Hamburg. Ausgerechnet an alter Wirkungsstätte soll der HSV-Österreicher den verletzten Spielmacher Hunt ersetzen. Holtby wäre nur der Plan B.

Selbstverständlich hatte sich Michael Gregoritsch bereits am frühen Morgen einen genauen Plan für den freien Montag vorgenommen: sich bloß keinen genauen Plan machen. „Den freien Tag wollen meine Freundin Melanie und ich ohne große Pläne genießen“, sagt der HSV-Profi und umreißt seinen Planlos-Plan genüsslich: „Ein bisschen Bummeln, ein bisschen Shoppen und ganz viel Ruhe.“

Für Gregoritsch dürfte es die sprichwörtliche Ruhe vor dem erhofften Sturm sein. Denn nach drei Spielen ohne Treffer soll nun also er, der Schütze des letzten HSV-Tors, endlich mal wieder für ein Hamburger Erfolgserlebnis sorgen. Nicht als Stürmer. Sondern als Vertretung des verletzten Spielmachers Aaron Hunt. Das jedenfalls soll der Plan sein. Der A-Plan.

„Natürlich haben wir schon ein paar Ideen, wie wir Aaron Hunt nach seinem Muskelfaserriss ersetzen können“, sagte Bruno Labbadia bereits am Sonntag und konnte sich bei den Nachfragen, ob Gregoritsch eine dieser Ideen sei, das breite Grinsen einfach nicht verkneifen. „Lassen Sie sich überraschen“, antwortete Labbadia, „bis zum Spiel gegen Hoffenheim ist ja noch jede Menge Zeit.“

HSV gegen Bayer: Die besten Bilder des Spiels

Die Zuschauer sahen eine intensive Partie zwischen dem HSV und Bayer Leverkusen. Hier bekommt Julian Brandt (l.) den vollen Einsatz von Dennis Diekmeier zu spüren
Die Zuschauer sahen eine intensive Partie zwischen dem HSV und Bayer Leverkusen. Hier bekommt Julian Brandt (l.) den vollen Einsatz von Dennis Diekmeier zu spüren © WITTERS | TayDucLam
HSV-Verteidiger Emir Spahic (l.) traf in Leverkusen auf seinen Ex-Arbeitgeber
HSV-Verteidiger Emir Spahic (l.) traf in Leverkusen auf seinen Ex-Arbeitgeber © WITTERS | ValeriaWitters
Hier tauscht sich Spahic mitTorwart Rene Adler aus, der erst kurz vor der Partie als Nummer eins bestimmt worden war
Hier tauscht sich Spahic mitTorwart Rene Adler aus, der erst kurz vor der Partie als Nummer eins bestimmt worden war © WITTERS | TayDucLam
Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Pierre-Michel Lasogga nach einem Foul an Leverkusens Donati die Gelbe Karte
Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Pierre-Michel Lasogga nach einem Foul an Leverkusens Donati die Gelbe Karte © WITTERS | TayDucLam
Die Intensität nahm deshalb nicht ab: Lasogga (l.) schaut dem Zweikampf zwischen , Kyriakos Papadopoulos (M.) und Aaron Hunt (r.) zu
Die Intensität nahm deshalb nicht ab: Lasogga (l.) schaut dem Zweikampf zwischen , Kyriakos Papadopoulos (M.) und Aaron Hunt (r.) zu © WITTERS | ValeriaWitters
Stefan Kießling bleibt nach einem Zweikampf mit Albin Ekdal zunächst auf dem Rasen liegen
Stefan Kießling bleibt nach einem Zweikampf mit Albin Ekdal zunächst auf dem Rasen liegen © WITTERS | ValeriaWitters
Lewis Holtby (l.) kämpft mit Javier „Chicharito“ Hernandez um den Ball
Lewis Holtby (l.) kämpft mit Javier „Chicharito“ Hernandez um den Ball © WITTERS | TayDucLam
Mehrfach rettet Adler dem HSV durch Glanzparaden wie hier das 0:0
Mehrfach rettet Adler dem HSV durch Glanzparaden wie hier das 0:0 © WITTERS | TayDucLam
Aaron Hunt (l.) umdribbelt Bayers Tin Jedvaj
Aaron Hunt (l.) umdribbelt Bayers Tin Jedvaj © WITTERS | TayDucLam
„Chicharito“ (l.) und Kyriakos Papadopoulos verzweifeln an diesem Sonnabend gleich mehrfach an Adler
„Chicharito“ (l.) und Kyriakos Papadopoulos verzweifeln an diesem Sonnabend gleich mehrfach an Adler © WITTERS | TayDucLam
Karim Bellarabi (M.) und Ivo Ilicevic im Kampf um das Leder
Karim Bellarabi (M.) und Ivo Ilicevic im Kampf um das Leder © WITTERS | ValeriaWitters
Er wurde von den HSV-Fans mit lauten Pfiffen empfangen: Ex-Hamburger Hakan Calhanoglu
Er wurde von den HSV-Fans mit lauten Pfiffen empfangen: Ex-Hamburger Hakan Calhanoglu © WITTERS | ValeriaWitters
Doch auch der spät eingewechselte Calhanoglu (l.), hier bei der Beobachtung des Zweikampfs zwischen Holtby und Jonathan Tah (r.), vermochte es nicht, sein Team in Führung zu schießen. So blieb ...
Doch auch der spät eingewechselte Calhanoglu (l.), hier bei der Beobachtung des Zweikampfs zwischen Holtby und Jonathan Tah (r.), vermochte es nicht, sein Team in Führung zu schießen. So blieb ... © WITTERS | ValeriaWitters
... es am Ende beim 0:0. Dass die HSV-Spieler entgegen vieler Fans keinen Groll gegen Calhagnoglu hegen, zeigte Lasogga, der nach Abpfiff das Trikot mit dem Ex-Teamkameraden tauschte
... es am Ende beim 0:0. Dass die HSV-Spieler entgegen vieler Fans keinen Groll gegen Calhagnoglu hegen, zeigte Lasogga, der nach Abpfiff das Trikot mit dem Ex-Teamkameraden tauschte © imago/Hübner | imago sportfotodienst
Trainer Bruno Labbadia bedankte sich nach Abpfiff bei den Fans
Trainer Bruno Labbadia bedankte sich nach Abpfiff bei den Fans © WITTERS | TayDucLam
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Zwei mögliche Planspiele

