Hamburg. Der sechs Jahre alte Hengst gewinnt den Großen Hansa-Preis und hat nun mehr als 2,6 Millionen Euro verdient.

Unternehmer, Banker, Industrielle, Manager, Angestellte, Zocker, Pferdeliebhaber – sie alle treffen in Hamburg beim 147. Derby-Meeting aufeinander, das bis zum 10. Juli auf der Horner Rennbahn ausgetragen wird. So unterschiedlich diese Menschen auch sind, eines haben sie gemeinsam: die Leidenschaft für den Rennsport. Die Pferdebesitzer aber wollen vor allem Geld verdienen; zunächst mit Siegen, später mit dem Verkauf der Vollblüter.

Am Sonntagnachmittag durften die Besitzer von Protectionist beim mit 70.000 Euro dotierten Großen Hansa-Preis (40.000 Euro für den Sieger) jubeln. Unter Jockey Eduardo Pedroza siegte der Hengst auf der 2400 Meter langen Strecke souverän. „Auf Protectionist würde ich mein Haushaltsgeld wetten“, hatte Rennclub-Präsident Eugen-Andreas Wahler unmittelbar vor dem Rennen gesagt. Wie hoch sein Einsatz war, verriet er aber nicht.

Für die Besitzer sind Rennpferde wie Aktien – mit allen Chancen, aber auch mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Alle Pferde, die beim Hansa-Preis aus den Startboxen preschten, waren mindestens einen siebenstelligen Eurobetrag wert. Sieger Protectionist wechselte 2014 den Stall, zog nach Australien. Wie viel genau die neuen Besitzer damals zahlten, ist nicht bekannt. „Das waren auf jeden Fall fünf bis zehn Millionen Euro“, glaubt Wahler.

Den Eigentümern des Stalls Blood­stock bescherte der Hengst im Melbourne Cup – dem höchst prämierten Pferderennen der Welt – ein Preisgeld von rund 2,4 Millionen Euro. Allerdings klappte plötzlich die Zusammenarbeit von Hengst, Trainer und Jockey nicht mehr.

Nach acht erfolglosen Starts im vergangenem Jahr ging nun für den sechs Jahre alten Hengst die Reise im November zurück in den Stall von Trainer Andreas Wöhler nach Gütersloh. Nach einer entsprechenden Aufbauphase läuft der Hengst wieder erfolgreich auf deutschen Galoppböden.

Auch das Beispiel von Danedream dient als Erfolgsstory für alle Pferdespekulanten: Die in Deutschland gezogene Stute sollte versteigert werden, doch niemand war bereit, eine nennenswerte Summe zu zahlen. Der bundesweit erfolgreiche Toptrainer Peter Schiergen überzeugte schließlich 2009 Möbelhausbesitzer Heiko Volz aus Baden-Baden, für 9000 Euro zuzuschlagen.

Die Stute Danedream war eine der besten Geldanlagen

Nur zwei Jahre später gewann die Stute unter Jockey Andrasch Starke, der auch am nächsten Sonntag beim Hamburger Derby-Rennen antritt, in Paris den Prix de l’Arc de Triomphe. Siegprämie: 2.285.600 Euro. Am 21. Juli 2012 gewann sie in Ascot auch die King George VI And Queen Elizabeth Stakes, ein Gruppe-1-Rennen, bei dem der Besitzer ein Preisgeld von einer Million Pfund kassierte. Damit ist Danedream die erste Stute, die im Arc und im King George triumphieren konnte, ihre Gewinnsumme beläuft sich auf mehr als 3,6 Millionen Euro. Danedream wurde 2011 und 2012 zum Galopper des Jahres gewählt, und dann für rund 4,5 Millionen Euro an den Japaner Tertia Yoshida verlauft, der Pferde nur zu seinem Vergnügen hält.

Rennpferde zu besitzen ist das eine, diese zu finanzieren das andere – und viele Pferde werden nicht berühmt. Weil keiner eine Garantie auf Erfolge geben kann, ist dieses Investment riskant. Rennpferde sind zudem im Unterhalt kostspielig. Trainer, Jockey, Tierarzt, Hufschmied, Nennungsgelder, Transporte, Übernachtungen, da kommen schnell 15.000 bis 20.000 Euro pro Jahr zusammen. Spitzentrainer verlangen deutlich mehr für die Vollpension.

Pferde auf diesem Niveau sind außerdem hoch versichert. Der Versicherungssatz liegt in der Regel bei vier Prozent der taxierten Rennleistung, mindestens 40.000 Euro jährlich sind es oft. Und natürlich können sich die Tiere verletzen, krank werden oder im schlimmsten Fall sterben. Die Rennfähigkeit ist zudem begrenzt. Höchstleistungen erbringen die Vierbeiner je nach Verfassung im Alter von drei und vier Jahren. Vielen Liebhabern geht es nicht nur um Geld. „Emotionen bei Besitzern mit dem Nervenkitzel, dem Kick und der Freude am Tier sind häufig die besten Renditen“, sagt Wahler. Hengste und Stuten gehen nach der Rennbahn-Karriere in die Zucht. Für Wallache führt der Weg in den Freizeitsport.

Die Karriere von Protectionist ist noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil: Sie hat mit dem Großen Hansa-Preis in Horn einen weiteren Schub bekommen. „Ich bin glücklich und sehr zufrieden mit Protectionist“, sagt Jockey Eduardo Pedroza. „Ich habe allerdings gemerkt, wie stark er arbeiten musste. Das Geläuf war schwer durch den Regen der vergangenen Tage, sein optimales Tempo haben Protectionist und ich heute nicht ganz erreicht“, sagt der 41-Jährige, der in Panama geboren ist. „Da geht noch mehr. Gefühlt sind wir 70 km/h gelaufen, Tempo 80 liegt drin.“

Protectionist-Trainer Andreas Wöhler hatte beim Hansa-Preis übrigens einen weiteren Hengst am Start, den vierjährigen Fair Mountain der Hamburgerin Margit Wenzel. Der belegte aber nur den vorletzten von acht Plätzen. Nicht jede Pferde-Aktie wirft eben einen satten Gewinn ab.