Zürich. Beim ersten Treffen ohne Blatter stehen wichtige Entscheidungen an. Im Fokus stehen der Wahltermin, die Reformen und der Ethikcode.

In Zürich startet am Dienstag die erste Sitzung des Fifa-Exekutivkomitees ohne die suspendierten Joseph Blatter und Michel Platini, die sich dennoch öffentlichkeitswirksam in Szene setzten. Der suspendierte Weltverbands-Präsident Blatter beklagte zuletzt via Schweizer Fernsehen eine „Vorverurteilung“ im größten Korruptionsskandal der Fußball-Geschichte. Und Europas Konföderationschef Platini fühlt sich angesichts seiner Sperre gleich „durch den Dreck gezogen“.

Neben den Folgen der Millionen-Zahlung von Blatter an Platini vor vier Jahren, die für beide zum Bann und damit auch Fehlen bei der Dringlichkeitssitzung führte, stehen unter Führung von Interimspräsident Issa Hayatou folgende Themen im Fokus:

WAHLTERMIN: Bisher ist die Kür des Nachfolgers von Blatter für den 26. Februar 2016 angesetzt. Sollte die Wahl nicht nach hinten verschoben werden und dazu wie bisher kurz nach Ablauf der Bewerbungsfrist am 26. Oktober ein Integritätscheck der Kandidaten folgen, würde dies so gut wie sicher das Aus der Uefa-Ambitionen von Platini bedeuten.

Bislang haben der französische Uefa-Chef, der zuletzt bei der Fifa-Wahl Blatter unterlegene Jordanier Prinz Ali bin al-Hussein und Ex-Profi David Nakhid aus Trinidad und Tobago erklärt, fristgerecht fünf Unterstützerstimmen eingereicht zu haben. Dieser Schritt wird auch vom asiatischen Konföderationspräsidenten Scheich Salman bin Ebrahim Al-Khalifa aus Bahrain erwartet.

Eine Bewerbung des von Franz Beckenbauer favorisierten Südafrikaners Tokyo Sexwale, ist derzeit offen. Spannend wird sein, ob sich die europäischen Verbände angesichts der schwierigen Lage von Platini noch zur Aufstellung eines Ersatzkandidaten durchringen oder in das Lager eines anderen Bewerbers wechseln.

REFORMEN: Bei dem Treffen erhält das Exko ein Update der Arbeit des neuen Reformkomitees unter Führung des Schweizer Anwalts François Carrard. Bei der nächsten Exekutivsitzung am 2. und 3. Dezember in Zürich soll dann eine Abstimmung über die Vorschläge folgen. Angesichts des „beschädigten“ Bilds der Fifa müsste die Reform nun „oberste Priorität“ haben, forderte das kooptierte Exko-Mitglied Moya Dodd aus Australien im BBC-Rundfunk. „Es ist wichtiger als die Wahlen, über die die Leute anscheinend am liebsten reden.“

ETHIKCODE: Blatter und Platini wurden von der rechtsprechenden Kammer der Fifa-Ethikkommission gesperrt. Über den genauen Grund für Suspendierungen dürfen die Ethikhüter aber derzeit genau wie über laufende Ermittlungen nicht die Öffentlichkeit informieren. Dies verbietet bislang der Ethik-Code des Weltverbands, die Ethikkommission drängt auf Aufhebung dieser Verschwiegenheitsklausel. Zuletzt schob das Exko das Thema an die Kommission für rechtliche Angelegenheiten zur „Beratung“ weiter, nun könnte die Transparenz-Reform endgültig kommen.

SOMMERMÄRCHEN: Offiziell steht der Medienbericht über vermeintliche „schwarze Kassen“ bei der deutschen Bewerbung für die WM 2006 nicht auf der Agenda. Diese wurde vor der „Spiegel“-Veröffentlichung publik gemacht. Doch auch bei der Fifa wird die laut Deutschem Fußball-Bund durch das WM-Organisationskomitee vorgenommene Zahlung an den Weltverband in Höhe von 6,7 Millionen Euro untersucht. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der die Vorwürfe am Montag erneut abstritt, wird als Mitglied des Exekutivkomitees in Zürich erwartet.