Stuttgart. Stuttgart hofft noch auf ein Wunder. Doch schon jetzt werden die Weichen für die 2. Liga gestellt. Dutt, Wahler und Kramny wackeln.

Es sah nach einem ganz normalen Arbeitstag beim VfB Stuttgart aus, als Jürgen Kramny am Montagvormittag seine Profis zum Training bat. Dabei ist bei den Schwaben nichts mehr normal. Zwar hofft der VfB beim Saisonfinale am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim VfL Wolfsburg noch auf ein Wunder. Im Hintergrund laufen aber schon längst die Planungen für den „worst case“, wie Sportvorstand Robin Dutt den Absturz in die 2. Liga bezeichnet.

Und da steht der fünfmalige deutsche Meister nach Jahren der Fehlplanung und Misswirtschaft vor umfassenden Veränderungen. Präsident Bernd Wahler, Dutt selbst und Trainer Kramny wackeln bei einem Bundesliga-Abstieg, dem zweiten der Vereinsgeschichte nach 1975, bedenklich. Darüber reden mag derzeit aber noch niemand.

„Es ist jetzt noch nicht der Zeitpunkt. Es besteht noch diese Restchance - und wir sollten ein anständiges, mit Siegeswillen versehenes Spiel abliefern“, sagte der angeschlagene Dutt, der noch Rückendeckung spüren will.

