Los Angeles/Stuttgart. Positiver Dopingtest des russischen Tennisstars schockt Sportfans auf der ganzen Welt. Weltverband hat Scharapowa suspendiert.

Nach ihrer öffentlich inszenierten Dopingbeichte droht Maria Scharapowa der Verlust millionenschwerer Sponsoren, und die Chance auf Olympiagold ist wohl dahin. Mit ihrer bevorstehenden Sperre handelt die glamouröseste Tennisspielerin der Gegenwart ihrer Sportart die schwärzeste Stunde seit Jahren ein. Die internationalen Reaktionen auf das Geständnis des russischen Topstars fallen verheerend aus.

Ausgerechnet während der Australian Open, als Berichte über Korruption im Tennis für Negativschlagzeilen sorgten, wurde die bestverdienende Sportlerin des Planeten und frühere Nummer eins positiv auf die verbotene Substanz Meldonium getestet. Vom Weltverband ITF ist die Weltranglistensiebte suspendiert. Ihr Fall wird nun untersucht, dann über eine mögliche Sperre entschieden. „Bis zu vier Jahre sind möglich“, sagte Scharapowas Anwalt John Haggerty. Seine Mandantin werde mit der ITF kooperieren.

Das ist Maria Scharapowa

Nation

Russland

Geburtsdatum

19. April 1987

Weltranglisten-Platz

7 (Stand März 2016)

Beste Platzierung

1 (August 2005)

Grand-Slam-Titel

5 (Wimbledon 2004, US Open 2006, Australian Open 2008, French Open 2012 und 2014)

Turniersiege insgesamt

35

Preisgeld insgesamt

Rund 36,8 Millionen US-Dollar (rund 33,5 Millionen Euro)

Besonderes

Scharapowa hat als eine von nur zehn Spielerinnen alle Grand-Slam-Turniere mindestens einmal gewonnen.

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„Ich will meine Karriere nicht so beenden. Ich hoffe, dass ich eine weitere Chance bekomme“, hatte die 28 Jahre alte Russin am Montagabend bei ihrer Pressekonferenz in einem Hotel in Los Angeles gesagt. Doch erst einmal muss die fünfmalige Grand-Slam-Turniersiegerin die Konsequenzen ihres Vergehens akzeptieren. Sie nehme das Meldonium enthaltende Medikament seit zehn Jahren und habe die aktuelle Liste der verbotenen Substanzen nicht gelesen, erläuterte Scharapowa ihren Fehltritt. Seit Anfang 2016 steht Meldonium auf der Dopingliste. Das leistungssteigernde Mittel wurde schon Biathleten, Radsportlern, Eiskunstläufern, Ringern und Leichtathleten zum Verhängnis.

Meldonium wird unter dem Markennamen Mildronat als Herzmedikament in den baltischen Staaten und in Russland vertrieben. In Deutschland ist es als Arzneimittel nicht zugelassen. Es soll die Durchblutung fördern. Athleten versprechen sich durch die Einnahme eine verbesserte Durchblutung und damit eine Steigerung der physischen sowie mentalen Belastungsfähigkeit. Die Wirkung ist allerdings nicht belegt. „Meiner Meinung nach ist es wie eine Lifestyledroge, die prophylaktisch genommen wird“, sagte Dopingfahnder Detlef Thieme.

Pressestimmen zum Fall Scharapowa

Sport-Express (Russland)

Das Geschehene ist schwer zu begreifen. Nicht die Tatsache, dass Maria Scharapowa, Weltstar und Publikumsliebling, überführt wurde, ein verbotenes Präparat genommen zu haben. Umso mehr aber, dass das Mittel Meldonium als „unnütz" gilt und keinen besonderen Wettbewerbsvorteil bringen soll. Schockierend ist zudem etwas anderes: der Umstand, dass die Tennisspielerin den Moment verpasst hat, als das Mittel verboten wurde (...). Die Tennisspielerin hat selbst betont, dass sie nicht will, dass ihre Karriere so endet. Selbstverständlich gefällt uns diese Aussicht auch nicht. Daher bleibt uns nur, Maria zu wünschen, dass sie so schnell wie möglich auf den Court zurückkehrt.

