Spiele gegen Zwergstaaten wie das der DFB-Elf gegen San Marino verdeutlichen ein Termindilemma. Leidtragende sind die Vereine.

An diesem Freitag ist es endlich so weit. Die schlaflosen Nächte, die der Deutsche Fußball-Bund seinen Fans mit einem spannungsgeladenen Countdown bereitet hatte, gehen zu Ende. Fünf Tage, vier Stunden, drei Minuten. So kündigte der DFB am vergangenen Sonntag den WM-Qualifikationshit an. San Marino gegen Deutschland. Die älteste bestehende Republik der Welt gegen den Weltmeister aus der Bundesrepublik. Um 20.30 Uhr live auf RTL. Der Sender bastelte sogar einen eigenen Trailer. „Du gibst deine Kraft und überwindest deine Grenzen.“ Mit diesen Worten beginnt der kurze Film, der Lust machen soll auf den Leckerbissen.

Zum zweiten Mal in seiner Länderspielgeschichte muss der DFB im 33.000 Einwohner großen San Marino ran. Und nimmt man den 13:0-Sieg vor acht Jahren im Stadio Olimpico di Serravalle als durchaus angebrachten Maßstab, wird sich das Überwinden des körperlichen Limits für die deutschen Nationalspieler in Grenzen halten, um den Zwergstaat zu bezwingen. Auch wenn man Berti Vogts gerne glauben wollte, als sich der ehemalige Bundestrainer einst zu dem legendären Satz hinreißen ließ: „Es gibt keine Kleinen mehr.“

Doch, lieber Berti Vogts, es gibt sie noch, die Kleinen. Und keiner kennt die Kleinen so gut wie die deutsche Nationalmannschaft. 2016 San Marino, 2014 Gibraltar, 2012 Färöer, 2010 Malta, 2008 Liechtenstein, 2006 Luxemburg. Die Liste ließe sich problemlos erweitern. Und an dieser Stelle geht es um das eigentliche Problem. Fast immer sind es Qualifikationsspiele für Welt- und Europameisterschaften, die den Spielbetrieb der Fußball-Ligen zum Stillstand bringen. In der Bundesliga sind gerade zehn Spiele absolviert, da müssen sich die Vereine bereits nach der dritten Länderspielpause richten. Für WM-Qualifikationsspiele gegen San Marino?

Auch der HSV ist von dem Termindilemma betroffen. Mit der Nominierung für die DFB-Auswahl haben die Hamburger zwar naturgemäß seit Jahren nichts mehr zu tun, und doch muss selbst der Tabellenletzte der Bundesliga gleich sieben Nationalspieler für die Länderspielwoche abstellen. Für HSV-Trainer Markus Gisdol ist das ein echtes Problem. Seit sechs Wochen arbeitet der 47-Jährige beim HSV, doch mit dem vollständigen Kader konnte der Coach in dieser Zeit auch aufgrund der Folgen der Länderspiele nicht einmal für mehrere Tage am Stück trainieren.

Natürlich haben auch alle anderen Bundesligisten mit dieser Problematik zu kämpfen, doch den HSV trifft sie in dieser Phase besonders schwer. Da wäre etwa das Beispiel Johan Djourou. Kaum ein anderer Bundesligaspieler hätte derzeit eine Aufbauphase bei seinem Verein nötiger als der Kapitän des HSV, der sich seit Monaten mit den Folgen einer Virus-Infektion herumschleppt.

Doch was macht der Abwehrspieler stattdessen an diesem Sonntag? Er spielt mit der Schweiz gegen die Färöer. Die Vereine haben eine Abstellungspflicht.

Es ehrt den Weltverband Fifa, dass er auch die immerhin 50.000 Einwohner starke Inselgruppe in der WM-Qualifikation mitspielen lässt. Doch in Zeiten der immer dichter werdenden Terminkalender muss die Fifa sich endlich ein Reformmodell für die Qualifikationsturniere überlegen. Der Vorschlag, die „Kleinen“ eine Art Vorqualifikation spielen zu lassen und die Gruppen zu verschlanken, ist nicht neu, aber immer notwendiger.

Denn da wären ja noch die Länderspiele, die nicht zu den offiziellen Pflichtpartien der internationalen Verbände gehören. Dass der DFB vor der Europameisterschaft ein Testspiel gegen Italien vereinbart, ist ja noch verständlich. Aber warum muss sich Deutschland nur vier Monate nach der EM am Dienstag schon wieder für ein Freundschaftsspiel mit Italien treffen? Wer will dieses Spiel sehen?

Versöhnlich stimmt dabei eigentlich nur die Tatsache, dass das Länderspieljahr der deutschen Nationalmannschaft mit dieser Partie abgeschlossen sein wird.

Für den HSV ist dann nur noch Bundesliga angesagt. Ob das für die Hamburger eine gute Nachricht ist, sollte an anderer Stelle erörtert werden.