Stuttgart am Abgrund, Darmstadt gerettet, Eintracht lebt

Bitter wurde es Stuttgart
Bitter wurde es Stuttgart © dpa | Deniz Calagan
Dort verspielte der VfB gegen Mainz eine 1:0-Führung
Dort verspielte der VfB gegen Mainz eine 1:0-Führung © dpa | Deniz Calagan
Doch, was von diesem Spiel in den Köpfen bleiben wird, dürfte vor allem die Reaktion der Zuschauer gewesen sein, die nach dem Spiel den Platz stürmten
Doch, was von diesem Spiel in den Köpfen bleiben wird, dürfte vor allem die Reaktion der Zuschauer gewesen sein, die nach dem Spiel den Platz stürmten © dpa | Deniz Calagan
Stuttgart ist nun 17. und kann sich nicht mehr aus eigener Kraft retten, dass das Torverhältnis wohl zu schlecht ist. Am kommenden Spieltag geht es gegen Wolfsburg
Stuttgart ist nun 17. und kann sich nicht mehr aus eigener Kraft retten, dass das Torverhältnis wohl zu schlecht ist. Am kommenden Spieltag geht es gegen Wolfsburg © dpa | Deniz Calagan
Stuttgarts Christian Gentner versucht aufgebrachte Fans zu beruhigen
Stuttgarts Christian Gentner versucht aufgebrachte Fans zu beruhigen © dpa | Deniz Calagan
Stuttgart-Anhänger stürmten den Platz
Stuttgart-Anhänger stürmten den Platz © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Stuttgarts Sportdirektor Robin Dutt stellt sich den aufgebrachten Fans
Stuttgarts Sportdirektor Robin Dutt stellt sich den aufgebrachten Fans © dpa | Deniz Calagan
Der Mainzer Jhon Cordoba Copete (r) bejubelt sein Tor zum 1:2 zusammen mit Mainz Giulio Donati
Der Mainzer Jhon Cordoba Copete (r) bejubelt sein Tor zum 1:2 zusammen mit Mainz Giulio Donati © dpa | Deniz Calagan
Ärger bei Christian Gentner
Ärger bei Christian Gentner © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Zuvor hatte Christian Gentner die Stuttgarter in Führung gebracht
Zuvor hatte Christian Gentner die Stuttgarter in Führung gebracht © Bongarts/Getty Images | Matthias Hangst
Eine echte Überraschung gab es in Frankfurt
Eine echte Überraschung gab es in Frankfurt © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Dort verlor der Vize-Meister Borussia Dortmund
Dort verlor der Vize-Meister Borussia Dortmund © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Für Frankfurt war der Sieg aber mehr als nur drei Punkte, denn die Frankfurter können sich aus eigener Kraft doch noch vor dem Abstieg retten
Für Frankfurt war der Sieg aber mehr als nur drei Punkte, denn die Frankfurter können sich aus eigener Kraft doch noch vor dem Abstieg retten © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Dortmund ist sicher zweiter. Die Meisterschaft entschied Bayern mit einem Sieg in Ingolstadt
Dortmund ist sicher zweiter. Die Meisterschaft entschied Bayern mit einem Sieg in Ingolstadt © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Bremen schaffte in Köln ein 0:0
Bremen schaffte in Köln ein 0:0 © dpa | Maja Hitij
Die Bremer müssen nun gegen Frankfurt gewinnen, um einen Abstieg zu verhindern
Die Bremer müssen nun gegen Frankfurt gewinnen, um einen Abstieg zu verhindern © dpa | Maja Hitij
Die Bremer können neben der Relegation aber auch noch direkt absteigen
Die Bremer können neben der Relegation aber auch noch direkt absteigen © dpa | Maja Hitij
Hoffenheim dagegen ist gerettet
Hoffenheim dagegen ist gerettet © dpa | Peter Steffen
 Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hat das Team auf den 144. Platz gerettet
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hat das Team auf den 144. Platz gerettet © dpa | Peter Steffen
Hofenheim verlor allerdings gegen Absteiger Hannover
Hofenheim verlor allerdings gegen Absteiger Hannover © dpa | Peter Steffen
Hannovers Hiroshi Kiyotake (3.v.l) macht sein Tor zum 1:0 gegen TSG 1899 Hoffenheim
Hannovers Hiroshi Kiyotake (3.v.l) macht sein Tor zum 1:0 gegen TSG 1899 Hoffenheim © dpa | Peter Steffen
Gefeiert wurde auch in Berlin
Gefeiert wurde auch in Berlin © dpa | Soeren Stache
Doch nicht die Berliner feierten sondern die Lilien
Doch nicht die Berliner feierten sondern die Lilien © dpa | Soeren Stache
Darmstadt rette sich mit einem 2:1 gegen den Abstieg
Darmstadt rette sich mit einem 2:1 gegen den Abstieg © dpa | Soeren Stache
Herthas Maximilian Mittelstädt (r) und Darmstadts Aytac Sulu kämpfen um den Ball
Herthas Maximilian Mittelstädt (r) und Darmstadts Aytac Sulu kämpfen um den Ball © dpa | Soeren Stache
Der FC Schalke spielt gegen den FC Augsburg 1:1
Der FC Schalke spielt gegen den FC Augsburg 1:1 © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Für Schalkes Champions-League-Ansprüche war das zu wenig
Für Schalkes Champions-League-Ansprüche war das zu wenig © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Augsburger Spieler jubeln nach dem Spiel und Schalkes Joel Matip (l) kniet auf dem Rasen
Augsburger Spieler jubeln nach dem Spiel und Schalkes Joel Matip (l) kniet auf dem Rasen © dpa | Guido Kirchner
Denn die Augsburger sind gerettet, Schalke dagegen ins Hintertreffen im Rennen um die Champions League geraten
Denn die Augsburger sind gerettet, Schalke dagegen ins Hintertreffen im Rennen um die Champions League geraten © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Schalkes Klaas-Jan Huntelaar bejubelt sein Tor zum 1:0. Für Augsburg traf Daniel Baier
Schalkes Klaas-Jan Huntelaar bejubelt sein Tor zum 1:0. Für Augsburg traf Daniel Baier © dpa | Guido Kirchner
Eric Maxim Choupo-Moting in der Luft
Eric Maxim Choupo-Moting in der Luft © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Borussia Mönchengladbach hat sich dagegen den vierten Platz so gut wie gesichert
Borussia Mönchengladbach hat sich dagegen den vierten Platz so gut wie gesichert © Bongarts/Getty Images | Sascha Steinbach
Gegen Leverkusen gab es ein 2:1
Gegen Leverkusen gab es ein 2:1 © Bongarts/Getty Images | Sascha Steinbach
Freude bei Trainer Andre Schubert
Freude bei Trainer Andre Schubert © Bongarts/Getty Images | Sascha Steinbach
Der Trainer feiert Oscar Wendt
Der Trainer feiert Oscar Wendt © dpa | Ina Fassbender
Leverkusens Chicharito reagiert während des Spiels. Bayer bleibt dritter
Leverkusens Chicharito reagiert während des Spiels. Bayer bleibt dritter © dpa | Ina Fassbender
Charles Aranguiz (r.) feiert seinen Treffer
Charles Aranguiz (r.) feiert seinen Treffer © Bongarts/Getty Images | Sascha Steinbach
Auch Andre Hahn durfte jubeln
Auch Andre Hahn durfte jubeln © dpa | Ina Fassbender
Leverkusens Benjamin Henrichs und Mönchengladbachs Andre Hahn (l) in Aktion
Leverkusens Benjamin Henrichs und Mönchengladbachs Andre Hahn (l) in Aktion © dpa | Ina Fassbender
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Doch damit ist es offenbar nicht allzu weit her. Der Aufsichtsrat der Schwaben plant einen Neuanfang. Als Nachfolger von Dutt, der vor knapp eineinhalb Jahren mit großen Plänen angetreten war, längst aber als gescheitert gilt, nennt der kicker bereits Ex-Nationalspieler und VfB-Ikone Karl Allgöwer. Den hatte der Aufsichtsrat zuletzt bereits als externen Berater des Vorstands installiert. Der 59-Jährige signalisierte bei Sky durchaus Interesse, „aber eine Alibi-Funktion werde ich nicht übernehmen“.

