Hamburg. Da waren's nur noch drei: Knapp zehn Monate nach Hamburg hat auch Rom der Bewerbung um Olympia 2024 seine Unterstützung entzogen.

Erst Hamburg, jetzt Rom: "Es ist unverantwortlich, Olympische Spiele in Rom auszutragen", sagte die neue Bürgermeisterin Virginia Raggi am heutigen Mittwochnachmittag auf einer Pressekonferenz. Damit gilt das Scheitern der italienischen Bewerbung als sicher, mit dem Vollzug durch das Nationale Olympische Komitee CONI wird in Kürze gerechnet. Die Entscheidung Roms verpasst dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einen weiteren Schlag. Der Rückzug der ewigen Stadt war erwartet worden, Raggi hatte monatelang unverhohlen Stimmung gegen das Großereignis gemacht. Am Mittwoch erklärte sie: "Olympische Spiele sind ein Blankoscheck, den die Städte, die sie austragen, zahlen müssen. Olympia ist ein Traum, der zum Albtraum wird. Wir mögen Sport, nicht aber die Olympischen Spiele der Lobbys."

Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi
Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi © dpa

Damit bleiben dem zuletzt heftig kritisierten IOC für die Spiele in acht Jahren nur noch die Bewerbungen der Favoriten Paris und Los Angeles sowie des krassen Außenseiters Budapest. Schon die US-Kampagne hatte nach dem Rückzug Bostons vorübergehend auf wackeligen Füßen gestanden. Ende 2015 hatte bereits Hamburg nach einem negativen Bürgervotum seine Bemühungen um die Austragung der Spiele in acht Jahren einstellen müssen. Es ist nun kein reines Hamburger Phänomen mehr, dass ein solches Großprojekt abgelehnt wird.

Zweikampf zwischen Los Angeles und Paris

Nun läuft bei der Vergabe in Lima im September 2017 alles auf einen Zweikampf zwischen Los Angeles (Gastgeber 1932 und 1984) und Paris (1900 und 1924) hinaus. Der Gewinner wäre die zweite Stadt nach London (1908, 1948, 2012) mit drei Olympia-Austragungen.

Dass Rom seine Bemühungen um die zweiten Sommerspiele nach 1960 zurückzieht, ist keine Überraschung mehr. Raggi hatte betont, das Großprojekt sei viel zu teuer, gar "unethisch" seien die Pläne. Der Reformagenda des IOC-Präsidenten Thomas Bach traut sie nicht über den Weg.

Sanierung von Straßen und Gebäuden wichtiger

"Wir haben gerade erst die letzte Rate der Fußball-WM 1990 abbezahlt", sagte Raggi und verwies auf das 13 Milliarden Euro schwere Schuldenpaket der Hauptstadt. Ohnehin sei Rom "von Großprojekten entstellt worden". Die neue Chefin will lieber in die täglichen Herausforderungen der ewigen Stadt investieren. Ihr ist etwa die Sanierung von Straßen und Gebäuden wichtiger als die fünf Ringe. Ihre mangelnde Wertschätzung gegenüber Olympia und dem CONI wurde am Mittwoch noch einmal deutlich. Eine CONI-Delegation war um 14.00 Uhr im Rathaus zu einer Besprechung eingetroffen. Nach 45 Minuten des Wartens zogen CONI-Chef Giuseppe Malago und Co. wutenbrannt ab. "Sie ist nicht gekommen", schimpfte Malago über Raggi.

2014 wurde die Bewerbung angeschoben

Regierungschef Matteo Renzi hatte 2014 noch die Bewerbung voller Enthusiasmus angeschoben und die veranschlagten Kosten in Höhe von rund sechs Milliarden Euro als lohnende Investition betrachtet. Das sieht er auch heute noch so, weiß aber: Ohne Rückendeckung aus der politischen Führung Roms geht gar nichts.

Auch eine Petition der italienischen Medaillengewinner von Rio lief bei Raggi, die dem Protestbündnis "5 Sterne" angehört, ins Leere. "Wir glauben, dass die Aussicht auf eine Rückkehr Olympias in unser Land der jungen Generation Optimismus und die Möglichkeit gibt, an eine bessere Zukunft zu glauben. Schließen Sie bitte nicht die Tür für eine einmalige Gelegenheit", schrieben die Athleten.

Rückschlag für das IOC

Für das IOC ist der Rückzug mit Nebengeräuschen ein weiterer Rückschlag. Immerhin: Während Budapest wohl nur mal testweise den Finger hebt, stehen in Paris und Los Angeles zwei stabile Bewerber mit Strahlkraft aus demokratischen Ländern zur Verfügung, dessen politische Entscheidungsträger zumindest derzeit Rückendeckung geben.

Doch spätestens die Winterspiele 2026 könnten für das IOC zum ernsthaften Problem werden, sollte der Ringeorden seine zahlreichen Krisenherde nicht in den Griff bekommen und Vertrauen zurückgewinnen. Österreich mit Innsbruck, mehrere Städte in der Schweiz sowie Schweden mit Stockholm sind derzeit interessiert - die Bürger in den Regionen waren es zuletzt allerdings weniger.