Ein schwer gezeichneter Froome hat seine Gesamtführung bei der Tour de France unter Schmerzen erfolgreich verteidigt.

Saint-Gervais Mont Blanc. Ein Sturz bergab auf regennasser Straße hat Chris Froome auf der schwersten Alpenetappe der diesjährigen Tour de France aus dem Rhythmus gebracht - aber entscheidend stoppen ließ sich der Mann im zerfetzen Gelben Trikot von seinem Missgeschick nicht. Im Schatten des Mont Blanc erreichte der Brite nach 146 Kilometern in Saint Gervais trotzdem das Ziel der 19. Etappe. Der am Rücken und Ellenbogen verletzte Spitzenreiter kam 36 Sekunden nach dem Tagessieger Romain Bardet an, der für den ersten Erfolg der Gastgeber sorgte.

Vor Froome war beim Sturzfestival am Freitag auch der Niederländer Bauke Mollema zu Fall gekommen, der seinen zweiten Platz im Gesamtklassement an den Tagesssieger aus Frankreich verlor.

Die kritische Phase Froomes ausnutzend, attackierten auf den letzten zwei Kilometern der Australier Richie Porte und der bisher so enttäuschende Nairo Quintana aus Kolumbien. Aber Froome konnte den 11-Sekunden-Vorsprung des fünftplatzierten Quintana locker verkraften und nimmt die letzten beiden Tour-Etappen über insgesamt 259,5 Kilometer mit 4:11 Minuten Vorsprung vor Bardet in Angriff. Der Lokalmatador feierte den ersten heiß ersehnten Sieg für die heimischen Fahrer und Fans, die schon befürchteten, wie zuletzt 1926 eine Tour ohne Tagessieg abhaken zu müssen.

„Es ist vielleicht eine Art Allergie“

Emanuel Buchmann, Marcus Burghardt und Tony Martin wollten einen „Tag der Deutschen“ inszenieren. Sie waren Mitglieder einer ursprünglich 20-köpfigen Spitzengruppe, die sich bereits kurz nach dem Start zusammengefunden hatte. Ex-Meister Buchmann hielt von den Deutschen vorne am längsten mit den Besten mit. Aber der Druck der Verfolger, vom Astana-Team Vincenzo Nibalis und Fabio Arus angetrieben, war zu groß. Bis auf Ex-Weltmeister Rui Costa wurden die letzten Fahrer der Ausreißergruppe auf der vorletzten Steigung neutralisiert. Auch der Portugiese scheiterte in der Endabrechnung.

Quintana, 2013 und 2015 zweimal hinter Froome Zweiter der Tour, hat möglicherweise eine Erklärung gefunden, warum er in diesem Jahr nicht als ernsthafter Herausforderer des Briten taugte. „Es ist vielleicht eine Art Allergie“, hatte der Kolumbianer am Start in Albertville erklärt. Schon die Tage zuvor hatte sich der 26 Jahre alte Kletterspezialist, bisher auch in den Bergen ein Schatten seiner selbst, getröstet: „Ich bin noch jung und habe sicher noch einige Chancen, die Tour in Zukunft zu gewinnen“. Am Freitag sprangen für ihn magere elf Sekunden Vorsprung auf Froome heraus. Immerhin kletterte er auf den dritten Platz des Gesamtklassements.

Für den zweifachen Etappensieger Tom Dumoulin war die Tour am Freitag zu Ende. Der Niederländer, eigentlich Topfavorit für das olympische Zeitfahren in Rio, stürzte rund 60 Kilometer vor dem Ziel und musste verletzt aufgeben. Erste Diagnose: Bruch der linken Hand. Der Franzose Pierre Roland stürzte bergab 40 Kilometer vor dem Ziel, konnte aber weiterfahren.