La Repubblica (Italien)

Maria, was für ein hässliches Match. Sie ist in nüchternes Schwarz gekleidet, der Blick geht in die Ferne, die Arme sind vor der Brust verschränkt. Im Ambiente eines traurigen Kongress-Saals in einem zweitrangigen Hotel in Los Angeles verliert Maria Scharapowa das Spiel ihres Lebens. (...) Die Welt liegt in Trümmern, sicherlich die Welt der russischen Tennisspielerin, aber auch die der Tennis-Welt.

Corriere della Sera (Italien)

Die Tennisspielerin der Titelseiten war noch nie so zerknittert. (...) Live und mit einer Dringlichkeit, die sofort verdächtig erschien, wird der traurige Moment der blonden Spitzensportlerin aus Sibirien (...) übertragen, die sich mit der schlimmsten Schande beschmutzt hat: dem Doping. (...) Das Make-up, das Hollywood für sie maßgeschneidert hat, für die ausgewanderte Russin, der die USA die Chance ihres Lebens bieten, ist abgebröckelt. Sie, die auf dem Platz so vorhersehbar und roboterhaft wirkt, wird vom wahren Leben überrascht.

Times (Großbritannien)

Den Sport in Misskredit zu verlassen, das Image zu zerstören, das sie sich so hart erarbeitet hat, wäre ein schwerer Schlag. Sicher ist, dass diese einzigartige Frau, die ihr ganzes Leben lang gekämpft hat, die Schlacht um Herzen und Verstand nicht ohne Gegenwehr verlieren wird.

Daily Mail (Großbritannien)

Der positive Test ist eine Katastrophe fürs Tennis (...) Jetzt ist einer der größten Stars des Sports der Geschichte gesperrt und für immer befleckt.

Gazeta Sporturilor (Rumänien)

Wie viel lügt sie, wie viel Wahrheit ist dabei? Was esst ihr in Russland? Maria will uns weismachen, dass sie kein Team hat, das sich um eines der kompliziertesten Themen im Tennis kümmert: die Anpassung an die neuesten Anti-Doping-Vorschriften. (...) Was sollen wir von der Nummer 500 in der Weltrangliste erwarten, wenn die reichste Spielerin der Welt die Anti-Doping-Frage dem Zufall überlässt?

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Ein herber Rückschlag ist das Geständnis Scharapowas für das Stuttgarter Damenturnier im April und dessen Namenssponsor Porsche. Man bedauere die aktuellen Nachrichten, teilte der Sportwagenbauer mit. „Bis weitere Details hierzu bekannt sind und wir die Situation analysieren können, haben wir uns entschieden, die geplanten Aktivitäten mit Scharapowa auszusetzen“, hieß es in einer Mitteilung. Auch der US-Sportartikelhersteller Nike legte den hoch dotierten Sponsoringvertrag vorerst auf Eis. Der Schweizer Uhrenhersteller TAG Heuer erklärte, dass der Ende 2015 ausgelaufene Vertrag mit der Russin nicht verlängert werde.

„Der positive Test ist eine Kata­strophe fürs Tennis. Jetzt ist einer der größten Stars des Sports der Geschichte gesperrt und für immer befleckt“, schrieb die britische Zeitung „Daily Mail“. Dass Scharapowa wissentlich gedopt haben soll, ist für den russischen Verbandspräsidenten Schamil Tarpischtschew „Blödsinn“. Er gehe davon aus, dass sie bei Olympia in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) spielen werde, sagte er. Scharapowa selbst hatte jüngst noch gesagt: „Ein Olympiasieg fehlt noch, ich würde gerne in Rio die Goldmedaille gewinnen.“