Berlin. Medaillengewinner von Rio erhalten höchste deutsche Sport-Auszeichnung. Für eine Aussage kassiert Gauck Beifall von den Athleten.

Ein großes Lob für die Athleten, eine unmissverständliche Warnung vor Doping und eine vage Hoffnung auf Olympia in Deutschland: Bundespräsident Joachim Gauck hat bei der Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes an die Medaillengewinner der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro nicht nur den Blick zurück geworfen. Der 76-Jährige will den Deutschen auch die Olympia-Gastgeberrolle wieder schmackhaft machen. Für manche Sportler kommt das aber zu spät.

"Ich kann mir schon vorstellen und würde es gut finden, dass man die Olympischen Spiele mal wieder nach Deutschland holt. Das wäre doch wirklich etwas besonders Schönes", sagte Gauck bei seiner Rede am Dienstag im Berliner Kulturzentrum "Radialsystem" und erntete dafür reichlich Applaus der Spitzensportler um die Olympiasieger Christoph Harting (Diskus), Sebastian Brendel (Kanu) und Markus Rehm (Weitsprung und 4x100 m).

Gauck akzeptiert Hamburger Votum

Er akzeptiere zwar die jüngsten Entscheidungen gegen Olympia aus Hamburg und München und er verstehe auch "das große Unbehagen gegenüber bestimmten Sportorganisationen". Aber wenn man nun "verlorenes Vertrauen zurückgewinnt", sagte Gauck, dann sehe er "gute Chancen" für eine spätere deutsche Olympia-Bewerbung.

"Ich hätte mir gewünscht, dass er das vor den Wahlen in Hamburg gemacht hätte. Insgesamt hätten sich die Politiker mehr positionieren müssen", sagte Doppel-Olympiasieger Sebastian Brendel (Kanu) dem SID: "Trotzdem ist es ein schönes Signal, das jetzt hier zu hören, dass die Hoffnung nicht stirbt."

Gauck äußert sich zum Doping

Brendel und die weiteren rund 120 anwesenden Medaillengewinner von Rio, darunter Diskus-Olympiasieger Christoph Harting - der nach seinem umstrittenen Verhalten bei der Siegerehrung in Brasilien diesmal ganz artig die Glückwünsche entgegennahm - und Mitglieder der Fußballteams der Frauen und Männer wurden vom Bundespräsident mit der hierzulande höchsten staatlichen Sport-Auszeichnung geehrt. "Auf solche Erfolge, auf Sportlerinnen und Sportler wie Sie, sind wir alle stolz. Deshalb sagt Ihnen heute nicht nur Joachim Gauck, sondern ganz Deutschland Dank - mit dem Silbernen Lorbeerblatt", sagte Gauck.

Im Beisein des Bundesinnenministers Thomas de Maizière sprach der Bundespräsident jedoch auch kritisch das Thema Doping an. "Doping zerstört nicht nur die Gesundheit der Sportler, es zerstört den Sport selbst", sagte der frühere Pastor. Die zweimalige Olympiasiegerin Ingrid Klimke (Vielseitigkeitsreiten) sagte dazu: "Wir freuen uns über jede Medaille und jeden Rekord, aber wir stehen für fairen Sport ohne Doping und ohne Manipulation."

Appell an die Athleten

Bei den Spielen in der brasilianischen Metropole hatte die deutsche Mannschaft insgesamt 99 Medaillen gewonnen, davon 57 bei den Paralympics. Bereits am Montagabend hatten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Stiftung Deutsche Sporthilfe die Athleten zu einer Medaillenparty ins Tipi am Kanzleramt geladen. Dort wurden insgesamt etwa 2,5 Millionen Euro an Prämien übergeben.

Von den Athleten forderte Gauck ein, sich in der aktuellen Debatte um die Reform der Spitzensportförderung aktiv einzubringen. "Denn Sie sind die Betroffenen und Experten zugleich", sagte der gebürtige Rostocker: "Mischen Sie sich ein!" Eine Frage zur Zukunft beantwortete Gauck aber selbst: "Soll der Spitzensport abgeschafft werden? Das geht ja nun gar nicht!"