Los Angeles/Stuttgart . Sperre des Tennis-Stars hängt von Ermittlungen der Doping-Agentur ab. Scharapowas Sponsoren reagieren schon jetzt, auch Medien poltern.

Nach dem Dopinggeständnis von Maria Scharapowa gehen die ersten Sponsoren und Werbepartner auf Distanz zu der russischen Tennisspielerin. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA verwies auf die laufenden Ermittlungen des Weltverbandes ITF und wollte sich zum aktuellen Stand nicht weiter äußern. Die fast schon zu erwartende verbale Unterstützung erhielt die 28-Jährige aus ihrer Heimat. „Das ist alles Blödsinn. Ich denke, dass Scharapowa bei Olympia (in Rio de Janeiro im August) spielt“, sagte der russische Verbandspräsident Schamil Tarpischtschew der Agentur Tass.

Vorerst ist die fünfmalige Grand-Slam-Turniersiegerin jedoch suspendiert, ein Olympia-Start scheint nach aktuellem Stand ausgeschlossen. Experten rechnen mit einer möglichen Sperre von einem Jahr bis zu mehreren Jahren. Auch für das hochkarätig besetzte Stuttgarter Damen-Turnier im April und den Namenssponsor Porsche ist das Dopingvergehen Scharapowas ein herber Rückschlag.

Das ist Maria Scharapowa

Nation

Russland

Geburtsdatum

19. April 1987

Weltranglisten-Platz

7 (Stand März 2016)

Beste Platzierung

1 (August 2005)

Grand-Slam-Titel

5 (Wimbledon 2004, US Open 2006, Australian Open 2008, French Open 2012 und 2014)

Turniersiege insgesamt

35

Preisgeld insgesamt

Rund 36,8 Millionen US-Dollar (rund 33,5 Millionen Euro)

Besonderes

Scharapowa hat als eine von nur zehn Spielerinnen alle Grand-Slam-Turniere mindestens einmal gewonnen.

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Porsche und Nike reagieren

Man bedauere die aktuellen Nachrichten, teilte der Sportwagenbauer Porsche am Dienstag mit. „Bis weitere Details hierzu bekannt sind und wir die Situation analysieren können, haben wir uns entschieden, die geplanten Aktivitäten auszusetzen“, hieß es in einer Mitteilung an die Deutsche Presse-Agentur. Scharapowa ist Markenbotschafterin von Porsche und für das WTA-Turnier eine wichtige Attraktion.

Auch der US-Sportartikelhersteller Nike legte den hoch dotierten Sponsoringvertrag vorerst auf Eis. Nike wolle das Ergebnis weiterer Ermittlungen abwarten, bevor über die nächsten Schritte entschieden werden soll. Der Schweizer Uhrenhersteller TAG Heuer erklärte, dass der Ende 2015 ausgelaufene Vertrag nicht verlängert werde.

Presselandschaft ist entrüstet

Scharapowa wurde während der Australian Open im Januar die Einnahme der verbotenen Substanz Meldonium nachgewiesen. „Der positive Test ist eine Katastrophe fürs Tennis. Jetzt ist einer der größten Stars des Sports der Geschichte gesperrt und für immer befleckt“, schrieb die britische Zeitung „Daily Mail“ am Dienstag. Für die italienische „La Repubblica“ liegt „die Welt in Trümmern, sicherlich die Welt der russischen Tennisspielerin, aber auch die der Tennis-Welt.“

Pressestimmen zum Fall Scharapowa

Sport-Express (Russland)

Das Geschehene ist schwer zu begreifen. Nicht die Tatsache, dass Maria Scharapowa, Weltstar und Publikumsliebling, überführt wurde, ein verbotenes Präparat genommen zu haben. Umso mehr aber, dass das Mittel Meldonium als „unnütz" gilt und keinen besonderen Wettbewerbsvorteil bringen soll. Schockierend ist zudem etwas anderes: der Umstand, dass die Tennisspielerin den Moment verpasst hat, als das Mittel verboten wurde (...). Die Tennisspielerin hat selbst betont, dass sie nicht will, dass ihre Karriere so endet. Selbstverständlich gefällt uns diese Aussicht auch nicht. Daher bleibt uns nur, Maria zu wünschen, dass sie so schnell wie möglich auf den Court zurückkehrt.

La Repubblica (Italien)

Maria, was für ein hässliches Match. Sie ist in nüchternes Schwarz gekleidet, der Blick geht in die Ferne, die Arme sind vor der Brust verschränkt. Im Ambiente eines traurigen Kongress-Saals in einem zweitrangigen Hotel in Los Angeles verliert Maria Scharapowa das Spiel ihres Lebens. (...) Die Welt liegt in Trümmern, sicherlich die Welt der russischen Tennisspielerin, aber auch die der Tennis-Welt.

Corriere della Sera (Italien)

Die Tennisspielerin der Titelseiten war noch nie so zerknittert. (...) Live und mit einer Dringlichkeit, die sofort verdächtig erschien, wird der traurige Moment der blonden Spitzensportlerin aus Sibirien (...) übertragen, die sich mit der schlimmsten Schande beschmutzt hat: dem Doping. (...) Das Make-up, das Hollywood für sie maßgeschneidert hat, für die ausgewanderte Russin, der die USA die Chance ihres Lebens bieten, ist abgebröckelt. Sie, die auf dem Platz so vorhersehbar und roboterhaft wirkt, wird vom wahren Leben überrascht.

Times (Großbritannien)

Den Sport in Misskredit zu verlassen, das Image zu zerstören, das sie sich so hart erarbeitet hat, wäre ein schwerer Schlag. Sicher ist, dass diese einzigartige Frau, die ihr ganzes Leben lang gekämpft hat, die Schlacht um Herzen und Verstand nicht ohne Gegenwehr verlieren wird.

Daily Mail (Großbritannien)

Der positive Test ist eine Katastrophe fürs Tennis (...) Jetzt ist einer der größten Stars des Sports der Geschichte gesperrt und für immer befleckt.

Gazeta Sporturilor (Rumänien)

Wie viel lügt sie, wie viel Wahrheit ist dabei? Was esst ihr in Russland? Maria will uns weismachen, dass sie kein Team hat, das sich um eines der kompliziertesten Themen im Tennis kümmert: die Anpassung an die neuesten Anti-Doping-Vorschriften. (...) Was sollen wir von der Nummer 500 in der Weltrangliste erwarten, wenn die reichste Spielerin der Welt die Anti-Doping-Frage dem Zufall überlässt?

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Experte: Meldonium ist "Lifestyle-Droge"

Meldonium wird unter dem Markennamen Mildronat als Herzmedikament in den baltischen Staaten und in Russland vertrieben; in Deutschland ist es als Arzneimittel nicht zugelassen. Es soll die Durchblutung fördern und somit als Medikament für Angina Pectoris und Herzerkrankungen geeignet sein. Athleten versprechen sich durch die Einnahme der Substanz eine verbesserte Durchblutung und damit eine Steigerung der physischen sowie mentalen Belastungsfähigkeit.

„Ob es wirklich hilft, weiß ich nicht“, sagte der Leiter des Instituts für Dopinganalytik und Sportbiochemie Kreischa, Detlef Thieme, und sprach von einer „Lifestyle-Droge, die prophylaktisch genommen wird, obwohl ihre tatsächliche Leistung auf Sportler fragwürdig ist“.