Wien/Rio de Janeiro. Doping-Vorwürfe: Die Sperre russischer Leichtathleten wurde verlängert. Doch es gibt Ausnahmen. Katastrophenzustand in Rio.

Es ist eine historische Entscheidung: Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro finden ohne die russischen Leichtathleten statt. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat die Sperre der Russen "auf unbestimmte Zeit" verlängert. IAAF-Präsident Sebastian Coe bestätigte das am Freitagnachmittag, während das russische Sportministerium an das IOC appellierte, das Verdikt zu überdenken und Russlands Präsident Wladimir Putin die Entscheidung "unfair" nannte.

Der deutsche Diskus-Olympiasieger Robert Harting begrüßte den Olympia-Bann. „Das ist das richtige Signal für den Weltsport“, sagte er dem TV-Sender Sport1. Russlands Stabhochsprung-Heldin Jelena Issinbajewa will dagegen das Urteil nicht hinnehmen: „Das ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Ich werde für die Gerechtigkeit kämpfen.“

Ausnahmen vom Olympia-Bann möglich

Allerdings sei ein Start einzelner Athleten unter neutraler Flagge möglich, sagte Coe am Abend auf einer Pressekonferenz. Über diesen Kompromiss wollen IAAF und das Internationale Olympische Komitee (IOC) am kommenden Dienstag auf dem IOC-Summit in Lausanne beraten. Coe sprach nach der einstimmigen Entscheidung der 24 Council-Mitglieder von einer „machtvollen Botschaft“.

Aus Sicht von DLV-Präsident Clemens Prokop ist das Aufrechterhalten der Sperre „nachvollziehbar“ und „konsequent“. Die Entscheidung sei „im Interesse aller Sportler, die einem gut funktionierenden Anti-Doping-Kontrollsystem unterliegen“, sagte der Chef des Deutschen Leichtathleten-Verbandes (DLV). Zudem sei dies ein wichtiges Zeichen im Kampf um die Glaubwürdigkeit des Sports. Nun müsste der internationale Sport weltweit Strukturen aufbauen, um wirksam gegen Doping vorzugehen

Doping? Wladimir Putin beteuert sauberen Sport

Den Russen wird systematisches Doping vorgeworfen. Mehrere Athleten wurden bereits gesperrt. Auch der Kreml-Chef, Russlands Präsident Wladimir Putin, hatte sich in den eskalierenden Konflikt eingeschaltet. Er hatte gesagt: „Von staatlicher Seite haben wir gegen Doping im Sport gekämpft und werden das auch in Zukunft tun.“ Es habe in Russland keine Unterstützung für Verstöße im Sport gegeben, "und vor allem nicht im Bereich Doping". Es könne nicht angehen, dass das gesamte Team die Schuld für Einzelne auf sich nehmen müsse.

Gleichzeitig rutscht der Leichtathletik-Weltverband IAAF immer tiefer in die Krise. Präsident Sebastian Coe sieht sich Vorwürfen ausgesetzt. In der Fernsehsendung „Panorama“ der BBC wird berichtet, dass der Olympiasieger von 1980 und 1984 unlautere Hilfe bei seiner Wahl zum IAAF-Chef genutzt und sich mutmaßlich im Doping-und Betrugsfall der russischen Marathonläuferin Lilia Schobuchowa falsch verhalten habe.

Katastrophenzustand in Rio de Janeiro

Unterdessen hat sechs Wochen vor dem Start der Olympischen Spiele der Bundesstaat Rio de Janeiro angesichts einer anhaltenden Finanzkrise den öffentlichen Katastrophenzustand ausgerufen. Ein am Freitag veröffentlichtes Dekret ermächtigt den Staat, "alle notwendigen Maßnahmen für Einsparungen bei zentralen öffentlichen Diensten zu verabschieden, um die Durchführung der Olympischen und Paralympischen Spiele zu gewährleisten".