Hamburg. Maxi Marquardt vom Großflottbeker THGC ist eines der größten deutschen Hockeytalente. In Chile will die 19-Jährige das beweisen.

Als sie Anfang November in die Notaufnahme eingeliefert wurde mit starken Schmerzen im Unterbauch, da galten Maxi Marquardts erste Gedanken nicht ihrer eigenen Gesundheit. „Ich habe in dem Moment nur befürchtet, dass ich die WM verpassen würde“, sagt die 19-Jährige. Ein Blinddarmdurchbruch zieht in der Regel einige Wochen Pause nach sich. Doch wenn die deutschen Hockey-Juniorinnen sich an diesem Donnerstag von Frankfurt am Main aus auf den Weg nach Santiago de Chile zu machen, wo vom 24. November bis 4. Dezember die U21-Weltmeisterschaften ausgespielt werden, dann wird Maxi Marquardt dabei sein, um das bisherige Highlight ihrer Karriere nicht nur zu erleben, sondern zu prägen.

30 Tore in bislang 36 Länderspielen

Nicht weniger als das traut ihr immerhin Bundestrainer Marc Haller zu. 30 Tore in bislang 36 Länderspielen unterstreichen eindrucksvoll, warum der Coach auf seine Mittelstürmerin nicht verzichten möchte. Maxi Marquardt bringt ein Element ein, das im Damenhockey oft verzweifelt gesucht wird: Torinstinkt. „Maxi spielt burschikos, wie ein Junge“, sagt Markku Slawyk, der die Angreiferin als Hamburger Landescoach und Bundestrainer der U16 und U18 über viele Jahre geformt hat, „sie sucht immer den Abschluss und hat einen enormen Riecher für Schusskreissituationen.“

Die Hochgelobte freut sich über derlei Komplimente. Dass sie als größtes Sturmtalent in der Hockeyhauptstadt Hamburg gehandelt wird, ist der angehenden Medizinstudentin fast unangenehm. „Ich fühle mich krass geehrt, würde so etwas aber nie über mich behaupten, was sicherlich auch daran liegt, dass Selbstbewusstsein nicht zu meinen Stärken zählt“, sagt sie. Die Robustheit, sich und den eigenen Körper niemals zu schonen, habe sie sich durch Fußballspiele mit dem älteren Bruder angeeignet. „Ich habe nie etwas anderes gewollt als Tore schießen. Das ist meine größte Stärke. Ich ziele nie und gucke auch nicht hin, wenn ich schieße. Ich weiß einfach, wo der Ball hin muss“, sagt sie.

Maxi ist eins der größten deutschen Talente

Klingt einfach, ist aber letztlich das Resultat harter Arbeit, was auch Michael Behrmann bestätigen kann. Der ehemalige A-Bundestrainer ist aktuell als Chefcoach der Bundesligadamen des Großflottbeker THGC beschäftigt und hat das Glück, mit Maxi Marquardt zusammenarbeiten zu dürfen. „Sie ist eins der größten deutschen Talente“, sagt er, „in ihr schlummert noch eine Menge Potenzial.“ Um dieses zu heben, hatte sich die Reinbekerin nach dem Abitur im Sommer entschieden, ihren Heimatverein TTK Sachsenwald nach 13 Jahren zu verlassen, um in der Bundesliga den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen.

„Der Wechsel ist mir unheimlich schwer gefallen. Der TTK war nicht einfach nur ein Verein, sondern meine Heimat, ich habe fast täglich mehrere Stunden da verbracht“, sagt sie. Mit ihrem ersten Coach und Förderer Christian Ridder habe sie jedoch besprochen, dass sie den Wechsel vollziehen würde, sollte sie nach dem Abitur noch immer im Nationalkader stehen. „Ehrlich gesagt hatte ich damit nie gerechnet“, sagt sie.

Die nächste Stufe wäre die A-Nationalmannschaft

Gespräche gab es mit allen vier Hamburger Bundesligisten, die Entscheidung für Großflottbek habe sie getroffen, „weil wir wirklich wie eine große Familie sind und ich diese Harmonie brauche. Deshalb bereue ich den Wechsel überhaupt nicht“, sagt sie. Das höhere Spieltempo in der Bundesliga habe ihr schon jetzt zu mehr Wettkampfhärte verholfen. Diese will sie bei ihrem ersten Südamerika-Aufenthalt unter Beweis stellen. Deutschland trifft in der Vorrunde auf Argentinien, Japan und Frankreich, die zwei besten Teams der vier Gruppen erreichen das Viertelfinale. „Das Halbfinale ist unser Ziel, und dann können wir auch den Titel holen“, sagt Maxi Marquardt.

Gelingt dies mit vielen Toren der Mittelstürmerin, wäre die nächste Stufe der Karriereleiter in Reichweite – der Aufstieg in die A-Nationalmannschaft. „Das ist mein Traum, dafür gebe ich alles“, sagt sie. Kein Wunder, dass ein Blinddarmdurchbruch nicht reicht, um sie aufzuhalten.