Drochtersen. Hamburger gewinnen 2:0 gegen Bremer SV, beklagen aber vor dem letzten Entscheidungsspiel erneut zwei Schwerverletzte.

Altonas Trainer Berkan Algan schwenkte vor der Kurve eine leuchtend rote Fahne. Verteidiger Ronny Buchholz präsentierte den Anhängern stolz sein Brusthaar-Tattoo mit den Vereins-Initialen „AFC“. Sechser Chris Pfeifer erntete eine herzliche Umarmung eines über die Absperrung gehüpften Fans. Szenen eines Aufsteigers? Fast! Noch ein Punkt fehlt Oberligist Altona 93 zum Sprung in die Regionalliga Nord. Das 2:0 gegen den Bremer SV im zweiten von drei Aufstiegsspielen auf neutralem Platz im niedersächsischen Drochtersen sorgte trotzdem für eine kleine Feier; verdientermaßen für Spieler, Verantwortliche und die Fans des Hamburger Kultclubs.

Bei Gluthitze im Kehdinger Stadion hatten sie die Partie in ein Heimspiel verwandelt. Gut 400 der 603 Zuschauer kamen aus Hamburg, enterten die kleine Tribüne und trieben ihre Mannschaft lautstark zum Sieg. „Mir fehlen die Worte für diese Unterstützung. Es wird für mich sehr schwierig, in Hamburg jemals wieder für einen anderen Verein zu spielen“, bedankte sich Angreifer Marc-Kemo Kranich mit großen Worten.

Große Taten hatte er zuvor auf dem Feld vollbracht. Einen langen Ball von Laurel Aug nahm Kranich perfekt mit und überlupfte Bremens Keeper Christian Ahlers-Ceglarek. 1:0 nach 90 Sekunden. Es folgten wackelige 20 Minuten. Die Bremer übernahmen das Kommando. Ein Freistoß von Boris Koweschnikow flog knapp am Tor vorbei (14.), Sebastian Kurkiewicz forderte nach einer Attacke von Altonas Keeper Joshua du Preez vergeblich Strafstoß (21.). Danach bekam Altona 93 das Spiel wieder in Griff. Nick Brisevac vergab das 2:0, als er eine Flanke von Kranich hauchdünn verfehlte (32.).

Bald darauf durfte sich der AFC bei Bremens Stürmer Vafing Jabateh bedanken. Er ließ eine gute Torchance aus (42.) und machte das mögliche 1:1 durch einen Kopfballtreffer von Maciej Kwiatkowski mit seinem wohl unnötigen Eingreifen aus Abseitsposition ungültig (49.). Altona konterte kühl mit der Entscheidung. Kranich bediente den zu Lok Leipzig wechselnden Felix Brügmann, der volley aus fünf Metern aus der Drehung abschloss (55.). „Ich ziehe den Hut davor, wie Felix sich hier voll reinhängt, obwohl sein Wechsel beschlossene Sache ist“, lobte Vorbereiter Kranich. Altona ließ als nun klar besseres Team etliche Konterchancen aus. „Wir hätten hier 5:1 gewinnen müssen“, merkte Coach Algan zu Recht an.

Uneingeschränkt fröhlich konnte er nicht sein. Weniger wegen des mit 3:5 verlorenen Elfmeterschießens, das bei Punkt- und Torgleichheit über den Aufstieg entscheiden könnte, als vielmehr wegen neuer Personalsorgen. Nick Brisevac schied in der Halbzeit mit Innenbandproblemen aus. Ricardo Balzis musste mit Verdacht auf Kreuzbandriss nach einer Stunde Spielzeit ins Krankenhaus gebracht werden. „Das ist sehr, sehr traurig“, sagte Algan.

Als letzte und zugleich wichtigste Aufgabe der Saison muss sein erneut geschwächtes Team am Dienstag in Barsinghausen beim niedersächsischen Vertreter 1. FC Germania Egestorf-Langreder (19.30 Uhr, An der Ammerke 3) alle Kräfte für den Aufstiegstraum mobilisieren. An Unterstützung von den Rängen, so viel ist sicher, wird es Altona 93 dabei nicht fehlen.