Wolfsburg. Rodriguez verwandelte einen Strafstoß, Arnold legte nach. VfL zeigte beeindruckende Vorstellung. Trapp und Paris bangen um Halbfinale.

Die Chance auf die Sensation ist für den VfL Wolfsburg plötzlich ganz real: Mit einem beherzten Auftritt und äußerster Effektivität blamierten die Niedersachsen im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League das pomadige Starensemble von Real Madrid und haben nach dem 2:0 (2:0) alle Chancen aufs Weiterkommen in der eigenen Hand.

"Wir haben alles getan, worüber wir gesprochen haben: Wir haben mutig nach vorne gespielt und waren ballsicher", sagte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs im ZDF: "Es war recht schnell zu sehen, dass wir mitspielen können. Wenn wir im Rückspiel ähnlich mutig sind, können wir ins Halbfinale kommen." Torschütze Maximilian Arnold warnte nach seinem Premierentreffer in der Königsklasse: "Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wir haben erst 55 Prozent geschafft."

Gegen den spanischen Rekordmeister um Superstar Cristiano Ronaldo und Weltmeister Toni Kroos reicht dem Team von Trainer Dieter Hecking am kommenden Dienstag allerdings sogar eine Niederlage mit einem Tor Unterschied, um erstmals den Sprung unter die besten vier europäischen Teams zu schaffen.

Ricardo Rodriguez (18./Foulelfmeter) und Arnold (25.) sorgten mit ihren Toren dafür, dass die Wolfsburger ihre Krise in der Bundesliga völlig vergessen ließen. Die hochfavorisierten Gäste aus der spanischen Hauptstadt enttäuschten dagegen über weite Strecken und ließen ihre besten Chancen meist fahrlässig aus. Es war die erste Niederlage in der Königsklasse für Real in dieser Saison.

Vor 26.400 Zuschauern in der ausverkauften Wolfsburger Arena gab bei den Gastgebern nur wenige Wochen nach seiner Schulter-Operation Innenverteidiger Naldo sein Comeback. Bei den Königlichen brachte Zidane fast die gleiche Elf wie zuletzt beim 2:1-Sieg im Clásico gegen den FC Barcelona. Lediglich auf der Rechtsverteidigerposition ließ der Weltmeister von 1998 Danilo für den Ex-Leverkusener Daniel Carvajal beginnen.

Von einer "Riesenchance", sich auf internationaler Bühne zu zeigen, hatte Hecking im Vorfeld gesprochen. Und seine Spieler nutzten sie - auch wenn es zu Beginn so aussah, als sollte das Spiel wie von vielen erwartet laufen.

Bereits nach etwas mehr als einer Minute lag der Ball im Tor von Diego Benaglio, doch Ronaldo stand hauchdünn im Abseits. Wenig später kam es im Strafraum der Wolfsburger erneut zu einer kniffligen Szene: Nach einem Zweikampf mit Luiz Gustavo ging Gareth Bale zu Boden - über einen Elfmeter hätten sich die Gastgeber nicht beschweren dürfen. In der 14. Minute rettete Benaglio zudem stark gegen Karim Benzema.

Das Hecking-Team legte erst nach einer Viertelstunde den Respekt ab und kam vor allem über Winterzugang Bruno Henrique zum Abschluss - und wenig später sogar zur Führung. Casemiro foulte nach Meinung des Schiedsrichters Gianluca Rocchi (Italien) André Schürrle - Rodriguez verwandelte sicher zum 1:0 (18.). Die Gastgeber agierten nun selbstbewusster und legten nach. Nach einer Kombination traf Arnold aus kurzer Distanz.

DAS SPIEL IM LIVETICKER

Nach der Pause versuchten die Gäste wieder verstärkt, das Spielgeschehen an sich zu reißen. Viel kam dabei zunächst allerdings nicht. Die Wolfsburger Defensive um den starken Naldo hatte vor allem Ronaldo gut im Griff. Auch Kroos konnte im Gegensatz zu den vergangenen Spielen kaum Impulse setzen: Zidane schimpfte an der Außenlinie immer häufiger.

Zu großen Chancen kamen aber auch die Gastgeber bis Mitte der zweiten Hälfte nicht mehr. Dafür standen sie in der Abwehr weiter sicher und störten die Madrilenen in den entscheidenden Situationen. Schürrle vergab nach einem Konter sogar die Chance auf das 3:0 (69.), der eingewechselte Max Kruse (89.) scheiterte aus spitzem Winkel.

Beste Spieler beim VfL waren Naldo, Luiz Gustavo und Josuha Guilavogui, bei Real überzeugte mit Abstrichen nur Bale

Trapp und Paris bangen um Halbfinale

Kevin Trapp und Paris St. Germain müssen um den Halbfinal-Einzug in der Champions League zittern. Der deutsche Torwart und EM-Kandidat konnte mit dem französischen Meister im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen Manchester City daheim lediglich ein 2:2 verbuchen. Der frühere Wolfsburger Kevin De Bruyne hatte die Gäste in der 38. Minute in Führung geschossen, PSG-Superstar Zlatan Ibrahimovic gelang dann in der 41. Minute der Ausgleich für die Hausherren. In Hälfte zwei sorgte Adrien Rabiot in der 59. Minute für das verdiente 2:1, ehe Fernandinho in der 72. Minute für Manchester traf.

Die Statistik

Wolfsburg: 1 Benaglio - 8 Vieirinha, 25 Naldo, 18 Dante, 34 Ricardo Rodriguez - 22 Luiz Gustavo, 23 Guilavogui - 16 Henrique (ab 80. Träsch), 27 Arnold, 10 Draxler (ab 90. Schäfer) - 17 Schürrle (ab 85. Kruse). - Trainer: Hecking

Madrid: 1 Navas - 23 Danilo, 3 Pepe, 4 Ramos, 12 Marcelo - 19 Modric (ab 64. Isco), 14 Casemiro, 8 Kroos (ab 85. James) - 11 Bale, 9 Benzema (ab 41. Jese), 7 Ronaldo. - Trainer: Zidane

Schiedsrichter: Gianluca Rocchi (Italien)

Zuschauer: 26.000 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Rodriguez (18./FE), 2:0 Arnold (25.)