London. Alexander Zverev behält die Nerven und muss am freien Tag ran. Ein Superstar benimmt sich daneben, ein anderer ist spektakulär raus.

"Idiot" – das ist ein hartes Wort aus dem Munde einer Tennis-Profispielerin. Zumal, wenn es im altehrwürdigen Wimbledon gegen einen Schiedsrichter fällt. Und das war nicht der einzige Ausraster auf dem "heiligen Rasen" beim diesjährigen Turnier. Doch der Reihe nach: Immerhin waren noch zwei Hamburger Hoffnungen bei den All England Championships am Start, und im Land des Brexit war für sie eigentlich noch kein Exit vorgesehen.

So hat Alexander Zverev (19) im Regenwirrwarr von Wimbledon die Nerven behalten und als Nachzügler die dritte Runde erreicht. Während der Hamburger Teenager am Sonntag ranmuss, denn erst zum vierten Mal in der Geschichte wird hier am Sonntag gespielt, darf sich Angelique Kerber ausruhen. Die Gewinnerin der Australian Open 2016 steht nach ihrem Sieg über die Hamburgerin Carina Witthöft bereits in der zweiten Woche.

Zverev setzte sich gegen den 15 Jahre älteren Russen Michail Juschni nach einem Match über zwei Tage mit vier Regenunterbrechungen mit 6:4, 3:6, 6:0, 4:6, 6:2 durch. Als letzter Spieler des gesamten Feldes und erstmals in seiner Karriere erreichte er die dritte Runde. Dort trifft er am Sonntag auf den früheren Finalisten Tomas Berdych (Tschechien/Nr. 10). Dann fordert auch Annika Beck (Bonn) die Weltranglistenerste und sechsmalige Titelträgerin Serena Williams (USA).

Zverev ist nach dem Ausscheiden von Dustin Brown (Winsen/Aller) und Benjamin Becker (Orscholz) der letzte deutsche Spieler in der Männerkonkurrenz.

Wimbledon-Titelverteidiger Novak Djokovic gescheitert

Und am Sonnabend ist Titelverteidiger Novak Djokovic so früh wie seit sieben Jahren nicht mehr bei einem Grand-Slam-Turnier ausgeschieden. Der Weltranglistenerste und Schützling von Boris Becker verlor seine am Freitag wegen Regens abgebrochene Drittrunden-Partie gegen den Amerikaner Sam Querrey 6:7 (6:8), 1:6, 6:3, 6:7 (5:7). Das Match war beim Stand von 0:2 Sätzen aus Sicht von Djokovic wieder aufgenommen, dann aber noch dreimal unterbrochen worden. Der dreimalige Wimbledonsieger scheiterte nach drei Stunden Gesamt-Spielzeit.

Seit dem Finale bei den French Open 2015 hatte Djokovic bei den Grand-Slam-Turnieren keine Partie mehr verloren. In der dritten Runde eines der vier wichtigsten Turniere scheiterte er zuletzt 2009, als er in Paris gegen Philipp Kohlschreiber den Kürzeren zog.

Angelique Kerber wehrt vier Satzbälle gegen Carina Witthöft ab

Kerber (28) musste gegen Witthöft (21) gewaltig kämpfen, um den ersten Durchgang zu gewinnen. Vier Satzbälle wehrte sie ab, ihren sechsten verwandelte sie selbst. Nach einer langen (zwei Stunden) und einer kurzen (zehn Minuten) Regenpause im zweiten Durchgang verwandelte Kerber nach insgesamt 1:39 Stunden Spielzeit ihren ersten Matchball zum 7:6 (13:11), 6:1.

Angelique Kerber
Angelique Kerber © WITTERS | AlanGrieves

Die Weltranglistenvierte aus Kiel steht bei ihrer neunten Teilnahme im All England Club zum dritten Mal im Achtelfinale. 2012 hatte sie das Halb-, 2014 das Viertelfinale erreicht. Im vergangenen Jahr gewann Kerber gegen Witthöft in Runde eins 6:0, 6:0. Das zweite Aufeinandertreffen war zumindest im ersten Satz deutlich spannender.

Geldstrafen für zertrümmerte Schläger

Am Montag - solange es bis dahin nicht zu viel regnet - trifft Kerber auf Misaki Doi, die Anna-Lena Friedsam (Neuwied) mit 7:6 (7:1), 6:3 aus dem Turnier warf. Gegen die Japanerin hatte Kerber auf dem Weg zu ihrem Triumph bei den Australian Open in Runde eins einen Matchball abgewehrt.

Carina Witthöft
Carina Witthöft © dpa | Gerry Penny

Nach ihren Ausrastern sind die Tennis-Stars Viktor Troicki (Serbien) und Serena Williams (USA) mit Geldstrafen von jeweils knapp 9000 Euro belegt worden. Während Titelverteidigerin Williams im ersten Satz ihres Drittrundenmatches gegen ihre US-Landsfrau Christina McHale (6:7, 6:2, 6:4) ihren Schläger zertrümmerte, legte sich Troicki in der zweiten Runde gegen den Spanier Albert Ramos Vinolas (6:3, 3:6, 3:6, 6:2, 3:6,) lautstark mit dem Schiedsrichter an und bezeichnete ihn unter anderem als "Idioten".

Mit knapp 10.800 Euro musste die Britin Heather Watson bei ihrer Erstrundenpleite gegen die Bonnerin Annika Beck die höchste Strafe des bisherigen Turniers hinnehmen, nachdem sie ebenfalls ihren Schläger zerstört hatte.