Deutschland könnte wieder eine echte neun haben. Denn Stürmer Mario Gomez lieferte ein gutes Spiel ab und erzielte sogar 1,5 Tore.

Neuer: Der weltweit wahrscheinlich beste Fußballer aller Torhüter hatte in Berlin ausgerechnet mit seinen Füßen ein paar Probleme. Doch wenn seine Hände gefordert waren, konnte man sich meistens auf den Münchner verlassen. An den drei Gegentoren nahezu schuldlos.

Can: Am Freitag hatte Bundestrainer Joachim Löw angekündigt, dass er rechts in der Viererkette etwas ausprobieren wollte. Nach Cans wechselhaften Auftritt gegen seine Wahlheimat darf festgehalten werden: Experiment in der ersten Halbzeit geglückt, im zweiten Durchgang nicht. Seien Fehler brachten England ins Spiel. Auch bei beiden Gegentoren hätte er sicherlich keinen Rüffel für ein bisschen konsequenteres Abwehrverhalten bekommen.

Rüdiger: Hatte gefühlt die meisten Ballkontakte aller Feldspieler, was kaum gewollt gewesen sein dürfte. Sei’s drum, am ballsicheren Italien-Legionär wird Löw in seinen EM-Planungen kaum vorbei kommen – auch wenn er vor dem 2:2 Vardys Hacken-Zauber-Tor nicht verhindern konnte.

Hummels (bis 45.): Hatte mit den schnellen und quirligen Engländern durchaus seine Probleme. Einerseits. Anderseits spielte der Dortmunder kurz vor der Pause einen Pass in die sogenannte Schnittstelle, den man direkt hinter Panzerglas einrahmen sollte. Wie wichtig der Borusse tatsächlich für Deutschlands defensive Stabilität ist, fiel allerdings erst auf, als er im zweiten Durchgang in der Kabine bleiben durfte.

Tah (ab 46.): War an den Gegentoren nicht wirklich beteiligt, dürfte mit seinem 45-minütigen Debüt nach den drei Gegentoren aber dennoch nicht wirklich zufrieden sein.

Hector: Konnte trotz seines unsichtbaren Vordermanns ab und an einen Akzent setzen. Mangels Alternativen erster Kandidat für einen EM-Stammplatz links in der Viererkette.

Khedira: Übernahm nicht nur die Kapitänsbinde vom verletzen Schweinsteiger, sondern überzeugte zumindest eine Stunde lang auch als staubsaugender Abfangjäger und Impulsgeber im defensiven Mittelfeld. Im Fachjargon nennt man so einen wie ihn wohl einen Verbindungsspieler. Krönte seinen ordentlichen Auftritt mit der Flanke zum zwischenzeitlichen 2:0. Baute danach allerdings stark ab.

Kroos: Legte passend zu Ostern den Engländern ein echtes Ei ins Netz und gefiel lange Zeit auch sonst in seiner Paraderolle als Ballverteiler. Zum Ende des Spiels entglitt ihm dann das Spiel ein wenig. Und trotzdem: Fußball-Deutschland darf sich mit Kroos und Khedira auf eine titelreife Doppel-Sechs bei der EM freuen.

Müller (bis 74.): Ausgerechnet der bajuwarische Spaßfußballer hielt sich bei dem ereignisreichen Fußballabend im Olympiastadion ungewohnt zurück. Eines seiner schlechtesten Länderspiele.

Podolski (ab 74.): Laut Spielberichtsbogen stand er 16 Minuten lang auf dem Platz.

Özil: Wurde vor dem Spiel zu Deutschlands Nationalspieler des Jahres 2015 ausgezeichnet, was nach der Partie kaum jemand verstehen dürfte. Wirkte wie ein Weihnachtsmann zu Ostern.

Reus (bis 64.): Spielte im linken Mittelfeld einen Tag zu früh verstecken, bis es Bundestrainer Löw selbst an Ostern zu bunt wurde. Muss sich in der Nationalmannschaft steigern!

Schürrle (ab 64.): Sollte nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 für ein wenig Entlastung sorgen, was leider so gar nicht gelingen sollte.

Gomez (bis 79.): Durfte sich nach knapp vier Jahren ohne eigenen Treffer bereits in der ersten Halbzeit wieder über ein Tor freuen, um sich Sekunden später darüber zu ärgern, dass es fälschlicherweise wegen Abseits aberkannt wurde. Doch statt allzu lange über die Fehlentscheidung zu lamentieren, bereitete der Istanbul-Legionär zunächst indirekt das Führungstor durch Kroos vor, um in der zweiten Halbzeit ziemlich direkt zum 2:0 nachzulegen. Fazit: Deutschland könnte wieder eine echte neun haben.

Götze (ab 79.): Der Noch-Münchner konnte elf Minuten lang das fast schon vergessene Gefühl genießen, ein fester und wichtiger Bestandteil einer Mannschaft zu sein.