Die Tennissaison ist für Angelique Kerber beendet, und sie endete mit einer Enttäuschung. Ein Satz nur hat ihr gefehlt, um als erste Deutsche seit Steffi Graf 1988 in das Halbfinale des WTA-Finals einzuziehen. Sie hat es nicht geschafft.

Es ist ein Kreuz mit der Kielerin, die ja tatsächlich die beste deutsche Spielerin seit Steffi Graf ist. Seit vier Jahren gehört sie praktisch ununterbrochen den Top Ten an. Das ist Leistungssport auf höchstem Niveau, das verdient jede Anerkennung. Vier Turniere hat sie allein in diesem Jahr gewonnen, sieben in ihrer Karriere. Weit über acht Millionen Dollar Preisgeld hat die 27-Jährige eingespielt. Und doch beschleicht einen der Verdacht, dass Angelique Kerber eine Unvollendete bleiben wird.

Der eine große Coup, der will ihr einfach nicht gelingen. Wenn es wichtig wird, die großen Spiele kommen, die ganz großen, dann funktioniert es nicht. Zweimal nur stand sie in Halbfinals bei Grand-Slam-Turnieren in ihrer Karriere, zwei weitere Male im Viertelfinale. Das ist bei ihrem Können einfach zu wenig. Besonders dramatisch war ihr Auftritt im Fed-Cup-Finale 2014, als sie gegen Tschechien beide Einzel verlor.

Und so muss man leider inzwischen wirklich befürchten, dass die goldene Generation des deutschen Damentennis mit Andrea Petkovic, Julia Görges, Sabine Lisicki und Kerber tatsächlich ihre Zukunft schon hinter sich hat. Und dass man angesichts der nachfolgenden Spielerinnen erst in ein paar Jahren zu schätzen weiß, wie gut Angelique Kerber tatsächlich war.