Hamburg. Die Kiezkicker setzen bei Standardsituationen auf kreative Varianten. Trainer Lienen lässt freie Hand.

In Zeiten, in denen dank modernster Technik die taktischen Vorlieben bis auf das kleinste Detail seziert werden, müssen besondere Maßnahmen her, um beim Gegner für einen Überraschungseffekt zu sorgen. Wie es gehen kann, dokumentierte der FC St. Pauli eindrucksvoll beim 4:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf vor zehn Tagen. Zwei ausgeklügelte kurz ausgeführte Freistoßvarianten düpierten die Rheinländer, die so zwei Gegentore hinnehmen mussten. „Jetzt müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen. Die Varianten aus dem Düsseldorfspiel sind ja jetzt bekannt“, sagte Trainer Ewald Lienen mit einem Augenzwinkern.

An Kreativität mangelt es den Standard-Schützen Christopher Buchtmann und Sebastian Maier nicht. Bei der Videoanalyse fiel St. Pauli auf, dass Düsseldorf bei Freistößen aus größerer Distanz nur eine Person in die Mauer stellt. Fehler erkannt, und gnadenlos ausgenutzt. „Daher ist uns die Variante eher spontan eingefallen. Düsseldorf hatte damit überhaupt nicht gerechnet und es nicht verstanden, im Spiel einen zweiten Mann dahin zu stellen. Das war klasse, dass wir so zwei Tore machen konnten“, sagte Buchtmann.

Bereits in der Sommervorbereitung hatte das Team von Ewald Lienen an speziellen Varianten bei Eckbällen und Freistößen gearbeitet. „Es ist schon wichtig, auch mal etwas Neues zu probieren. Wir werden uns mit dem Thema auch in Zukunft weiter beschäftigen“, sagte Christopher Buchtmann, der allerdings nicht glaubt, dass 1860 München dieselben Fehler macht wie die Düsseldorfer. Zumal Löwen-Trainer Benno Möhlmann im Stadion Augenzeuge der neuen Variabilität von St. Pauli wurde.

Mittelfeldstratege Buchtmann gibt vor dem Duell am Sonnabend einen kleinen, wenn auch eher wenig überraschenden Einblick in eine mögliche „neue“ Variante beim ruhenden Ball. „Vielleicht spielen wir den Ball einfach nur lang auf den Kopf von Lasse Sobiech oder Philipp Ziereis, und von da geht der Ball rein“, scherzte der 23-Jährige, der darauf hinweist, dass St. Pauli schon länger nicht mehr direkt per Freistoß oder nach einer Ecke getroffen hat.

„Das wird mal langsam wieder Zeit, dass Sebastian Maier oder ein anderer mal wieder einen Freistoß direkt reinhaut“, sagte Buchtmann.