhr, Eisland Farmsen) gegen die Füchse Duisburg die nächste Gelegenheit gibt, der kann verstehen, warum Christoph Schubert im Sommer all seine Überzeugungskunst aufbot, um den Angreifer nach Farmsen zu locken.

Flucht aus dem nordamerikanischen System

Tatsächlich waren es der von den vom Spielbetrieb abgemeldeten Hamburg Freezers zu den Krokodilen gewechselte Kapitän sowie die Aussicht, wieder mit Mitchell zusammenspielen zu können, die McGowan den Wechsel schmackhaft machten. „Ich kannte die Crocodiles als Gegner und wusste, dass sie fast abgestiegen wären. Aber als ich hörte, dass ein Mann wie Schubert dort spielen wollte, dachte ich, dass das ein glaubhafter Neuanfang sein könnte“, sagt er.

McGowan ist ehrlich genug, seinen Sprung nach Europa als eine Art Flucht aus dem nordamerikanischen System anzuerkennen. Nach dem Wirtschaftsstudium hatte er im Sommer 2015 den Schritt in die zweitklassige AHL gewagt, war dort aber ebenso schnell aussortiert worden wie anschließend in der drittklassigen ECHL. „Und weil ich noch keine Lust hatte, einen richtigen Job anzunehmen, sondern Eishockeyprofi sein wollte, bin ich nach Deutschland gegangen. Auch weil es hier Jahresverträge gibt und man nicht wochenweise gefeuert werden kann“, sagt der Kanadier, der aus Langley nahe Vancouver stammt und sich nun in Eimsbüttel eine Wohnung mit Josh Mitchell teilt.

Die Ausgangsfrage, ob die Oberliga nicht unter seinem Niveau sei oder er die Herausforderung scheue und stattdessen gern als Topstar im Mittelpunkt stehe, beantwortet Brad McGowan, der Fan des englischen Fußballclubs FC Southampton ist, dann doch noch deutlich. Es gefalle ihm, derjenige zu sein, zu dem alle aufschauen. „Mittelfristig möchte ich aber in einer höheren Liga spielen. Und zwar nach dem Aufstieg mit den Crocos.“ Kaum zu ahnen!