„Darauf werden wir sehr gut vorbereitet sein“

Wahler, bei den Fans ohnehin umstritten, könnte bei einer Mitgliederversammlung im Juli scheitern. Und Kramny? Dass die Stuttgarter mit dem 44-Jährigen in die 2. Liga gehen, erscheint eher unwahrscheinlich.

„Es ist klar, dass man die Kritik an bestimmten Personen aufhängt. Wir haben uns für einen Weg die nächsten Jahre entschieden. Dieser Weg hat auch vorgesehen, dass der worst case eintreten kann. Aber auch darauf werden wir sehr gut vorbereitet sein“, meinte Dutt.

Natürlich habe man sich „gewünscht, dass unsere Maßnahmen schneller zum Erfolg geführt hätten“, so der Sportvorstand weiter, „aber das sind alles Dinge, die wir nach der Saison deutlich benennen müssen.“ Dies würde auch heißen, „auf sich selber zu zeigen, aber auch auf sein Personal. Wir arbeiten aber noch eine Woche zusammen. Da sollten wir mit der Aufarbeitung warten.“ Allgöwer kündigte bereits eine „nicht sehr freundschaftliche Analyse“ an.

Zunächst soll aber nichts die Konzentration stören, um die minimale Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Auch der Platzsturm aufgebrachter Anhänger am Samstag soll abgehakt sein. Der VfB ist jedoch selbst bei einem Sieg in Wolfsburg auf ein passendes Ergebnis beim direkten Duell zwischen Bremen und Frankfurt angewiesen, um sich vielleicht doch noch in die Relegation zu retten.

Für Kramny gilt es nun, die Mannschaft von der fast unmöglichen Mission zu überzeugen. Ein schwieriges Unterfangen. „Die Ansprache ist immer eine große Herausforderung. Es ist insgesamt ein emotionaler Zustand. Du merkst, dass der Kopf entscheidend ist“, sagte Dutt.

Zuletzt hatte Kramny den Kopf seiner Spieler nicht mehr erreicht. Fünf Niederlagen in Serie, acht Spiele ohne Sieg sprechen eine allzu deutliche Sprache. Das 1:3 gegen Mainz am Samstag war einem sportlichen Offenbarungseid gleichgekommen.

Trotzdem: Bereits am Sonntag hatten die Verantwortlichen dem Team um Kapitän Christian Gentner eindringlich klar gemacht, dass es jetzt auch „um Anstand und Ehre geht. Für uns ist ganz wichtig“, so Dutt, „dass wir als Einheit mit Jürgen zusammen diesen Schritt gehen“. Den Schritt in den Abgrund.