Hamburg. Im Streit um die Olympianominierung deutet sich eine überraschende Wende an. Laura Lindemann darf weiter auf einen Olympiastart hoffen.

Am Sonntagmittag hatte Martin Engelhardt noch einmal Kontakt zu Michael Vesper, dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). Danach legte sich der Präsident der Deutschen Triathlon-Union (DTU) fest: „Bei Olympia wird nicht nur eine deutsche Triathletin starten. Warten Sie mal ab!“ Es wäre eine überraschende Wende im Streit um die olympischen Startplätze.

Obwohl den deutschen Triathleten fünf Quotenplätze bei den Spielen in Rio (5. bis 21. August) zugestanden hätten, hatte der DOSB am Dienstag nur Anne Haug nominiert, die als Einzige die Norm erfüllt hatte. Offenbar wollte sich der Dachverband juristischen Ärger ersparen. Denn zuvor hatte Rebecca Robisch beim Deutschen Sportschieds­gericht durchgesetzt, dass auch ihr Name und der von Hanna Philippin auf die Vorschlagsliste aufgenommen wurden. Die DTU hatte „aus teamtaktischen Gründen“ Laura Lindemann und Anja Knapp vorgezogen, obwohl sie in einigen Ranglisten schlechter platziert sind.

Robisch kündigte eine Klage gegen die DOSB-Entscheidung an. Die vier nicht genutzten Quotenplätze sind inzwischen jedoch anderweitig vergeben. Und dass das Teilnehmerfeld in Rio zugunsten der Deutschen aufgestockt wird, ist äußerst unwahrscheinlich. Trotzdem gibt es Hoffnung, dass Haug in Rio nicht auf sich allein gestellt ist.

Engelhardt hat den DOSB gebeten, bis Montagabend zwei Reservenominierungen vorzunehmen. Sollten von den jeweils 55 für Rio qualifizierten Athletinnen und Athleten kurzfristig welche verletzt ausfallen, wären die Deutschen die ersten Nachrücker.

Dafür hat der Weltverband ITU bereits gesorgt. Er sieht offenbar durch die DOSB-Entscheidung seine Vergabe­kriterien infrage gestellt. Zudem bleibt Deutschland für die ITU ein wichtiger Markt, wenngleich die Liveübertragung des Herrenrennens am Sonnabend in der ARD zu bester Sendezeit lediglich einen Marktanteil von maximal 6,9 Prozent erzielte (1,21 Millionen Zuschauer).

Die DTU wiederum wird nicht umhinkommen, ihre Nominierungskriterien dahin gehend zu überarbeiten, dass sie juristisch nicht mehr angreifbar sind. „Es gibt Verbesserungspotenzial“, sagte Präsident Engelhardt, „wir müssen zu einer weniger komplizierten Regelung kommen.“

Erste Kandidaten für eine Nach­nominierung wären Steffen Justus (34), der zurzeit mit Anne Haug im Höhentraining ist und deshalb in Hamburg fehlte, und Laura Lindemann (20). Die zweimalige Juniorenweltmeisterin unterstrich durch ihren neunten Platz im Einzel und eine Topleistung im Teamwettbewerb, dass ihr die Zukunft im deutschen Triathlon gehört. Justus dürfte wie Haug, Robisch und Gregor Buchholz seine Karriere im olympischen Triathlon 2016 beenden.