Tatsächlich gibt es offenbar gleich zwei mögliche Planspiele, wie die offene Planstelle neu besetzt werden soll. Der A-Plan heißt Gregoritsch. Und der Plan B sieht Lewis Holtby in der Rolle des Regisseurs vor. Weil Holtby aber zuletzt sehr nachdrücklich unter Beweis gestellt hat, dass er momentan viel besser als Teil der Doppel-Sechs im defensiven Mittelfeld aufgehoben ist, soll sich in dieser Trainingswoche zunächst mal Gregoritsch aufdrängen.

„Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn ich tatsächlich wieder in die Zentrale rücken dürfte“, sagt Gregoritsch, der nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er sich ohnehin viel wohler im offensiven Zentrum als auf dem Flügel fühlen würde. „Ich habe früher fast immer zentral gespielt“, sagt der Österreicher, der zuletzt drei Treffer für Österreichs U21 gegen Aserbaidschan erzielte und noch immer auf ein Ticket für die Europameisterschaft in Frankreich hofft. „Im Zentrum kann ich viel besser meine Torgefahr und meine Stärken ausspielen“, sagt er.

Dabei macht der 21 Jahre alte Offensivallrounder auch kein Geheimnis daraus, dass die Partie in Hoffenheim, also an alter Wirkungsstätte, für ihn noch mal eine zusätzliche Motivation sei. „Für mich würde sich mit diesem Spiel ein Kreis schließen“, sagt Gregoritsch. „Nachdem ich es nie geschafft habe, für Hoffenheim als Profi aufzulaufen, wäre es umso schöner, wenn ich nun als HSV-Profi dort spielen dürfte.“

Großer Vorschusslorbeer in Hoffenheim

Rückblick: Bereits als 17-Jähriger unterschrieb Gregoritsch einen Profivertrag bei 1899 Hoffenheim, ließ sich aber zunächst direkt für ein weiteres Jahr an seinen Heimatverein Kapfenberger SV verleihen. „Im deutschsprachigen Raum gehört Michael zu den absoluten Toptalenten“, sagte Hoffenheims damaliger Manager Ernst Tanner, als sein Wunsch-Neuzugang ein Jahr später dann doch nach Hoffenheim kam – und sich zunächst mal auf dem vergleichsweise großen Trainingsareal verlief. „Das ist alles so weitläufig hier“, sagte Gregoritsch damals.

Den richtigen Weg fand der Teenager aber auch im restlichen Laufe seines ersten Jahrs in Deutschland nicht. Der 1,93-Meter-Schlaks durfte zwar in 28 Partien für Hoffenheims U23 in der Regionalliga Südwest auflaufen, bekam aber keine einzige Einsatzchance bei den Profis. „Für mich war das damals natürlich sehr bitter“, sagt Gregoritsch heute. „Und trotzdem war mein erstes Profijahr in Hoffenheim extrem lehrreich. Ich habe vier Trainer mitbekommen, den Fast-Abstieg der Profis und den Fast-Aufstieg der U23.“

Gerade mal zweieinhalb Jahre ist das alles her – und trotzdem hat sich seitdem viel verändert. Für Gregoritsch. Aber auch für Hoffenheim. „Mit Rudy, Volland, Grahl und Polanski sind gerade mal noch vier aus der damaligen Profimannschaft da“, sagt der Neu-Hamburger, der zudem mit Jeremy Toljan und seinem mutmaßlichen Gegenspieler Niklas Süle im Nachwuchs gemeinsam trainiert hat.

Kapitel TSG für Gregoritsch beendet

Vergangenheit. Abgehakt. „Eigentlich habe ich kaum bis gar keinen Kontakt mehr nach Hoffenheim“, sagt Gregoritsch, dessen Stern in Deutschland erst nach seinem Abschied aus dem Kraichgau aufgehen sollte. Zunächst ließ sich der Österreicher an den FC St. Pauli, dann an den VfL Bochum verleihen. Seit diesem Sommer, seit seinem Wechsel für 2,5 Millionen Euro zum HSV, ist das Kapitel Hoffenheim für Gregoritsch endgültig beendet.

Sollte Labbadias Gregoritsch-Plan nun ausgerechnet in Hoffenheim aufgehen, könnte sich der jüngste Torschütze in der Geschichte der österreichischen Bundesliga (15 Jahre und 361 Tage) direkt einen Dreiwochen-Stammplatz als Mittelfeldregisseur erspielen. Denn genau so lange droht Spielmacher Hunt auszufallen. Doch was passiert, wenn der Neuzugang aus Wolfsburg nach den Partien gegen Hoffenheim, Hannover und Darmstadt wieder fit ist? „Keine Ahnung“, sagt Gregoritsch. Man muss ja schließlich auch nicht immer alles planen.