Berlin. Der Mercedes-Pilot siegt auch in Italien und rückt dicht an den WM-Führenden Hamilton heran

In den Diskusring hatte sich Christoph Harting (25) beim Leichtathletik-Sportfest Istaf im Berliner Olympiastadion wegen einer hartnäckigen Erkältung nicht gewagt. Immerhin unterhielt der Olympiasieger von Rio die 44.500 Besucher mit einem kurzen Interview und winkte freundlich. Hinterher schrieb er 90 Minuten Autogramme. Harting war ein Star, wie ihn sich viele wünschten. Bei seinem Triumph in Brasilien hatte der Wahl-Berliner vor gut zwei Wochen noch viele Fans verstört, als er während der Nationalhymne zu tanzen versuchte, pfiff und Faxen machte. Auch Jochen Maron, Leiter der Bundespolizeisportschule in Kienbaum und formal der Vorgesetzte Hartings, scheint ihm dieses Verhalten übel genommen zu haben. In einem Bericht der „Welt am Sonntag“ ist zudem von einem internen Verfahren der Bundespolizei die Rede.

Das könnte nun Folgen haben. Har­ting erhielt vom TV-Sender ProSieben das Angebot, in der Sendung „Schlag den Star“ für 60.000 Euro anzutreten. Maron sagte dazu: „Da es sich dabei um eine zu genehmigende Nebentätigkeit handelt, läuft derzeit ein Antrags- und Genehmigungsprozess, der darüber entscheiden wird, ob er teilnehmen darf.“ Laut „Welt am Sonntag“ ist nur mit Zustimmung zu rechnen, wenn Harting seine Gage der Bundeskasse überlässt.

„Selbst Michael Vesper als Chef de Mission hatte doch in Rio betont, dass die Sache mit der Entschuldigung erledigt ist. Christoph will doch gar kein Bad Boy sein, er ist nur anders“, wundert sich sein Trainer Torsten Lönnfors. „Wenn die Leute sich nun deswegen weiter die Köpfe einschlagen, ist das doch auch nicht die Gesellschaft, die wir wollen.“ Lönnfors betont, dass auch Bruder Robert (30) in seinen ersten erfolgreichen Jahren viele Dinge erst lernen musste und gern mal öffentlich aneckte.

Christoph Harting hatte zu Jahresbeginn der Sporthilfe mitgeteilt, dass er lieber auf die Förderung durch die private Stiftung verzichte, die im Gegenzug auch fünf Prozent der persönlich erzielten Werbeeinnahmen einfordert. Was nun dazu führte, dass Harting nicht wie andere deutsche Sieger in Rio die für Olympia-Gold ausgelobte Prämie von 20.000 Euro erhält. Sporthilfe-Vorstandschef Michael Ilgner, ein früherer Wasserballer, fordert jetzt einen nachsichtigeren Umgang mit Harting: „In Rio haben Christoph die Emotionen übermannt und überfordert, er hat sich dafür aber bei allen entschuldigt. Das sollte man jetzt auch respektieren.“