Hamburg. Olympiasieger Eric Johannesen und Hamburgs Sportsenator Andy Grote diskutieren über Sportförderung.

An diesem Dienstag bricht Eric Johannesen in den Urlaub auf. Ein bisschen rudern wird er auch, aber nur zum Spaß: Auf Einladung der Organisatoren der Regatta „Head of the Charles“ in Boston tritt der Olympiasieger vom RC Bergedorf am Wochenende zu einem Einlagerennen mit anderen Größen seiner Branche an. Ansonsten lässt er es nach der Silbermedaille mit dem Deutschlandachter in Rio ruhiger angehen, das Studium hat Vorrang. Erst im Januar will Johannesen (28) wieder einen Trainingsplan zur Hand nehmen.

Bis dahin sollte auch Klarheit bestehen, ob und wie sich seine Förderung im Hinblick auf die Spiele 2020 in Tokio verändern wird. Die Vorschläge des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des Bundesinnenministeriums zur Reform des Spitzensportsystems werden am Dienstag in Frankfurt von den Verbänden diskutiert, am Mittwoch kommt es zur Anhörung im Sportausschuss des Deutschen Bundestages. Am 3. Dezember dann soll die DOSB-Mitgliederversammlung entscheiden.

Die Tendenz ist für Johannesen klar: „Die erfolgreichen Nationen haben ein zentralisiertes System. In die Richtung müssen wir uns auch bewegen“, sagte der Olympiasieger von London am Montag bei einer Podiumsdiskussion mit Sportsenator Andy Grote (SPD) im Lindner-Park-Hotel Hagenbeck, zu der der Verband Deutscher Sportjournalisten anlässlich seiner Hauptversammlung geladen hatte. Täglicher Konkurrenzkampf auch im Training befördere die Leistung, so Johannesen. Die Gefahr freilich sei, dass die Vielfalt in Deutschland leide, wenn man die Förderung auf erfolgreiche Disziplinen konzentriere: „Wenn wir in allen Sportarten erfolgreich sein wollen, müssen wir viel mehr Geld in die Hand nehmen.“

Grote: Hamburg soll Beachvolleyball-Stützpunkt werden

Dass der Sport weiter um Akzeptanz in der Gesellschaft kämpfen müsse, habe die Debatte um die Kosten von Grotes Reise zu den Spielen in Rio gezeigt. „Wenn wir darüber diskutieren, sagt das etwas über den Stellenwert des Sports aus“, sagte Johannesen. Er wäre „froh, wenn der gesamte Sport auch nur die Förderung der Staatsoper bekäme“.

Grote selbst bekräftigte Hamburgs Pläne, den Sportstandort auch nach dem verlorenen Olympiareferendum auszubauen. Keine Stadt investiere so viel in die Infrastruktur. Er sei zudem überzeugt, dass der Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein in Dulsberg nicht von Einschnitten betroffen sei: „Ihn zu schließen wäre weder strukturell sinnvoll noch sportlich gerechtfertigt, nachdem unsere Athleten in Rio überaus erfolgreich waren.“

Grote will sich zudem dafür einsetzen, dass Hamburg Beachvolleyball-Stützpunkt der Frauen werde. „Diesen in Stuttgart anzusiedeln wäre nicht plausibel. Hamburg hat die besten Trainingsbedingungen, die Olympiasiegerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst als ausstrahlungsstarkes Team, das Major als Topturnier und den HSV als starken Verein. Darüber werden wir mit dem DOSB reden.“