Berlin. Michel Platini erklärt in einem Interview, wie es zu der Zahlung von 1,8 Millionen Euro durch Joseph Blatter an ihn kam.

Nach seiner 90-Tage-Suspendierung für eine Sache „von Mann zu Mann“ fühlt sich Uefa-Präsident Michel Platini schlecht behandelt. Der Chef der Europäischen Fußball-Union beklagte sich in einem Interview der französischen Zeitung „Le Monde“, dass er nun mit allen anderen über einen Kamm geschoren werde. Er finde es schändlich, durch den Dreck gezogen zu werden. Indirekt bestätigte Platini, dass es für die Zahlung von 1,8 Millionen Euro durch den ebenfalls suspendierten Fifa-Chef Joseph Blatter an ihn keinen schriftlichen Vertrag gab.

Platini bekräftigte erneut, dass er an seinen Plänen für eine Kandidatur als Nachfolger Blatters festhalten will. „Auf jeden Fall, ich habe immer noch Lust darauf“, betonte er.

Es sei eine Sache von Mann zu Mann gewesen, sagte der Franzose. Er habe auch gelernt, dass laut Schweizer Recht ein mündlicher wie ein schriftlicher Vertrag gelte, meinte Platini, der neben seinen Leistungen für diese Summe in der Zeit von September 1998 bis Juni 2002 auch Details über das Zustandekommen der Übereinkunft mit Blatter verriet. „Die Geschichte mag erstaunlich erscheinen, sie ist trotzdem so“, meinte der 60-Jährige.

1998 habe ihn Blatter in Singapur auf dessen Zimmer gerufen. Platini war damals Chef des WM-Organisationskomitees. Die Wahlen des Fifa-Präsidenten standen an. Demnach habe der damalige Chef des Weltverbandes João Havelange eine Lösung mit Platini als Präsident und Blatter als Generalsekretär als „sehr elegante Lösung“ bezeichnet. Nur Platini wollte damals gar nicht. Blatter habe gesagt, dann bewerbe er sich, aber er brauche ihn (Platini).

Zwei Monate später habe man sich wiedergetroffen, Blatter habe ihn gefragt, wieviel er als Berater haben wolle. „Ich sagte: Eine Million.“ Darauf habe Blatter entgegnet: „Von was?“ Was er wolle, antwortete Platini, den Euro gab es damals noch nicht. Einverstanden, dann bekomme er eine Million Schweizer Franken pro Jahr, lautete Platini zufolge Blatters Antwort.

Der 79 Jahre alte Schweizer wurde von der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes ebenfalls für 90 Tage gesperrt. Er hatte gesagt, die Zahlung gehe auf ein „Gentlemen’s Agreement“ zurück.

Das Geld wurde erst 2011, also mit einer Verspätung von neun Jahren überwiesen, nachdem Platini seine Tätigkeit für Blatter - unter anderem die Reform des weltweiten Kalenders und eine Begleitung auf Reisen - einstellte, als er ins Fifa-Exekutivkomitee einzog. „Ich habe nicht danach gefragt, weil mir nichts gefehlt hat“, erklärte Platini und verwies darauf, dass er schon mit 17 Jahren Geld verdient habe.

Platini erzählte, dass er in den ersten Monaten seiner Tätigkeit gar kein Geld bekommen habe. Als er deswegen bei Blatter nachfragte, habe dieser ihm erklärt, dass er Platini nicht eine Million Franken zahlen könne. „Verstehst du, der Generalsekretär verdient 300.000 Schweizer Franken. Du kannst nicht mehr als dreimal soviel Gehalt bekommen. Also werden wir dir einen Vertrag über 300.000 Schweizer Franken machen und dir das Saldo später geben“, soll Blatter gesagt haben.

Als er Jahre später dann diesen Differenzbetrag einforderte, irrte Platini sich nach eigenen Angaben im bereits erhaltenen Betrag. „Ich erinnerte mich nicht, dass mir 300 000 Schweizer Franken gezahlt wurden, ich dachte es wären 500.000 und dass er mir daher 500.000 Nachzahlung für vier Jahre schuldete. Ich habe daher eine Rechnung über zwei Millionen geschickt.“ Dieses Geld sei zehn Tage später anstandslos gezahlt worden.