Gröden. Nach dem heftigen Sturz des Olympiasiegers Matthias Mayer, der sich trotz neuen Airbags schwer verletzte, gibt es Kritik an dem System.

Olympiasieger Matthias Mayer ahnte, warum er sich bei seinem Sturz in der Abfahrt in Gröden nicht noch schwerer verletzte. „Zum Glück habe ich den Airbag angehabt, der ist in der Luft aufgegangen. Das war in dem Fall sicherlich eine gute Lösung“, sagte der österreichische Skirennfahrer, der sich bei dem heftigen Aufprall am Samstag zwei Brustwirbel brach, noch in der Nacht in Innsbruck operiert wurde und die Alpin-Saison vorzeitig beenden muss.

Dass der 25-Jährige vor schlimmeren Verletzungen verschont blieb, könnte am Ski-Airbag gelegen haben. Das neue Sicherheitssystem ist seit dieser Saison im Weltcup im Einsatz und rückte nun erstmals in den Fokus. Hatte das Luftpolster den Österreicher vor einer womöglich fatalen Fraktur an der Wirbelsäule bewahrt? „Es hätte viel schlimmer sein können. Da wächst alles wieder zusammen“, meinte Mayer.

„Ich glaube, dass der Airbag Schlimmeres verhindert hat“, sagte der langjährige Renndirektor des Weltverbandes FIS, Günter Hujara, am Sonntag in Alta Badia. Der Schwarzwälder ist inzwischen technischer Experte bei der FIS und war an der Entwicklung des Airbags beteiligt.

Fahrer klagen über Behinderung

Der Airbag ist in seiner Premierensaison noch längst nicht Standard. Einige Fahrer glauben, er behindere sie auf der Strecke, andere sehen aerodynamische Defizite. Und weil der italienische Hersteller Dainese als Ausstatter viele Teams - wie das deutsche - gar nicht beliefert, nutzen nur wenige Sportler den Airbag. Bei seinem sechsten Renn-Einsatz in diesem Winter in Gröden hatten sich neben Mayer nur fünf weitere Abfahrer den Oberkörper-Protektor übergestreift. Für Hobby-Skifahrer ist der Airbag erst recht noch nicht zu haben.

Andere befürchten Fehlfunktionen, etwa dass der Airbag nicht nur bei einem Sturz ausgelöst wird. Das war eine der Schwierigkeiten bei der Entwicklung. Hujara spricht von einem komplizierten Algorithmus, der dieses Risiko ausschließen soll. Marco Pastore vom Hersteller Dainese erklärte, dass ein Sensor bei Mayer den unkontrollierten Abflug nach einer Bodenwelle erkannte und den Airbag noch in der Luft füllte.

Dass der Olympiasieger von Sotschi trotz des Luftpolsters verletzt wurde, sei nicht ungewöhnlich, meinte Hujara. „Er ist eine Hilfe. Es gibt kein System, das alles verhindert.“ Bei einem Autounfall selbst mit niedriger Geschwindigkeit seien die Insassen trotz Airbags und Sicherheitsgurts auch nicht vor Blessuren gefeit, verglich Hujara.

Ligety kritisiert Airbag-System

Heftige Kritik an dem neuen Airbag äußerte derweil Ted Ligety. "Unglücklicherweise" würden die Sportler als "crash test dummies" genutzt, um mit einem "nicht erprobten Airbag-System experimentieren zu können", schrieb der Ski-Olympiasieger und -Weltmeister aus den USA auf seiner Facebook-Seite.

Ligety, der als Aktivensprecher im Weltcup fungiert, forderte eine Untersuchung des Vorfalls. "Nach meinem Kenntnisstand war dies der erste richtige Crash mit diesem Airbag", dieser habe die "schlimmste Rückenverletzung in mehr als einem Jahrzehnt" zur Folge gehabt. Für ihn sehe es so aus, als habe der Airbag wie ein Hebel auf den Rücken von Mayer gewirkt, ergänzte der Amerikaner.

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