Hamburg. Olympiastart des Schwergewichtsboxers Wladimir Klitschko dennoch kaum denkbar. Hamburgs Verband vor Neuordnung.

Große Ziele haben sie im Hamburger Amateur-Boxverband (HABV). Mit der Verpflichtung des langjährigen Schweriner Landestrainers Christian Morales, 35, als Sportdirektor sollen die Verbandsstrukturen bis zur Ausrichtung der Amateur-WM im August 2017 optimiert werden. Den neuen Mann und seine Pläne wollte der HABV am Dienstagnachmittag im Block Bräu an den Landungsbrücken vorstellen. Doch dann überlagerte ein Thema das Beisammensein, das überraschend auf die Agenda rückte.

Bernd Bönte, Manager des langjährigen Schwergewichtsweltmeisters Wladimir Klitschko und als Gast auf dem Podium, enthüllte, dass die Pläne des Ukrainers, seine Karriere 20 Jahre nach dem Olympiasieg in Atlanta bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro im August mit einer zweiten Medaille zu vergolden, längst mehr sind als nur ein Traum. „Wladimir hat vom ukrainischen Verband grünes Licht für eine Teilnahme erhalten“, sagte Bönte. Zwar hatte Klitschko stets einen zweiten Olympiastart als Möglichkeit in Erwägung gezogen; ein derart konkretes Ersuchen um einen Startplatz allerdings hatte sich bislang nicht abgezeichnet.

Klitschkos Olympia-Teilnahme kaum denkbar

Dass die Rio-Reise für den Wahlhamburger, der am Karfreitag 40 Jahre alt wird, Realität werden kann, darf stark bezweifelt werden. Nachdem das Exekutivkomitee des olympischen Weltverbands Aiba Ende Februar die generelle Öffnung der Sommerspiele für Profis angeregt hatte, muss diese Satzungsänderung zunächst am 1. Juni auf dem Aiba-Kongress in Lausanne beschlossen werden. Ist das der Fall, würden dort auch die endgültigen Qualifikationskriterien festgelegt. Derzeit geht die Aiba davon aus, dass nur Profis teilnehmen dürfen, die unter den besten acht der Weltrangliste in ihrer Gewichtsklasse stehen und eine Vergangenheit im olympischen Boxen haben. Diese müssten sich Anfang Juli in einem Qualifikationsturnier mit mehreren Kämpfen im olympischen Format (drei Runden à drei Minuten) gegen die besten Sportler aus den Aiba-Profiserien APB und WSB behaupten.

Bönte bestätigte jedoch, dass Klitschkos Priorität auf einem Rückkampf mit dem Briten Tyson Fury liegt, an den er im November seine drei WM-Titel verloren hatte. Dieser soll entweder am 4. Juni oder am 9. Juli stattfinden. In beiden Fällen wäre die Zeit zu knapp, um sich auf ein hartes Turnier in einem ungewohnten Modus umzustellen. Denkbar wäre deshalb lediglich, dass die Aiba Topstars eine Wildcard für Rio ausstellt, was derzeit allerdings noch strikt abgelehnt wird.

Das alles ist Zukunftsmusik. Die Gegenwart für den HABV ist die Mitgliederversammlung an diesem Mittwochabend, auf der sich der gesamte Vorstand um Präsident Peter Hamel zur Wiederwahl stellt. Gegenkandidaten gibt es noch keine, etwas Gegenwind schon – und die Möglichkeit, spontan Konkurrenz zu nominieren. Wird der Vorstand nicht im Amt bestätigt, dann kann Christian Morales seine Aufbauarbeit sowieso vergessen.