Hamburg. Der Supermittelgewichts-Boxprofi aus Köln tritt an diesem Sonnabend in Oberhausen zum Rückkampf gegen den Russen Fedor Chudinov an.

Am Sonnabend (22.20 Uhr/Sat.1 live) bekommt Felix Sturm in Oberhausen die Chance, zum fünften Mal Weltmeister zu werden. Der 37 Jahre alte Kölner tritt zum Rückkampf gegen den Russen Fedor Chudinov an, gegen den er im Mai 2015 in Frankfurt seinen WBA-WM-Titel im Supermittelgewicht durch Mehrheitsentscheid verloren hatte. Das Abendblatt analysiert anhand von vier Kategorien seine Chancen, das Remacht zu gewinnen.

Erfahrung

Nicht nur aufgrund des Altersunterschieds von fast neun Jahren liegt Sturm, der seit Januar 2001 und damit achteinhalb Jahre länger als Chudinov Profikämpfe bestreitet, hier klar vorn. Er hat 48-mal im Ring gestanden, fünfmal verloren. Sturm hat 22 WM-Kämpfe bestritten, ist 20-mal über die volle Zwölf-Runden-Distanz gegangen. Chudinov bestreitet im Rematch erst seinen dritten WM-Kampf und ist in seinen bislang 14 Profifights nur zweimal über zwölf Runden gefordert worden. Er hat alle seine Kämpfe gewonnen.

Boxstil

An Chudinov beeindruckt die Ruhe und Abgeklärtheit, mit der seinen Stil durchzieht. Er ist ein Arbeiter, der stabil aus der Ringmitte heraus seine Attacken auf einem sehr soliden Jab und einem gefährlichen rechten Kopfhaken aufbaut. Er schlägt immer wieder Kopf-Körper-Serien, mit denen er die Deckung des Gegners öffnet, um dann seinen rechten Haken ins Ziel zu bringen.

Sturm hat seinen Stil in den vergangenen Jahren zum Negativen verändert. Während er als Amateur und in seinen ersten Profijahren durch seine Schnelligkeit, Variabilität und Finesse glänzte und die Gegner mit seinen blitzschnellen Händen und Schlagkombinationen teilweise vorführte, verlässt er sich mittlerweile zu sehr auf Einzelschläge. Harte Körpertreffer, mit denen er früher seine Gegner ausknockte, sieht man selten, ebenso den Aufwärtshaken, den er perfekt beherrscht. Stattdessen steht er oft in Doppeldeckung und bietet ein unbewegliches Ziel.

Ausdauer

Sturm ist in der Lage, zwölf Runden physisch durchzustehen. Chudinov erstaunte in Frankfurt viele, weil er von der ersten bis zur letzten Runde in einem konstant hohen Tempo boxte, kaum Zeichen physischer oder mentaler Müdigkeit zeigte. Er ist mit 28 Jahren in der Blüte seiner Leistungsfähigkeit und dürfte leichte Vorteile haben.

Taktik

Seinen Reiz zieht der Rückkampf daraus, dass die Vorzeichen verändert sind. Sturm ist Herausforderer, muss viel mehr arbeiten als im ersten Kampf, um den Champion in Schwierigkeiten zu bringen. Er muss mit seinem starken Jab Chudinovs Aufbau stören. Im ersten Duell war zu sehen, dass Sturm immer dann gut war, wenn er über Chudinovs hängende Führhand mit der Rechten zum Kopf schlug. Ein Mittel zum Sieg könnte sein, die Konter des Russen mit einem Gegenkonter zu beantworten. Dafür muss Sturm zwölf Runden lang in Bewegung sein.

Der Russe hat keinen Grund, seine Taktik zu verändern. Er wird erneut offensiv boxen und versuchen, den rechten Haken noch öfter zum Kopf zu bringen, um am Ende nicht auf die Punktrichter angewiesen zu sein.

Fazit

Sturm wird nicht noch einmal so passiv boxen wie im ersten Kampf. Aber weil er mehr riskieren und mehr Druck machen muss, wird Chudinov auch mehr Gelegenheiten bekommen, mit seinem starken rechten Haken zu kontern. Einem Sturm in der Form von vor zehn Jahren wäre ein Sieg zuzutrauen, dem in der Form der vergangenen Kämpfe nicht. Schafft er es noch mal, seine alten Tugenden zu vereinen, ist ein knapper Punktsieg möglich. Wahrscheinlicher ist, dass sich Chudinov dank seiner Physis und des Selbstbewusstseins durchsetzt, möglicherweise sogar vorzeitig in den späten Runden.