Hamburg. Absage des topgesetzten Thiem wirft Hamburger German Open weiter zurück. Enttäuschung auch für Tennis-Kinder aus Kaltenkirchen.

Den Finalsonntag hatten sie sich freigehalten, heute sollte aus Stofflaken eine Österreich-Fahne gebastelt werden – doch das muss sich der Nachwuchs vom Tennisclub an der Schirnau Kaltenkirchen nun sparen. Im Rahmen der Aktion „Children for Champions“ sollten die Fünf- bis Elfjährigen in der kommenden Woche beim ATP-Turnier am Rothenbaum den topgesetzten Dominic Thiem anfeuern. Doch Österreichs Shootingstar, mit vier Turniersiegen 2016 auf Weltranglistenposition acht vorgestoßen, hat seine Teilnahme an den German Open abgesagt. Eine Vereiterung der Nebenhöhlen macht den Einsatz des 22-Jährigen unmöglich.

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Turnierdirektor Michael Stich reagierte äußerlich gefasst auf die Hiobsbotschaft. „Natürlich ist das ein schwerer Schlag, zumal uns das im vergangenen Jahr mit dem Spanier David Ferrer auch passiert ist. Aber gegen Krankheiten kann man nichts machen“, sagte der 47-Jährige. Sauer ist der letzte deutsche Rothenbaum-Champion (1993), der die dritte von vier Wildcards an das Bielefelder Talent Louis Weßels (17) vergab, auf die Herrentennis-Organisation ATP, deren Politik dazu geführt hat, dass mit dem Weltranglisten-22. Philipp Kohlschreiber (Augsburg) als neuem Topgesetzten das Teilnehmerfeld in der Spitze so schwach besetzt ist wie nie in der professionellen Ära des Turniers.

ATP will Rothenbaum unterstützen

Die ATP hatte wegen der vom 5. August an anstehenden Olympischen Spiele das Daviscup-Viertelfinale zeitgleich mit den Turnieren in dieser Woche – neben Hamburg wird im schwedischen Bastad und in Newport (USA) aufgeschlagen – angesetzt. Dies führte dazu, dass zum Meldeschluss am Dienstag zehn namhafte und für Hamburg gemeldete Profis absagten, weil sie für ihre Nationen im Einsatz sind. Stich hatte die Problematik viele Wochen lang angemahnt – und war von der ATP vertröstet worden.

„Wir werden den betroffenen Turnieren durch zusätzliches Marketinginvestment und Unterstützung in der Promotion helfen“, sagte ATP-Sprecher Simon Higson nun dem Abendblatt. Stich will nach dem Turnier mit der ATP über Kompensationszahlungen verhandeln. Die kurzfristige Verpflichtung eines neuen Zugpferds neben dem Hamburger Toptalent Alexander Zverev ist unmöglich – die dafür nötigen 500.000 Euro sind schlicht nicht im Etat übrig.

Der Nachwuchs vom TC an der Schirnau soll von Montag an nun den Slowenen Grega Zemlja anfeuern. Dass der 155. der Rangliste das Finale erreicht, ist unwahrscheinlich.