Oklahoma City/Köln. Nach dem erneuten Play-off-Aus in der ersten Runde muss Dirk Nowitzki entscheiden, ob er die Dallas Mavericks verlassen will.

Eine Umarmung hier, ein Handschlag da, dazu warme Worte. Für Dirk Nowitzki hieß es Abschied nehmen, ziemlich früh. Erneut ist die NBA-Saison für den Superstar nach der ersten Play-off-Runde vorbei, jetzt geht bei den Dallas Mavericks die Angst um. Der Würzburger könnte den Klub per Option verlassen und doch noch einmal eine neue Herausforderung suchen. Aber wagt er tatsächlich diesen Schritt - mit 37?

„Als ich für drei Jahre verlängert habe, war es immer mein Plan, den Vertrag zu erfüllen“, sagte Nowitzki nach dem 104:118 bei Oklahoma City Thunder, der entscheidenden Niederlage beim 1:4-Aus in der Achtelfinalserie: „In der nächsten Saison bin ich 38. Wenn wir weiter im Sommer neue Jungs holen und wettbewerbsfähig sind, werde ich mein Leben lang ein Maverick bleiben.“

Das klingt beruhigend. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn Nowitzki wiederholt diese Aussage gebetsmühlenartig. Dem 13-maligen Allstar ist sehr wohl bewusst, dass Dallas seit dem Gewinn des Meistertitels 2011 kein Team zusammengekriegt hat, das ganz oben mitspielen konnte. „Wir haben die Leute gehen lassen, mit denen wir erfolgreich waren“, so Nowitzki: „Davon haben wir uns nie erholt.“

Trainer hofft auf Nowitzki

Die Verantwortlichen um Klubbesitzer Mark Cuban und General Manager Donnie Nelson haben viele Fehler gemacht. Die Transferperioden verliefen regelmäßig enttäuschend, Dallas ist im Westen nur noch Mittelklasse. Will Nowitzki auf seine alten Tage wirklich noch mal Meister werden, muss er wechseln - Garantien gibt es allerdings nirgends.

Nowitzki steckt in einer Zwickmühle. Seit 1998 lebt er in Dallas, er ist verheiratet und Familienvater. Ehefrau Jessica, Töchterchen Malaika (2) und Sohn Max (1) spielen eine große Rolle, für einen Umzug ist es eigentlich zu spät. Und soll er für einen sportlichen Traum nach fast 20 Jahren wirklich die Stadt verlassen, die ihm zu Füßen liegt?

Es ist eine schwierige Entscheidung. Auch für die Franchise. Ein Neuaufbau mit Nowitzki macht keinen Sinn, auch er möchte das nicht. Andererseits kommt es nicht infrage, das Gesicht des Vereins zum Gehen zu veranlassen. Dafür hat der langjährige Nationalspieler viel zu großen Anteil am Aufschwung der Mavs, die vor seiner Zeit furchtbar schlecht waren.

„Wir müssen hoffen, dass das nicht Dirks letztes Spiel für die Mavericks war“, sagte Trainer Rick Carlisle: „Er könnte Free Agent werden. Aber ich bin bereit, in ein Flugzeug zu steigen, nach Deutschland zu fliegen und ihn davon zu überzeugen, hier weiterzumachen.“

Carlisle, seit acht Jahren Headcoach in Dallas, weiß, was er an seinem Kapitän hat. Sein Ältester war auch in dieser Saison der Beste. Im Schnitt 18,3 Punkte während der Hauptrunde, 20,4 waren es in den Play-offs. Auch beim Abschied am Montag war er mit 24 Punkten Topscorer. An Nowitzki lag es in dieser Saison wie zuvor nicht, dass die Mavericks für wenig Glanz sorgten.

Im letzten Heimspiel am Sonnabend riefen die Fans seinen Namen, als es verloren war. „Bitte bleib“, hieß die unmissverständliche Botschaft. Die Sorge auf den Rängen war greifbar. Bis zum 22. Juni muss sich Nowitzki entscheiden, drei Tage nach seinem 38. Geburtstag verlängert sich der Vertrag automatisch bis 2017. Bleiben oder doch mal gehen?