Die Revanche für die WM-Niederlage im Viertelfinale ist geglückt. Am Sonntag testen beide Teams erneut gegeneinander für Olympia.

Leipzig. Sechs Wochen nach dem Triumph bei der Europameisterschaft haben die deutschen Handballer ihre Stärke eindrucksvoll demonstriert und den WM-Zweiten Katar förmlich deklassiert. Das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson feierte im Duell mit dem Asienmeister am Freitagabend in Leipzig einen 32:17 (17:9)-Kantersieg. Damit revanchierte sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zugleich eindrucksvoll für die 24:26-Niederlage bei der WM 2015 in Katar.

Beim ersten Spieler-Casting für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro überzeugte die DHB-Auswahl vor 7035 Zuschauern in der ausverkauften Arena einmal mehr durch mannschaftliche Geschlossenheit. Johannes Sellin, Uwe Gensheimer und Simon Ernst warfen je vier Tore. Sonntag (15.15 Uhr/Sport1) treffen beide Teams in Berlin erneut aufeinander. Dort soll Bundestrainer Dagur Sigurdsson endgültig von seinem ehemaligen Club Füchse Berlin verabschiedet werden.

„Wir sind sehr zufrieden. Wir haben eine super Einstellung gezeigt und eine super Konzentration. Katar kann sicher besser spielen, aber wir waren heute wirklich gut“, sagte Sigurdsson. Aus der Partie könne man aber keine Rückschlüsse auf das Olympia-Aufgebot ziehen. „Ich bin überhaupt nicht dabei zu überlegen, wen wir nach Rio mitnehmen, sondern wie wir am besten am Sonntag spielen“, betonte er.

Die deutsche Mannschaft spielte, als wäre es noch einmal das EM-Endspiel - nur mit einem anderen Gegner. Torhüter Andreas Wolff entschärfte schon in der ersten Halbzeit drei Siebenmeter und zahlreiche weitere Würfe der Gäste. Mit dem besten Schlussmann der EM als sicherem Rückhalt entfaltete der Gastgeber sein ganzes spielerisches Können. Da störte auch nicht, dass in Erik Schmidt, Hendrik Pekeler sowie Jannik Kohlbacher alle drei Kreisläufer aus dem EM-Team fehlten und durch Evgeni Pevnov und Manual Späth ersetzt wurden.

Gensheimer, Groetzki und Drux mit Comeback

Nach gut der Hälfte der ersten Halbzeit sorgte Nachrücker Späth für das 10:4. Bis dahin hatte die deutsche Mannschaft den 0:1-Rückstand gut weggesteckt und die Kataris erstaunlich deutlich beherrscht. Wenn der Vorsprung gegen den WM-Zweiten einmal schmolz wie beim 11:7 (23.), drehte das DHB-Team wieder auf. Der starke Rückkehrer Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen markierte das 14:7 (26.).

Gensheimer (Achillessehnenreizung) hatte ebenso wie sein Clubkollege Patrick Groetzki (Wadenbeinbruch) und Paul Drux (Reha nach Schulteroperation) aus Verletzungsgründen die EM verpasst. Alle drei gaben in Leipzig ihr Auswahl-Comeback. Auch Silvio Heinevetter kehrte in die Nationalmannschaft zurück. Er kam in der zweiten Halbzeit für Wolff ins Tor und zeigte sich deutlich formverbessert.

Bis dahin hatte der neu formierte Europameister das Spiel ähnlich dominiert wie das EM-Finale gegen Spanien und sich bereits einen unerwartet komfortablen 17:9-Vorsprung herausgespielt. In der Defensive stand die deutsche Mannschaft um den Abwehr-Riesen Finn Lemke wie gewohnt stabil, so dass der Asienmeister nur selten zum Torerfolg kam. Im Angriff agierte der Europameister variabel, wobei bis zur Pause bereits neun Spieler Treffer markierten.

In der zweiten Halbzeit setzten sich die Hausherren immer weiter ab. Finn Lemke sorgte mit seinem Treffer zum 24:14 (48.) für die erste Zehn-Tore-Führung und die Vorentscheidung in dem einseitigen Spiel.