Im Januar jährt sich das deutsche Handball-Wintermärchen zum zehnten Mal. Von der Euphoriewelle, die nach dem WM-Heimsieg 2007 durchs Land schwappte, war alsbald nichts mehr zu spüren. Der Sensationserfolg hatte darüber hinweggetäuscht, dass Deutschland auf zentralen Positionen nicht mehr erstklassig besetzt war und sich zu wenige Talente in der Bundesliga bewähren konnten. Die Folge: Die Nationalmannschaft verlor den Anschluss, für die Olympischen Spiele 2012 in London war sie nicht einmal mehr qualifiziert.

Bei der WM in zwei Monaten in Frankreich gehört Deutschland als Europameister und Olympiadritter wieder zu den Favoriten. Zu verdanken ist das vor allem Dagur Sigurdsson: Der Isländer hat es als Bundestrainer verstanden, aus Namenlosen Siegertypen zu machen. Nach der WM, das ist nun offiziell, wird Sigurdsson aus familiären Gründen in die Heimat zurückkehren und die japanische Nationalmannschaft übernehmen, auf dass sie bei ihren Heimspielen 2020 in Tokio konkurrenzfähig sein möge.

Der Deutsche Handball-Bund strebt für 2020 den Olympiasieg an. So steht es im Umgestaltungsplan, den Präsident Andreas Michelmann im Frühjahr vorgelegt hatte. Dieses Ziel ist seit Dienstag ein gutes Stück in die Ferne gerückt. Denn Sigurdsson ist kaum zu ersetzen. Aber wer auch immer die Nachfolge antritt, muss nicht wie der Isländer einst bei null beginnen. Das ist die gute Nachricht, die in der schlechten steckt.