In Zeiten, in denen Populismus ein probates Mittel zu sein scheint, um Erfolg zu haben, lieferte der FC St. Pauli am Sonntag ein perfektes Gegenbeispiel. Wer sich die Mitgliederversammlung im CCH anschaute, der hätte zu keiner Sekunde geglaubt, dass der Kiezclub auf Rang 18 der Zweiten Liga rangiert und aktuell die schlimmste sportliche Krise der vergangenen Jahre durchlebt.

Wo, wenn nicht auf St. Pauli, wird eine Mannschaft, die nur einen Sieg aus den ersten zwölf Spielen einfährt, mit Applaus und Sprechchören gefeiert? Während bei anderen Traditionsvereinen längst das Rollen der Köpfe von Präsidenten, Managern oder Trainern gefordert wird, herrscht bei St. Pauli der Solidaritätsgedanke. Frei nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark. In der Krise steht man mehr denn je füreinander ein.

Die Mitgliederversammlung offenbarte, dass es für die Profis, die in den fünf Spielen bis zur Winterpause gefordert sind, keinerlei Alibis gibt. Ein solch ruhiges Arbeiten gibt es bei wohl keinem anderen Tabellenschlusslicht.

Auch wenn der Verein finanziell exzellent aufgestellt ist und die Verantwortlichen abseits des grünen Rasens aktuell einen besseren Job machen als die Spieler, sollte jedem bewusst sein, dass selbst ein kurzfristiger Sturz in die Drittklassigkeit nicht ohne Folgen bliebe. Deutlich weniger Einnahmen durch TV-Gelder, Sponsoring und Zuschauer würden auch dem FC St. Pauli wehtun und viele infrastrukturelle Projekte um Jahre zurückwerfen.

In den verbleibenden 22 Saisonspielen sind nun die Profis gefordert, die fast schon paradiesischen Arbeitsbedingungen zurückzuzahlen, indem sie den Klassenerhalt schaffen.