Hamburg. Jürgen Brähmer muss seinen Titel zunächst allerdings am 12. März in Neubrandenburg gegen Eduard Gutknecht aus Gifhorn verteidigen.

Sein mit Höhen und Tiefen reich gepflasterter Lebensweg hat den Profiboxer Jürgen Brähmer gelehrt, Realist zu sein, anstatt Träumen zu lange nachzuhängen. Dennoch hat der 37-Jährige im Spätherbst seiner Karriere noch eine Vision, die Wirklichkeit werden soll: ein großer Kampf im Tennisstadion am Hamburger Rothenbaum. „Es wäre ein historischer Moment, dort als erster deutscher Weltmeister boxen zu dürfen“, sagt der WBA-Champion im Halbschwergewicht vom Berliner Sauerland-Team, der seinen Titel zunächst allerdings am 12. März in Neubrandenburg gegen Eduard Gutknecht aus Gifhorn verteidigen muss.

Der Rothenbaum, wo derzeit lediglich als regelmäßiger Termin eine Woche im Juli das traditionsreiche Herrenten-nisturnier ausgetragen wird, ist schon seit Jahren für einen Boxkampf im Gespräch. Die Mehrfachnutzung der Anlage ist zwar ein schwieriges Thema, zuletzt waren die Auflagen jedoch gelockert worden. In diesem Jahr findet dort beispielsweise Anfang Juni das letzte Grand-Slam-Turnier im Beachvolleyball vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) statt. Sauerland-Mitinhaber Kalle Sauerland sucht schon lange einen passenden Kampf, um den Rothenbaum mit rund 10.500 Plätzen füllen zu können. „Jürgen wäre dafür ein würdiger Hauptkämpfer“, sagt er.

Die Tennishalle am Rothenbaum in Hamburg
Die Tennishalle am Rothenbaum in Hamburg © Wolfgang Langenstrassen

Einen Wunschgegner für seinen Auftritt an der Hallerstraße hat Brähmer längst gefunden: Felix Sturm. Der ebenfalls 37 Jahre alte Kölner sicherte sich am vorvergangenen Sonnabend durch einenumstrittenen Punktsieg gegen den Russen Fedor Chudinov den WBA-WM-Titel im Supermittelgewicht, hatte danach allerdings offen gelassen, ob er seine Karriere fortsetzen werde. „Ich hoffe, dass wir ins Gespräch kommen. Ein Kampf gegen Felix wäre eine großartige Nummer für die deutschen Boxfans“, sagt Jürgen Brähmer, der kein Problem damit hätte, von seinem derzeitigen Gewichtslimit (bis 79,3 Kilogramm) in die niedrigere Gewichtsklasse (bis 76,2 kg) abzusteigen. „Ich habe schließlich lange im Supermittelgewicht gekämpft“, sagt er. Aber auch ein Duell in einem Zwischengewicht (Catchweight) sei denkbar.

Brähmer und Sturm kennen sich schon lange

Sturm und Brähmer kennen einander schon seit der Amateurzeit. 1997 standen sie sich im Finale der deutschen Meisterschaft sogar direkt im Ring gegenüber. Sturm trat damals noch unter seinem Geburtsnamen Adnan Catic an. Brähmer siegte und wurde dadurch deutscher Meister im Halbmittelgewicht. Später kämpften beide unter der Flagge des Hamburger Profistalls Universum, hatten mit Michael Timm denselben Cheftrainer. Als Sturm Chudinov besiegte, war Brähmer als Experte für den TV-Sender Sat.1 am Ring. „Felix hat eine richtig starke Leistung gezeigt. Ich glaube, dass wir den deutschen Fans einen Topkampf bieten würden“, sagt er.

Ein Duell mit Sturm wäre dem Schweriner am liebsten, aber auch ein Brite wie Nathan Cleverly (Wales) sei eine denkbare Option für einen Kampf am Rothenbaum. Diese Gegner erscheinen jedenfalls weitaus realistischer als die seit Jahren diskutierten Titelvereinigungen mit dem kanadischen WBC-Champion Adonis Stevenson oder dem russischen Dreifachchampion Sergej Kovalev (WBA Super, WBO, IBF), die in den USA stattfinden müssten. Brähmer: „Natürlich lockt das Geld, das man in den USA verdienen kann. Aber bislang war das alles nur leeres Gerede. Ich habe noch kein konkretes Angebot gesehen, und ich bin auch kein großer Amerika-Fan. Wenn ich dort boxe, wen interessiert das?“, sagt er ehrlich.

Lieber sei es ihm, seinen Fans in Deutschland spektakuläre Kämpfe zu bieten. „Es hat sich gezeigt, dass deutsche Duelle einen hohen Stellenwert haben. Sturm gegen Brähmer, das wäre ein Kampf mit riesigem Potenzial.“ Ein Kampf, für den der Rothenbaum der würdige Rahmen wäre.