Hamburg. Im November gastiert das Nationalteam beim Supercup. Für die Zukunft sind neue Formate angedacht.

Die Aufnahmen vom Tag des Handballs hat Andreas Michelmann immer noch auf seinem Smartphone. „Ein schöner Event“ sei das gewesen vor gut einem Jahr in der Frankfurter Commerzbank-Arena, die Schlagzeilen waren positiv, nicht nur wegen des Zuschauerweltrekords. „Aber schauen Sie: Der Abstand zum Spielfeld war sehr groß.“ Der neue Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) wüsste da geeignetere Spielstätten, wenn es darum geht, seinen Sport in einem anderen Ambiente zu präsentieren als in den zwar meist schicken, aber doch herkömmlichen Hallen.

Das Tennisstadion am Rothenbaum etwa wäre so ein „expressiver Schauplatz“, wie er Michelmann vorschwebt, oder auch der Hamburger Rathausmarkt. Der DHB-Chef hat beide Standorte bereits in Augenschein genommen. Ein Handballturnier unter freiem Himmel, auf Sand oder einem hölzernen Terrassenboden: Bisher ist das nicht mehr als eine Idee. Aber auch darüber will Michelmann reden, wenn sich die DHB-Spitze vom 30. Oktober bis zum 1. November zur Klausurtagung in Hamburg trifft. „Beachhandball hat bei den Olympischen Jugendspielen 2018 Hallenhandball aus dem Programm verdrängt“, sagt Michelmann, „wir müssen auf diese Entwicklung vorbereitet sein.“

„Perspektive 2020“ soll das Konzept betitelt sein, das Michelmann den Landesverbänden beim DHB-Bundesrat im Frühjahr vorlegen will. Die Jahreszahl ist nicht willkürlich gewählt: Bei den Spielen in Tokio soll die Männer-Nationalmannschaft Gold gewinnen. Das klingt ein wenig vermessen, bedenkt man, dass der Weltmeister von 2007 bei der WM im vergangenen Januar nur dank einer dubiosen Wildcard des Weltverbands mitspielen durfte.

DHB-Chef Michelmann erwartet höheren Zuschauerzuspruch als vor zwei Jahren

Aber Bundestrainer Dagur Sigurdsson lässt sich nichts anmerken, als Michelmann bei der Pressekonferenz in der Eilbeker Niederlassung des DHB-Gesundheitspartners AOK das olympische Fernziel formuliert. „Wir sind auf einem guten Weg und bauen sehr vernünftige Strukturen für die Nachwuchsförderung auf“, sagt der Isländer. Nach seinem Amtsantritt hat sich die Mannschaft souverän, wenn nicht sogar auf eindrucksvolle Weise für die Europameisterschaft im Januar in Polen qualifiziert. Am 2. November nun kommt sie in Kiel erstmals wieder zu einem Lehrgang zusammen, um anschließend beim Supercup gegen Brasilien, Serbien und Slowenien ihren Titel zu verteidigen (s. Info-Kasten).

Das Nationenturnier, das seit 1979 alle zwei Jahre an wechselnden Standorten in Deutschland ausgetragen wird, war einst nur Weltmeistern vorbehalten. Inzwischen ist die Zusammensetzung recht willkürlich, was den Wert für Sigurdsson aber nicht schmälert: „Unsere Gegner sind sehr stark.“ Serbien, auf das sein Team in Hamburg trifft, bescheinigt er sogar „Weltklasse-Qualität, wenn alle an Bord sind“.

Sigurdsson hat in jedem Fall Ausfälle zu verkraften: Kreisläufer Patrick Wiencek (Kiel) und der Berliner Halblinke Paul Drux sind verletzt. Dafür hat der Bundestrainer erstmals die jungen Kieler Rune Dahmke, 22, und Christian Dissinger, 23, berufen: „Wir wollen sie im Umfeld der Nationalmannschaft besser kennenlernen.“

Fragt sich nur, ob auch das Hamburger Publikum neugierig ist. Vor zwei Jahren kamen an zwei Spieltagen nur je 4000 Zuschauer in die Halle. Michelmann hat auch da ein klares Ziel: „Der DHB hat Hamburg als Olympiastadt unterstützt. Ich erwarte im Gegenzug, dass die Hamburger beweisen, dass sie wirklich sportbegeistert sind.“